Essen. Eine Aktion an allen Essener Grund- und Förderschulen soll etwas gegen Elterntaxis bewirken. Kinder geben in Frintrop den Startschuss dafür.

An der Altfriedschule in Frintrop haben Eltern, Schulleitung, Verkehrswacht und Polizei den Startschuss einer stadtweiten Plakataktion gegen Elterntaxis gegeben. Unter dem Motto „Zu Fuß zur Schule – Frische Luft statt Elterntaxi“ sollen bunte Banner etwas bewegen. In der Vergangenheit sei es an der Grundschule immer wieder zu Unfällen beim Ausparken gekommen, berichten die Protestierenden. Und die Kinder berichten aus ihrer ganz persönlichen Perspektive.

„Zu Fuß zur Schule“: Schulen, Politik, Verkehrswacht und Stadt wollen mit der Banneraktion gemeinsam auf das Elterntaxi-Problem in Essen aufmerksam machen.
„Zu Fuß zur Schule“: Schulen, Politik, Verkehrswacht und Stadt wollen mit der Banneraktion gemeinsam auf das Elterntaxi-Problem in Essen aufmerksam machen. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Viele Kinder werden derzeit mit dem Auto zur Schule gebracht. Aus Sicht mancher Eltern ist es schlicht weniger Aufwand, die Kinder mit dem Pkw zu bringen und dann weiter zur Arbeit zu fahren. Das Problem: Zu viele Autos verstopfen die Straße, machen den Schulweg unübersichtlicher und werden so zu einer Gefahr für Kinder, die zu Fuß zur Schule gehen. Das Elterntaxi-Problem ist seit Jahren bekannt und es gibt verschiedene Ideen, um etwas dagegen zu tun. Die Banneraktion soll nun noch einmal mehr Aufmerksamkeit auf das Thema lenken. Jede der 100 Essener Grund- und Förderschulen hat von der Verkehrswacht ein Banner zum Aufhängen bekommen.

Schulen in Essen: Aktion soll der Vielzahl an Elterntaxis etwas entgegensetzen

Während Kinder sich im Auto nur mit den Eltern unterhalten können, rege ein gemeinsamer Spaziergang zur Schule zum Austausch mit anderen Kindern an, lautet ein Argument. So werden des Öfteren Gruppen gebildet, sodass mehrere Kinder zusammen in die Schule gehen. Anja Löhrmann ist Vorsitzende bei der Verkehrswacht in Essen. Sie sieht insbesondere die positiven Effekte durch den morgendlichen Spaziergang. „Der Fußweg zur Schule ist für die sozialen Kontakte absolut wichtig. So lernen die Kinder auch etwas über die Teilnahme am Verkehr“, sagt Löhrmann. Kinder seien oft bereit, auch zu Fuß in die Schule zu gehen – an den Erwachsenen scheitere es aber häufig. „Man muss immer wieder an die Vernunft der Erwachsenen appellieren“, sagt die Vorsitzende der Verkehrswacht.

„Der Fußweg zur Schule ist für die sozialen Kontakte absolut wichtig. So lernen die Kinder auch etwas über die Teilnahme am Verkehr“, sagt Anja Löhrmann, Vorsitzende der Verkehrswacht Essen.
„Der Fußweg zur Schule ist für die sozialen Kontakte absolut wichtig. So lernen die Kinder auch etwas über die Teilnahme am Verkehr“, sagt Anja Löhrmann, Vorsitzende der Verkehrswacht Essen. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Zeynep Turhan bringt ihre beiden Töchter mit dem Auto in die Schule. Die Kinder gehen in die erste und dritte Klasse. Für die Mutter spielt besonders das morgendliche Zeitmanagement eine große Rolle. „Wenn ich das mit der Zeit schaffen würde, dann könnte ich mir auch vorstellen, zu Fuß zu gehen. Die eine Tochter trödelt immer und die andere möchte früh los“, sagt Turhan. Bisher fahre sie auch immer mit dem Auto, damit sie im Anschluss direkt weiter zu ihrer Arbeit fahren könne.

Andere Eltern besitzen gar kein Auto und sind so gezwungen, andere Wege zur Schule zu nehmen. Tea Miersch läuft mit ihrer Tochter Marta jeden Tag zur Schule. „Ich habe gar kein Auto und wir wohnen hier in der Nähe“, sagt die Mutter. Marta treffe so auch regelmäßig andere Kinder, die mitlaufen. Trotzdem beneidet die Erstklässlerin manchmal andere Kinder: „Ich würde auch gerne mit dem Auto gefahren. Das macht mir mehr Spaß.“

Immer wieder gefährliche Situationen an Essener Schulen

Erst vor Kurzem wurde an der Altfriedschule ein neuer Parkplatz eröffnet. Schulleiterin Christa Becker ist darüber jedoch nicht erfreut. Seit der Eröffnung sei es immer wieder zu gefährlichen Situationen gekommen. „Es gab Auffahr- und Rangierunfälle, Autos sind in parkende Wagen und in den Zaun gefahren. Gott sei Dank stand da kein Kind!“, sagt die Schulleiterin. Ein Grund für die gefährliche Situation sei, dass nicht geklärt sei, wem der Parkplatz gehört. „Derzeit ist der Parkplatz noch öffentlich. Das kann aber nicht richtig sein, nur damit Frintrop einen neuen Parkplatz hat“, sagt Christa Becker.

„Es gab Auffahr- und Rangierunfälle, Autos sind in parkende Wagen und in den Zaun gefahren“, sagt Christa Becker, Schulleiterin an der Altfriedschule in Essen-Frintrop.
„Es gab Auffahr- und Rangierunfälle, Autos sind in parkende Wagen und in den Zaun gefahren“, sagt Christa Becker, Schulleiterin an der Altfriedschule in Essen-Frintrop. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Für die Polizei ist besonders die präventive Arbeit der Verkehrswacht wichtig. Andreas Malberger ist Leiter des Verkehrsdienstes der Polizei Essen. Die Statistik spreche gegen signifikante Sicherheitsprobleme mit Elterntaxis. „Es gibt zwar Schulwegunfälle, aber keine nah am Schulgelände“, sagt Malberger. „Die Aktion soll präventiv wirken. Außerdem ist hier ja ein absolutes Halteverbot. Die Eltern sind also gezwungen, die Kinder vorher abzuladen oder zu Fuß zu bringen. Die Knubbelei soll hier nicht passieren“, sagt der Polizist.

Klasse der Altfriedschule in Frintrop präsentiert Umfrage zum Schulweg

Die Klasse 4B der Altfriedschule hat sich mit dem Schulweg der anderen Kinder beschäftigt. Nach mehreren Umfragen kam heraus, dass ein Drittel der befragten Kinder mit dem Auto zur Schule gebracht werde. Die Mehrheit würde jedoch mit dem Roller oder zu Fuß in die Schule kommen. Darüber hinaus äußerten die Kinder Wünsche wie einen Rollerparkplatz oder eine längere Grünphase der Ampeln.

Nils (10), Lucia (9), Lasse (9) und Leonie (9, von links) haben an einer Umfrage zum Thema Elterntaxis an der Altfriedschule mitgearbeitet.
Nils (10), Lucia (9), Lasse (9) und Leonie (9, von links) haben an einer Umfrage zum Thema Elterntaxis an der Altfriedschule mitgearbeitet. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Auch Sicherheitsbedenken der Kinder werden laut. Leonie aus der 4B hat einen besonderen Wunsch für ihren Schulweg. „Ich wünsche mir, dass es extra Wege für E-Roller gibt. Man wird manchmal fast umgefahren von denen“, sagt sie. Sie selbst genießt es, auf dem Schulweg zu Fuß oder mit dem Roller Freundinnen zu treffen –und kann so vielleicht auch andere davon überzeugen, auf das Elterntaxi zu verzichten.

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