Essen-Rüttenscheid. Studierende der Uni Köln haben ermittelt, wo in Rüttenscheid Gefahrenpunkte für Schüler liegen – und wie der Schulweg sicherer werden könnte.

Das Helmholtz-Gymnasium, das Maria-Wächtler-Gymnasium mit zwei Standorten, die Andreasschule und die Bertha-von-Suttner-Realschule liegen alle in einem geringen Radius in Rüttenscheid. Immer wieder gibt es Überlegungen, wie man die Verkehrssicherheit von Schülerinnen und Schülern in diesem Bereich erhöhen könnte. Jetzt haben Studierende des Institutes für Physikdidaktik an der Uni Köln in Zusammenarbeit mit Physikschülerinnen und -schülern des Helmholtz-Gymnasiums konkrete Gefahrenpunkte ermittelt und Lösungsideen gesammelt. Im Zentrum stand dabei die Zone unmittelbar um das Gymnasium herum.

Das Projekt am Essener Helmholtz-Gymnasium

Physiklehrer Waldemar Nowak hat das Projekt initiiert. Ihm sei es darum gegangen zu zeigen, was ein naturwissenschaftliches Fach ganz konkret mit der Realität zu tun habe, sagt er. Und zwar, in dem man die Frage beantworte: „Welchen Beitrag kann das Fach Physik zur Verbesserung der Verkehrssituation leisten?“. Unter der Leitung von André Bresges, Direktor des kooperierenden Institutes an der Uni Köln, arbeiteten elf Masterstudierende mit den Schülerinnen und Schülern zusammen.

Sie führten eine verkehrsphysikalische Untersuchung durch und erstellten ein Verkehrssicherheitskonzept. Dafür beobachteten sie unter anderem die Situation vor Ort und führten Interviews mit Schülerinnen und Schülern. Als besonders risikoreiches Zeitfenster beobachteten sie und analysierten sie den Schulschluss auf Basis eines Leitfadens.

Die Gefahrenstellen rund um das Helmholtz-Gymnasium

1. Kreuzung Rosastraße/Isenbergstraße

Hier parken der Beobachtung nach oft Autos auf dem Bürgersteig. Außerdem staue es sich morgens und mittags. Grund: Das Helmholtz-Gymnasium hat an der Isenbergstraße seinen Nebeneingang, Eltern lassen ihre Kinder dort morgens aus dem Auto und sammeln sie mittags wieder ein. Andererseits, so das Projektteam, staue es sich auch, weil manche Eltern ihr Kind bis direkt vor den Haupteingang der Schule in der Rosastraße fahren wollen.

2. Baustelle an der Kreuzung Von-Einem-Straße/Rosastraße

Iqony führt hier aktuell Arbeiten durch, um die neuen Sporthalle des Helmholtz-Gymnasiums ans Fernwärmenetz anschließen zu können. Laut Sprecher Daniel Mühlenfeld soll die Baustelle pünktlich zum Wiederbeginn der Schule am 8. Januar verschwunden sein. Aktuell ist die Kreuzung in zwei Richtungen abgesperrt. Deshalb sind laut der Studierenden sowohl Fußgänger und Fahrradfahrer als auch Autofahrer eingeschränkt. Dazu sei die Straße sehr eng und erfordere viel Vorsicht.

3. Lehrerparkplatz

Lehrerinnen und Lehrer des Helmholtz-Gymnasiums können ihre Autos auf einem Parkplatz am Ende der Rosastraße, nahe des Sport- und Tanzinternates, abstellen. Wie das Projektteam beobachtet hat, fahren aber auch Eltern und Fahrschulautos darauf. So fülle sich der Parkplatz gegen Schulende, die Autos hielten in der Mitte und nutzten ihn auch als Dreh- und Wendemöglichkeit. Wenn dann auch noch der Schulbus in die Straße fahre, staue sich manchmal alles und es entstehe Chaos. Die Erhöhung beim Fußgängerüberweg lasse die Autos abbremsen, wodurch die Kreuzung unübersichtlicher werde und die Autofahrer langsamer.

4. Einfahrt zum Sport- und Tanzinternat

Die Einfahrt wird der Beobachtung nach gerne von Eltern genutzt, um hineinzufahren und zu wenden und so die Kinder aus dem Auto zu lassen. Dabei sei sie gerade einmal breit genug, damit zwei Autos aneinander vorbeifahren können. Das Problem an der Stelle sei, dass die Internatsschülerinnen und -schüler diesen Weg nutzen, um zur Schule zu kommen. Die Manöver der Eltern gefährdeten sie.

5. Schuleingang Helmholtz-Gymnasium

Hier identifizierten die Studierenden gleich mehrere mögliche Gefahren für Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer. Eine der größten Gefahren, so schildern sie, bestehe darin, dass der Radweg zu klein sei. Das könne zu Konflikten zwischen Radfahrern und Fußgängern führen. Besonders wenn viele Schülerinnen und Schüler sich auf den Heimweg machten, seien mehr Fahrräder unterwegs.

Eltern, die ihre Kinder von der Schule abholen möchten, führen oft mit dem Auto bis zum Schuleingang. Wendungen könnten dabei zum Zusammenstoß mit Schülern führen. Zudem verengten viele am Straßenrand geparkte Autos die Fahrbahn. Dies könne gefährliche Situationen verursachen, insbesondere während der Hauptverkehrszeit, wenn eine große Anzahl von Schülern auf einmal die Schule verlasse.

Schulwege in Rüttenscheid sicherer machen: Die Lösungsideen

Zuerst wurden viele verschiedene Lösungsansätze gesammelt. Darunter sind zum Beispiel diese: Fahrradwege breiter bauen, Fahrradzufahrt und Fahrradparkplatz ausbauen, Poller zur Begrenzung an der Schuleinfahrt, damit keine Autos mehr hineinfahren können, Einrichtung einseitiger Haltebuchten, Radarkontrollen, mehr Zugänge zur Schule (auch seitlich), Bau einer Tiefgarage, eine Schranke am Lehrerparkplatz. Auch sehr kühne Ideen wie der Bau einer U-Bahn-Station direkt an der Schule kamen zunächst einmal auf die Liste.

Zwei Ideen favorisierte das Projektteam, weil sie leicht umzusetzen und die Kosten überschaubar seien. Zum eine könnte man laut ihrer Überlegung das Stück der Rosastraße vor dem Helmholtz-Gymnasium zur Einbahnstraße machen, um den Verkehrsfluss zu verbessern. Hineinfahren könnte man von der Isenbergstraße kommend. So, schildert das Projektteam, hätte man nicht mehr das Problem einer zu schmalen Fahrbahn für zwei entgegenkommende Autos und Fahrräder. Außerdem würden sowohl der Lehrerparkplatz als auch die Auffahrt zum Internat nicht mehr als Dreh- und Wendemöglichkeit genutzt.

In der Einbahnstraße wird zudem die Einführung eines verkehrsberuhigten Bereiches vorgeschlagen. Zu den laut Projektteam möglichen größeren Veränderungen zählt zum Beispiel ein breiterer Fußweg.

Fazit

Konkrete Auswirkungen auf die Verkehrssituation an den Schulen wird das Projekt wohl zunächst nicht haben. Das war aber auch nicht das Ziel. Neben der Lernpraxis für die Schülerinnen und Schüler ging es laut Schulleiterin Nadine Lietzke-Schwerm darum, einen wissenschaftlichen und faktenbasierten Beitrag zur Diskussion um die Verkehrssituation zu leisten. Es gebe viele verschiedene Interessengruppen im Bereich um die Schulen, die ihre jeweiligen Bedürfnisse artikulierten und dementsprechend etwas anderes wollten: Anwohner und Lehrkräfte auf Parkplatzsuche, Dienstleister, Rettungskräfte, Eltern(taxis), Schwimmbadbesucher, Klimaschützer, Markthändler, Radfahrer. Manchmal entstehe der Eindruck, dass von allen Seiten an der Schule gezogen werde. Aber: „Mein schlichtes Interesse ist es, dass unsere Schülerinnen und Schüler sicher zur Schule und wieder zurück kommen.“

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