Essen. Weil Baugrundstücke knapp sind, könnte öfter in die Höhe gebaut werden. Die Stadt Essen sagt, wo dies städtebaulich erwünscht wäre.
„Phil“ blickt auf alle herab: Der 60 Meter hohe Wohnturm an der Huyssenallee überragt deutlich das Quartier an der mittleren Huyseenallee, dessen Mittelpunkt er ist. Stadtplaner sprechen von einer Landmarke. Für den Fall, dass weitere folgen sollten, hat sich das Stadtplanungsamt Gedanken gemacht, wo weitere Hochhäuser entstehen könnten und wie hoch hinaus es dort gehen darf. Dabei herausgekommen ist ein „Hochhausentwicklungskonzept“, dass der Politik nun zur Beratung vorliegt.
Mit dem Entwicklungskonzept reagiert die Stadt einerseits auf Anfragen von Investoren, berichtet Andreas Müller, Leiter des Stadtplanungsamtes. Andererseits trage die Stadt dem Umstand Rechnung, dass Baugrundstücke knapp sind und es deshalb grundsätzlich sinnvoll sei, in die Höhe zu bauen. Wobei die Planer den Fokus auf die Quartiere rund um die Innenstadt gelegt haben.
Ganz hoch hinaus, also über eine Höhe von 80 Metern könnte man nach den Vorstellungen der Planer in „Phils“ Nachbarschaft an der Huyssenallee gehen, mit bester Aussicht auf den Stadtgarten. Wer dabei den Central Park in New York vor Augen hat, liegt nicht falsch. Die hohen Wohnhäuser rund um die grüne Lunge der Millionenstadt sind stadtbildprägend und Anschauungsobjekt für Städteplaner.
Im weiteren Verlauf der Huyssenallee in Richtung Rüttenscheid soll die Höhe der Bebauung dann abnehmen, zwischen 60 und 80 Meter halten die Planer dort für angemessen.
Im Essener Universitätsviertel sehen die Stadtplaner Potenzial für weitere Hochbauten
Als denkbare Standorte für Hochhäuser jenseits der 80-Meter-Marke hat das Planungsamt zudem das Universitätsviertel ausgemacht. Auch wenn die HochschulePläne für einen architektonisch spektakulären Bibliotheksturm längst wieder verworfen hat, sehen die Planer dort Potenzial für Hochbauten.
Ähnliches gilt für die Schützenbahn, an der das Rathaus Gesellschaft weiterer Hochhäuser bekommen könnte. Und auch entlang von Hache- und Hollestraße wären Hochhäuser denkbar. „Durch den Bau der Citybahn bekommen wir dort mehr Dynamik“, ist sich Planer Martin Schlegel sicher, der das Hochhausentwicklungskonzept maßgeblich mitgestaltet hat.
Hochhäuser in der Nähe des Hauptbahnhofs würden Essens Skyline ergänzen. Auch wenn diese lückenhaft ist, hebt sich die Ruhrstadt durch die Silhouette ab von den anderen Städten im Revier. Mit 127 Metern ist übrigens der RWE-Turm die höchste Landmarke der Stadt.
An Architekten und Planer von Hochhäusern hat die Stadt Essen klare Erwartungen
Raum für Hochhausbauten sehen die Planer zudem in der Weststadt und an der A40, sollte die Autobahn eines Tages tatsächlich zwischen Holsterhausen und Frohnhausen mit einem Deckel versehen werden.
Stadtplaner denken eben langfristig. Dennoch will man vorbereitet sein, sollten Planer und Investoren mit konkreten Vorstellungen auf die Stadt zukommen, sagt Andreas Müller. Wobei das Entwicklungskonzept sehr wohl bindend sei. Was nicht bedeute, dass man über Details nicht auch nach einem Beschluss reden könne, so Müller.
Die Stadt hat jedenfalls eine Erwartungshaltung, die da wäre: Hochhäuser sollen nachhaltig gebaut werden. Sie sollen auch der Öffentlichkeit Raum bieten, sei es zum Beispiel durch Geschäfte im Erdgeschoss oder in Form einer für jedermann zugänglichen Dachterrasse.
Der Bau eines Hochhauses ist kostspielig, ab 60 Meter wird es noch teurer
Nachteilige Auswirkungen auf die Umgehung seien selbstredend zu vermeiden. Damit die Nachbarschaft weiß, was auf sie zukommt, soll konkreten Planungen ein Architektenwettbewerb vorausgehen. Denn: „Es ist hilfreich für den Dialog zwischen Projektentwicklern und Bürgern“, ist Andreas Müller überzeugt. Damit es erst gar nicht zum Streit kommt.
Angesichts der krisenbedingten Flaute in der Baubranche, ist vorerst allerdings nicht zu erwarten, dass Projektentwickler und potenzielle Investoren den städtischen Planern im Deutschlandhaus die Türen einrennen. Bauen ist derzeit teuer. Das gilt umso mehr, wenn es höher hinausgehen soll als 60 Meter. Denn dann greifen noch strengere Brandschutzvorgaben. „Dann muss ein zweites Fluchttreppenhaus her“, erläutert Andreas Müller, was die Kosten weiter in die Höhe treibt.
Weniger kostspielig wäre es, bestehende Gebäude aufzustocken. Der Gesetzgeber arbeite daran, rechtliche Hürden abzusenken, um das Aufstocken zu erleichtern, berichtet Martin Schlegel. „Das wäre in Essen sehr willkommen.“
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