Essen. Im Essener Aalto-Theater sind die „Geisterritter“ unterwegs. Was die Familienoper nach der Vorlage von Cornelia Funke so außergewöhnlich macht.

Pedro Obiera

Das hat es im Essener Aalto-Theater auch noch nicht gegeben: Zum Schlussapplaus schweben Dutzende Luftballons in den Zuschauerraum, und nach der Vorstellung trifft man sich zum „Meet and Greet“ mit den Darstellern im Foyer: Das Essener Opernhaus hat eine Familienoper. Nach Bonn und Düsseldorf haben die „Geisterritter“ nun auch im Aalto-Theater Einzug gehalten. Die Essener Premiere im Beisein des Komponisten wurde begeistert aufgenommen.

James Reynolds Opern-Version nach dem gleichnamigen Roman von Cornelia Funke ist eine der schillerndsten Produktionen der „Jungen Oper Rhein Ruhr“ einem Zusammenschluss der Opern von Düsseldorf/Duisburg, Bonn und Dortmund. Und sie entspricht voll und ganz deren Leitlinie, Musiktheater für junge Leute so attraktiv und aufwendig wie möglich zu präsentieren und dabei nicht am falschen Ende zu sparen.

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Gekleckert wird nicht, was Bühnenbild und technische Ausstattung, das Personal mit massiv besetztem Chor, großem Orchester und 24-köpfigem Ensemble und nicht zuletzt den Anspruch auf hohe Qualität der Auftragskomposition angeht.

Große Bilder, großes Orchester und viel Personal auf der Bühne: Die „Geisterritter“ sind eine aufwendige Produktion.
Große Bilder, großes Orchester und viel Personal auf der Bühne: Die „Geisterritter“ sind eine aufwendige Produktion. © Zentrale | Matthias Jung/TUP

Mit zwei Stunden inklusive einer Pause rührt die Spieldauer an die Grenzen einer Jugendproduktion, wobei Stoff und Machart so starke Parallelen zu vertrauten Genres wie den Harry-Potter-Filmen aufweisen, dass die Spannung durchaus gewahrt bleibt. Die Altersempfehlung ab zwölf Jahren sollte gleichwohl berücksichtigt werden.

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Die Handlung kreist um die Erlebnisse des Internats-Schülers Jon Whitcroft, dessen Familie von einem bösen Geist heimgesucht wird, der schließlich mit Hilfe von verstorbenen Rittern und anderer realer und irrealer Gestalten besiegt werden kann. Eine Geschichte mit einer gehörigen Prise Grusel, die nach einer cineastisch gefärbten Musik ruft, die der kalifornische Komponist auch reichlich liefert. Stilistisch hüpft er wie ein versierter Filmkomponist durch alle Genres von symphonisch satten Breitwandklängen bis zu Hip-Hop-Anleihen, wobei das mit viel Schlagwerk und Effektinstrumenten ausgestattete Orchester für die nötige Farbigkeit sorgt.

Das Video-Team „fettFilm“ ermöglicht mit raffinierten Videotechniken rasche und reibungslose Szenenwechsel zwischen Eisenbahnwaggon und Schulstube, schaurigen Kathedralen und noch schaurigeren Friedhöfen. Regisseur Erik Petersen lässt es an nichts fehlen, um Chor und Solisten in den üppig ausgestatteten Kostümen von Kristopher Kempf wirkungsvoll in Szene zu setzen.

Ein flottes Märchen mit spürbarem Gruselansatz

Starke musikalische Akzente, wie man sie von großen Produktionen für Erwachsene gewohnt ist, setzen unter Leitung von Wolfram-Maria Märtig die Essener Philharmoniker, der Chor und nicht der Kinderchor des Aalto Theaters. Das gilt nicht minder für die Besetzung der vielen Rollen mit Aljoscha Lennert als Jon Whitcroft und Lisa Wittig (alternierend Anke Krabbe) als dessen Freundin Ella Littlejohn an der Spitze, wobei man auch für die kleineren Partien nicht an prominenten Kräften wie Marie-Helen Joël, Christina Clark, Rainer Maria Röhr und vielen anderen gespart hat.

Ein flottes Märchen mit spürbarem Gruselansatz für die ganze Familie.

Die nächsten Aufführungen im Aalto Theater Essen: am 10., 11., 12. und 27. Dezember, am 7. Januar sowie am 25. Februar. Infos und Tickets: www.theater-essen.de