Essen. 100 Meter vom Hauptbahnhof Essen entfernt ist ein Kasten abgebaut worden, der Trinkern als Stehklo dienen sollte. Das hat nie funktioniert.

Ende eines Versuchs, der wohl von Anfang an zum Scheitern verurteilt war: Das im Jahr 2016 errichtete „Urinal“ aus Edelstahl an der Hollestraße gegenüber vom Eingang der Stadtbibliothek ist vor wenigen Tagen wieder abgebaut worden. „Es wird dort auch nicht wiederkommen“, kündigt Stadt-Sprecherin Silke Lenz an. „Die Erkenntnis ist, dass es dort nicht angenommen wird und es im Gegenteil ständig zu Vandalismus-Schäden kommt.“

Schauplatz ist die Hollestraße - ein unwirtlicher Ort in direkter Nähe des Hauptbahnhofs. Auf der nördlichen Seite der Hollestraße die zugigen Bauten des Gildehof-Centers, auf der südlichen Seite sieben marode Bögen des Bahndamms, verschmiert mit Graffiti, die Fenster sind zerstört. Die Katakomben unter den Gleisen beherbergten mal die Bahnhofsmission und einen Kiosk. Es ist zu befürchten, dass diese Ecke weiter verkommt: „Aktuell sind die Bögen nicht vermietet, eine Neunutzung oder weitere kurzfristige Maßnahmen sind aktuell nicht geplant“, teilt ein Sprecher der Bahn mit.

Stehklo sollte Trinkeszene vom Willy-Brandt-Platz wegbewegen

Seit wenigen Tagen weg: An dieser Ecke stand sechs Jahre lang ein Stehklo aus Stahl.
Seit wenigen Tagen weg: An dieser Ecke stand sechs Jahre lang ein Stehklo aus Stahl. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Der Edelstahlkasten, das Stehklo, war vor sechs Jahren installiert worden, um die Trinker-Szene vom Willy-Brandt-Platz wegzubewegen. Süchtige sollten dort zumindest ihre Notdurft verrichten können. Doch erstens wurde es für diesen Zweck selten benutzt, und zweitens wurde es nicht selten zweckentfremdet: Manche, die es doch in Ermangelung einer richtigen Toilette aufsuchten, erledigten dort, Entschuldigung für das eklige Kopfkino, auch ihr großes Geschäft. Ganz zu schweigen vom weithin sichtbarem Vandalismus in dieser Gegend: Wildes Graffiti, abgelegter Müll. Und der Blick in den dunklen Helbingtunnel, in dem eine Etage tiefer der Verkehr tost, sorgt nicht unbedingt für das, was man Aufenthaltsqualität nennt.

Die sieben Bögen am Bahndamm vergammeln weiter - die Bahn hat nicht vor, sie zu sanieren.
Die sieben Bögen am Bahndamm vergammeln weiter - die Bahn hat nicht vor, sie zu sanieren. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Eklige Ecke Hollestraße: „Citybahn“ ist einziger Hoffnungsschimmer

Der einzige Hoffnungsschimmer, den es derzeit für alle Akteure noch gibt, ist die geplante Umgestaltung der Hollestraße. Im nächsten Jahr beginnen die Bauarbeiten, damit künftig die Straßenbahn die Hache- und Hollestraße entlangfährt. Beim Projekt „Citybahn“ soll eine so genannte „Umweltachse“ entstehen zwischen B 224 (Hans-Böckler-Straße) und Hollestraße, auf der nur Fahrräder, Busse und Bahnen erlaubt sind. Und die Brache der ehemaligen Volkshochschule (Hollestraße/Ecke Steeler Straße) soll neu bebaut werden für die angrenzende Frida-Levy-Gesamtschule. Auch das könnte zu einer Normalisierung der Zustände beitragen.

Mittendrin: das Ibis-Hotel, dessen Geschäftsführer sich zu den Angelegenheiten nicht äußern möchte. Es ist aber zu befürchten, dass auch in Zeiten einer „Umweltachse“ das seltsam mulmige Gefühl für jene bleibt, die auf der Hollestraße an den schmierigen Bahnbögen entlanggehen, die abgelöst werden von einer kaum weniger beängstigenden Kulisse: seltsam leblos wirkende Parkplätze am Bahndamm, wildes Grün, wenig einsichtige Ecken. Erst an der Kreuzung Steeler Straße, die rechts den Bahndamm unterquert und den Steeler Berg hochführt, beginnt dann wieder einigermaßen belebtes und übersichtliches Gelände.

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