Essen-Katernberg. Von 1979 bis 1993 arbeitete Peter Hullermann als Schichtleiter in der Kokerei auf der Zeche Zollverein. Wie er heute auf diese Zeit zurückblickt.

Wenn Peter Hullermann auf das Gelände der ehemaligen Kokerei in Zollverein schaut, dann weckt das bei ihm keine Sehnsucht, dafür aber viele Erinnerungen: Von 1979 bis 1993 arbeitete er als Schichtleichter auf dem Gelände und war verantwortlich für die Arbeitsabläufe, die anwesende Belegschaft und deren Sicherheit. „Es war nicht alles gut“, sagt er. „Es war ein Job wie jeder andere, mit guten und schlechten Seiten.“ Trotzdem sei er stolz, seine Erinnerungen heute an die nachkommenden Generationen weitergeben zu können.

Zeche Zollverein: Ehemaliger Koker Peter Hullermann gibt heute Touristenführungen

Denn die ehemalige Kokerei auf der Zeche Zollverein ist seit 1993 nicht mehr in Betrieb. Das Zeitalter des Kohleabbaus im Ruhrgebiet ist vorbei. Seitdem wird die Anlage nur noch erhalten, um Führungen durch das Gelände zu organisieren und die Menschen über die Geschichte der Region aufzuklären. Einer dieser Führungsleiter ist Peter Hullermann: Seit 2013 leitet er Touristen durch seine ehemalige Arbeitsumgebung, erzählt ihnen, was er und seine hunderten Kollegen zu tun hatten an diesem Ort, der bis heute so einen großen Teil der Identität des Ruhrgebiets ausmacht.

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Denn vor dem „Zeitalter der Kohle“ war das Ruhrgebiet maximal landwirtschaftlich genutztes Land und eher ärmlich. Durch die Kohleförderung auf der Zeche Zollverein, der damals größten Zeche Europas, entstanden tausende Arbeitsplätze und eine beeindruckende Wirtschaftsleistung in Essen und der Region.

Was Peter Hullermann während seiner Zeit auf Zollverein zu tun hatte, erklärt er den Interessierten, die vorbeikommen, um eine Führung mitzumachen, um die Geschichte des Ruhrgebiets zu erleben. Tatsächlich ist seine Arbeit als Koker nicht so vielen Menschen bekannt wie etwa die Arbeit der klassischen Bergmänner. Während Bergmänner unter Tage arbeiteten und unter vollem Körpereinsatz Kohle abbauten, musste Peter Hullermanns Team auf der Kokerei die bereits abgebaute Kohle zu Koks verarbeiten. Denn die Verkokung war ein Weg, um die Kohle weiterzuverarbeiten: Der kohlenstoffhaltige Brennstoff Koks konnte dann etwa in der Stahlproduktion Verwendung finden.

Zeche Zollverein: So funktionierte die Arbeit in der Kokerei

Ein typischer Arbeitstag in Hullermanns Leben: Er stand um vier Uhr auf, machte sich um fünf Uhr auf den Weg zur Arbeit von Gelsenkirchen nach Essen, begann um halb sechs mit der Arbeit. Dann überwachte er in der Frühschicht bis 14 Uhr seine Kollegen bei der Koks-Produktion. Eine kurze Übergabe mit der Spätschicht, und Hullermanns Arbeitstag war vollbracht.

Doch wie wurde die Kohle in der Kokerei zu Koks weiterverarbeitet? Die Kokerei war so aufgebaut: Erst wurde die zuvor geförderte Kohle auf zwei Förderbändern zu sogenannten Kohletürmen gebracht und von dort aus in riesige Öfen befördert. Bis zu 27 Tonnen Kohle passten in einen Ofen, es gab hunderte Öfen auf dem Gelände.

Wenn die Kohle im Ofen war, wurde sie dort auf Temperaturen von bis zu 1100 Grad erhitzt. Dann fand die sogenannte Verkokung statt: Die Kohle wurde durch die Hitze und den Ausschluss von Sauerstoff zu dem stark kohlenstoffhaltigen Brennstoff Koks verarbeitet. Ungefähr 16 Stunden dauerte es, bis die Verkokung abgeschlossen war: Dann war das entstandene Koks ungefähr 1000 Grad heiß. Zunächst musste es abgelöscht werden und konnte dann erst weiter transportiert werden.

Bis zu 11.000 Tonnen Kohle wurden auf Zollverein so täglich zu bis zu 8.500 Tonnen Koks veredelt. Gearbeitet wurde an 365 Tagen im Jahr, 24 Stunden am Tag, denn: Die Öfen durften niemals ausgehen, sonst wären sie kaputtgegangen.

Peter Hullermann ist stolz auf „seine“

Kokerei

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    . Er verbindet nicht nur Positives mit der Zeit – es sei anstrengend gewesen, die Arbeit war hart, Pausen gab es nur wenige. Außerdem gebe es viele ehemalige Koker, die durch das Einatmen der schadstoffhaltigen Luft Langzeitfolgen mit sich herumschleppten, etwa Krebserkrankungen. Doch Peter Hullermann geht es bisher gut – er ist Teil einer wissenschaftlichen Studie und wird dafür regelmäßigen Gesundheits-Checks unterzogen.

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