Essen. Rafael Cortés gibt ein besonderes Konzert in der Essener Lichtburg. Welche Rolle ein Erzengel auf dem neuen Album des Flamenco-Stars spielt.
Es soll ja Menschen gebeben, die haben immer schon ein bisschen die Engel singen hören, wenn Rafael Cortés seinem Instrument diese überirdisch schönen Gitarrenläufe entlockt hat. Dass die Schutzengel auch im Leben des 49-Jährigen mittlerweile eine bedeutendere Rolle spielen, liegt an diesem Abend im September 2022, als das Herz des Essener Flamenco-Stars einfach stehengeblieben ist.
Dass der Musiker zu den ganz wenigen Menschen gehört, die so einen Herzstillstand überlebt haben, grenzt an ein Wunder. „Das überstehen nicht mehr als zwei Prozent, sagt mein Kardiologe“, berichtet Cortés. Und weil sich bei aller Dramatik in diesem Moment doch manches zum Guten gefügt hat in der Erzengel-Michael-Kirche in Köln, wo der Musiker damals auftrat, ziert der Erzengel nun auch das Cover des neuen Albums „Espada de fuego“, zu Deutsch Feuerschwert, das Rafael Cortes am 11. Dezember in der Essener Lichtburg bei seinem längst traditionellen Vorweihnachtskonzert vorstellt.
Zwei Rippen sind am Ende gebrochen, aber Rafael Cortés wieder unter den Lebenden
Nicht nur Erzengel waren freilich im Einsatz, als Rafael Cortés im vergangenen Jahr um sein Leben kämpfen musste. Vor allem dem beherzten Eingreifen seines Sohnes Rafael Cortés junior und dem Percussionisten David Huertas Bravo ist es wohl zu verdanken, dass der Gitarrengroßmeister aus Altenessen mit den spanischen Wurzeln heute wieder Konzertpläne schmiedet. Und dann gab es auch noch die glückliche Fügung, dass eine Notärztin mit im Publikum saß und sofort wusste, was zu tun ist, als Cortés während der Konzertpause in der Garderobe das Bewusstsein verlor. Die schnelle Herzdruckmassage und Beatmung zeigten Wirkung. Zwei Rippen waren am Ende zwar gebrochen, aber der Künstler wieder unter den Lebenden, als der Notarzt eintraf.
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Manches hat sich seither verändert, auch in der Musik. Die ungeheure Virtuosität und begnadete Fingerfertigkeit, die seine Fans seit vielen Jahren feiern, sind natürlich Aushängeschild dieses Altenesseners, der das andalusische Lebensgefühl so vollkommen verkörpert. Aber vermutlich finden technische Brillanz und absolute Seelentiefe noch ein bisschen selbstverständlicher zusammen, wenn man einfach mehr auf sein Herz hören muss.
Er löscht alte Aufnahmen und spielt neue Titel ein
Einige Stücke für das neue Album hatte Rafael Cortés schon eingespielt vor dem Auftritt in Köln, der alles geändert hat. Als er sie nach der Reha irgendwann wieder hört, drückt er kurzentschlossen auf die Löschtaste. „Ich hab mich nicht mehr so richtig wiedergefunden in der Musik.“
Nicht nur musikalisch, auch körperlich macht der Flamenco-Star manches anders, raucht nicht mehr, und der Waldspaziergang gehört jetzt zum Tagesablauf dazu. Beim Gehen sind ihm dann auch schnell ganz viele neue Ideen gekommen. 18 neue Titel hat er schon nach kurzer Zeit fertig, mehr Stücke als überhaupt aufs Album passen.
Genesungswünsche kamen aus der ganzen Welt
Hier gibt es Tickets
Rafael Cortés kehrt am Montag, 11. Dezember, 20 Uhr, zurück in die Lichtburg. Das Konzert zur Adventszeit gehört mittlerweile schon zur Essener Vorweihnachtstradition.
Tickets (ab 25 Euro) gibt es an den üblichen Vorverkaufsstellen und unter www.eventim-light.com
Natürlich ist Rafael Cortés gespannt, was die Fans sagen. Hunderte Mails und Genesungswünsche haben ihn erreicht, nachdem das dramatische Ereignis im vergangenen Herbst bekannt geworden war. Danach hat der Meister der Flamenco-Gitarre eigentlich schnell wieder zurück auf die Bühne gewollt, doch Anfang dieses Jahres war noch ein zweiter Eingriff nötig. Mittlerweile sei sein Kardiologe begeistert, wie gut sich das Herz wieder erholt habe, erzählt Cortés beim Gespräch auf der Zeche Carl, wo er schon als kleiner Junge aufgetreten ist, bevor Stars wie Paco de Lucia, Al di Meola oder Tommy Emmanuel die Bühne mit ihm geteilt haben. Die Blutwerte sind wieder so optimal wie das Lebensgefühl: „Ich fühle mich richtig fit.“
Eine Kostprobe konnten die zahllosen Cortés-Fans vor kurzem schon beim Auftritt zusammen mit Stochelo und Mozes Rosenberg samt Band im Dortmunder Konzerthaus erleben, der das Publikum von den Sitzen gerissen hat. Und auch in die Lichtburg kommt er nicht allein, sondern unter anderem in Begleitung seines Sohnes Rafael Cortés junior, einer Tänzerin, eines Percussionisten und Sängers.
Auf sein eigenes Herz zu hören, aber auch gegenseitig aufeinander zu achten, das hat für Cortés mehr Bedeutung denn je. Unlängst erst ist ihm die Kurzatmigkeit eines Bekannten aufgefallen. „Geh zum Kardiologen“, hat er dem Mann empfohlen. Wenige Wochen später war klar: Er lag mit seinem Rat nicht falsch.
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