Essen. Antje Mönning hat ein Buch geschrieben. Die Schauspielerin wirbt nicht nur für den natürlicheren Umgang mit Nacktheit, sie liest auch oben ohne.
Wer die Einladung liest, fühlt sich für einen Moment womöglich in die 1968er zurückversetzt: Schauspielerin lädt zur Oben-ohne-Lesung ins Essener Unperfekthaus! Das mag für Nostalgiker nach Studentenrevolte, Kommune I und Uschi Obermaier in ihren besten Zeiten klingen. Die Lesung aber findet am Freitag, 10. November, 19.30 Uhr, in Essen statt und die Autorin und Schauspielerin heißt nicht Uschi Obermaier, sondern Antje Nikola Mönning.
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Mancher TV-Zuschauer kennt sie noch als Nonne Jenny aus der ARD-Vorabendserie „Um Himmelswillen“. Bei der Vorstellung ihres Buches „Nicht normal ist ganz normal“ will Mönning aber nicht nur die Kluft, sondern auch ihr Oberteil beiseite lassen. Ein Zettel im Eingangsbereich soll das Publikum auf die ungewöhnliche Kleiderordnung aufmerksam machen: „Wer keine Brüste sehen möchte, der kann draußen bleiben“, sagt die Schauspielerin selbstbewusst. Ihr barbusiges Plädoyer für für mehr gelebte Toleranz und für Selbst-Akzeptanz im Bereich der Sexualität solle aber bitteschön nicht missverstanden werden: „Mein Buch ist nicht schmuddelig, sondern sehr informativ.“
„Wer keine Brüste sehen will, der kann draußen bleiben“
Am Rande derLeipziger Buchmessehat sie bereits ihr Debüt gegeben. Berlin, Hamburg und Essen sind nun weitere Stationen ihrer Lesereise, auf der die 46-Jährige nicht nur über ihre eigene Sexualität spricht, sondern vor allem auch über das Liebesleben der anderen: Prostituierte, Pornosüchtige und Swingerclub-Besucher kommen dabei ebenso zu Wort wie die Transfrau, die sie über drei Jahre bis zu ihrer OP begleitet hat.
Mönning selbst hat ihr „Outing“ erlebt, da kannten Fernsehzuschauer sie vor allem hochgeschlossen. Zeitgleich zu ihrem Auftritt als TV-Nonne entstand 2009 das Erotikdrama „Engel mit schmutzigen Flügeln“. Eine TV-Nonne, nackt in echten Sexszenen – „das hat damals Wellen geschlagen“, erinnert sich die gebürtige Münsteranerin. „Ich war perplex, dass es so einen Aufschrei gab.“
Auch aktuelle Debatten wie die um das Oben-ohne-Baden von Frauen in Freibädern hätten sie ermutig, das Thema Nacktheit offensiv anzugehen. Und dabei auch selber blanken Busen zu zeigen. „Natürlich habe ich mich gefragt, ob ich damit nur Männerfantasien bediene?“, sagt Mönning: „Ich habe aber schon früh festgestellt, dass es mir Freude macht, mich nackt zu zeigen.“ Nervig sei für sie nur, dass man von dem ein oder anderen lüsternen Zeitgenossen „wie Freiwild“ behandelt würde, klagt die Autorin. Nach dem Motto. „Kurzer Rock, also willig und verfügbar“, so Mönning.
„Ich bediene keine Männerfantasien. Es macht mir Freude, mich nackt zu zeigen.“
So kommt die offenherzige Autorin in ihrem Plädoyer für einen entspannteren Umgang mit Nacktheit denn irgendwann auch auf die unerfreulichen Seiten der vermeintlichen sexuellen Freiheit. Die schlagzeilenträchtige Debatte um „Rammstein“-Sänger Till Lindemann und das am Ende eingestellte Ermittlungsverfahren „wegen des Verdachts der Begehung von Sexualdelikten“ habe ihr bewiesen, wie rasch in der Öffentlichkeit Urteile gefällt würden – nicht nur über den vermeintlichen Tatverdächtigen, sondern auch über Frauen wie die Irin Shelby Lynn, die den Fall ins Rollen brachten. Mönning fand es „schlimm wie schnell sie diffamiert und sogar bedroht wurden“. Immer wieder seien Frauen bei solchen Vorfällen dem Vorwurf ausgesetzt, sie wollten sich in den Vordergrund spielen oder ihren finanziellen Vorteil daraus ziehen.
Mönning selbst, so sagt sie, will den Menschen mit ihrem Buch vor allem Mut machen, zu den sexuellen Orientierung, Neigungen oder Identitäten zu stehen. Egal wie normal oder nicht: Es sei nicht nur wichtig, die eigenen Bedürfnisse herauszufinden, sondern auch auszusprechen.
Informationen zum Buch
„Nicht normal ist ganz normal“ ist im wtp-Verlag erschienen, 364 Seiten; 16 Euro.
Der Eintritt zur Lesung im Unperfekthaus (Raum 402) ist frei.
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