Essen. Die Stadt Essen erhöht ihren Zuschuss fürs Fanprojekt der Arbeiterwohlfahrt. Die wünscht sich außerdem die Rückkehr an die Hafenstraße
Vieles wird teurer. Das bekommt auch das Fanprojekt der Arbeiterwohlfahrt von Rot-Weiss Essen zu spüren. Von der Stadt Essen gibt es deshalb mehr Geld; der jährliche Zuschuss steigt um 4000 Euro auf 34.000 Euro. Es ist die erste Erhöhung seit zwölf Jahren.
Seit seiner Gründung im Jahr 1995 nimmt sich das Fanprojekt der Anhängerschaft von RWE an. Der Verein reagierte damals auf eine wachsende Gewaltbereitschaft unter Fußballfans, die deutschlandweit seit den 1980er Jahren zu beobachten war. Der Deutsche Städtetag ergriff damals die Initiative und regte die Gründung von Fanprojekten an. Seit 2001 wird das Essener Projekt unter der Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt fortgeführt.
Seit nunmehr zwanzig Jahren beteiligen sich das Jugendamt der Stadt und die Sport- und Bäderbetriebe zu gleichen Teilen an der Finanzierung. Den Löwenteil trägt der Deutschen Fußballbund (DFB), der rund die Hälfe der Kosten übernimmt. Das Land NRW, die Sparkasse Essen und eben die Stadt sind mit im Boot. Der Etat des Fanprojektes beträgt für 2024 rund 300.000 Euro.
Mitarbeiter des Fanprojektes begleiten RWE-Fans zu Auswärtsfahrten
Die Arbeiterwohlfahrt hatte die Stadt bereits vor zwei Jahren um eine Erhöhung ihres Zuschusses gebeten, so Geschäftsführer Oliver Kern. Der Bitte wurde nun entsprochen. Nicht zuletzt, weil der Aufwand mit dem Aufstieg von Rot-Weiss Essen in die 3. Liga gestiegen sei Mitarbeiter des Fanprojektes begleiten die Fanszene von RWE regelmäßig bei Fahrten zu Auswärtsspielen. Die führen nicht mehr nach Straelen, Oberhausen oder Wiedenbrück, sondern nach Freiburg, Lübeck, München und Dresden.
In Essen bietet das Fanprojekt dem RWE-Anhang in der „Melches Hütte“, eine Anlaufstelle, eine zum Fan-Treff umgebaute ehemalige Gaststätte an der Friedrich-Lange-Straße/Ecke Lehrstraße in Bergeborbeck rund zwei Kilometer entfernt vom Stadion an der Hafenstraße. Drei hauptamtliche Sozialpädagogen suchen und pflegen Kontakte in die Fanszene. Ihr Fokus liegt auf Jugendliche und auf Fans im jungen Erwachsenenalter.
Mit dem Abriss des Georg-Melches-Stadions war das Fanprojekt heimatlos geworden. „Beim Bau des neuen Stadions hatte man uns vergessen“, sagt Oliver Kern. Womöglich war das Fanprojekt dort auch nicht mehr erwünscht. Versuchte die Stadt doch den Eindruck zu vermeiden, sie baue ein Stadion ausschließlich für RWE.
Die Theke aus dem Georg-Melches-Stadion steht beim Fanprojekt
Zunächst kam das Fanprojekt in einem Container nahe dem Stadion unter, den die Grundstücksverwaltung Essen dem Sozialverband für diesen Zweck zur Verfügung stellte. Vor sieben Jahren folgte der Umzug an die Lehrstraße. Die Theke aus der ehemaligen Stadiongaststätte nahm das Fanprojekt dorthin mit.
Mittlerweile hat sich das Verhältnis zwischen Stadt und Verein entspannt. Seit dem Aufstieg von RWE in Liga 3 wird aufseiten der Stadt laut über einen Ausbau des Stadions nachgedacht. Die vier Ecken sollen geschlossen werden. Auf der Jahreshauptversammlung von RWE sprach sich Oberbürgermeister Thomas Kufen jüngst noch einmal ausdrücklich dafür aus. Die Entscheidung liegt beim Rat der Stadt und damit in den Händen von CDU und Grünen, die dort gemeinsam die Mehrheit stellen.
Noch wird um den Ausbau politisch gerungen. Sollte es dazu kommen, hofft Oliver Kern, dass dann auch das Fanprojekt bei den Planungen berücksichtigt wird und an die Hafenstraße zurückkehren kann. Diese Hoffnung formulierte auch der Vorsitzende des Sportausschusses, Michael Schwamborn, in der jüngsten Sitzung des Gremiums. Widerspruch gab es nicht.
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