Essen. Am Montag startet der Prozess gegen den Kinderpfleger, der in einer Kita übergriffig gewesen sein soll. Es gibt auch ältere Fälle.
Der Kinderpfleger, der im Juni 2023 vom Bistum Essen mit sofortiger Wirkung freigestellt wurde, muss sich ab Montag (11. Dezember) wegen des Vorwurfs des sexuellen Missbrauchs vor dem Landgericht verantworten. Der Mann hatte in einer Kita im Essener Süden gearbeitet, die vom „Kita Zweckverband“ des Bistums betrieben wird.
Mehrere Familien hatten unabhängig voneinander erklärt, dass sich der 25-Jährige gegenüber ihren Kindern massiv übergriffig verhalten haben soll. Daraufhin setzte der Zweckverband den Mann sofort frei und erstatte Anzeige.
Pfleger lockte Jungen unter Vorwand in den Keller
In der Anklageschrift stehen jetzt Einzelheiten, die dem Mann zur Last gelegt werden: Der Kinderpfleger soll demnach im Juni im Keller der Kita einen Fünfjährigen dazu genötigt haben, sich die Hose herunterzuziehen. Unter einem Vorwand soll der Pfleger den Jungen in den Keller gelockt haben. Für die Entblößung erhielt der Fünfjährige eine Tüte Gummibärchen.
Am selben Tag habe sich der Pfleger laut Anklage in einem Nebenraum der Kita die Hose heruntergezogen und Kindern seinen Penis gezeigt, um anschließend daran herumzuspielen. Dann habe der Pfleger die Kinder aufgefordert, ihn an seinem Geschlechtsteil zu berühren. Ein Junge, vier Jahre alt, soll dieser Aufforderung nachgekommen sein – auch dafür soll es eine Tüte Gummibärchen gegeben haben. Der Beschuldigte sitzt seit Bekanntwerden der Vorwürfe in Untersuchungshaft, war zwischendurch drei Wochen lang auf freiem Fuß. Der 25-Jährige ist insgesamt wegen vier Fällen angeklagt.
Gummibärchen als Belohnung
Schon im Frühjahr 2022, als der Angeklagte als Jugendtrainer in einem Fußballclub in einer Essener Nachbarstadt aktiv war, brachte er einen jungen Spieler (13) nach einem Gespräch über Bauchmuskeln dazu, ihm ein Foto von seinem nackten Oberkörper zu schicken. Dann fragte der Trainer den Jungen, ob er ihm auch ,mehr‘ schicken würde. Der 13-Jährige verstand richtig: Es ging um Nacktbilder. Doch der Junge weigerte sich. Der Kinderpfleger hatte sich das Vertrauen des Jungen durch gemeinsames Computerspielen erschlichen. Das soll sogar so weit gegangen sein, dass der junge Fußballspieler bei seinem Trainer übernachten durfte.
Im Zuge der Ermittlungen hatte die Staatsanwaltschaft auch Mitglieder eines weiteren Fußballvereins im Essener Süden befragt. Offenbar gab es dort aber keine Auffälligkeiten, die die Ermittler verwerten konnten. Doch ein Vorgang, der schon sechseinhalb Jahre zurückliegt, kommt jetzt im Zuge der Ermittlungen zum Vorschein.
Erster Vorfall liegt sechs Jahre zurück
Im Frühjahr 2017 soll der Beschuldigte im Essener Süden eine damals Zwölfjährige massiv drangsaliert haben, sie solle ihm ihre Brüste zeigen. Dafür würde das Mädchen auch zehn Euro erhalten. Das Mädchen wollte wegrennen, doch der Beschuldigte soll am T-Shirt des Mädchens gezogen und sie dann festgehalten haben. Der Beschuldigte soll dem Mädchen dann grob in die Jeans gegriffen haben, um die Hose zu öffnen.
Der 25-Jährige hat sich nach Angaben seines Verteidigers Volker Schröder bislang nicht zu den Vorwürfen geäußert. Gleichwohl betont der Rechtsanwalt, dass sein Mandant während der Zeit in der Untersuchungshaft Kontakt zu einer Hilfsorganisation für Sexualstraftäter aufgenommen habe. „Mein Mandant weiß, dass er nie wieder im pädagogischen Bereich mit Kindern arbeiten wird“, sagte Schröder bereits im August, als die Ermittlungen noch liefen.
Für den Prozess, der am Montag (11. Dezember) beginnt, sind zwei Verhandlungstage angesetzt.
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