Essen-Steele. Lange verfiel das Kufo in Essen-Steele, bis die Sanierung 2020 startete und immer teurer wurde. Stadt nennt nun neuen Termin für Wiedereröffnung.
Seit dem Frühjahr 2020 verzichten Steeler Bürger auf ihren beliebten Treff, fehlt Vereinen diese Anlaufstelle, haben Verbände mit Kursen und auch die Gastronomie ausweichen müssen: So lange schon wird das Kulturforum Steele – das Kufo – generalsaniert. In dieser Zeit sind die Baukosten erheblich gestiegen. Nun verschiebt sich der Wiedereröffnungstermin abermals, der zuletzt für dieses Jahr angekündigt worden war. Die Stadt erklärt die erneute Verzögerung und die Arbeiten.
Gebaut wurde das Kufu von 1897 bis 1898 als Verwaltungs- und Kassenhaus, es befindet sich in dem denkmalgeschützten ehemaligen Sparkassengebäude an der Dreiringstraße 7. Zu dem zweistöckigen Backsteinhaus gehören die Gastronomie im Erdgeschoss, weitere Räume im Erd- sowie im Ober- und Dachgeschoss. Genutzt werden diese für kulturelle und soziale Angebote, für Veranstaltungen der Volkshochschule, der Arbeiterwohlfahrt und weiterer Vereine.
Sanierungsarbeiten im Kufo in Essen-Steele starteten 2020
Sie alle sorgten sich ebenso wie Politiker und Politikerinnen zuletzt um die marode Bausubstanz des Treffs, der lange Zeit verfiel, bevor 2020 die Sanierungsarbeiten begannen. Im Zuge dieser wird laut Stadt die technische und infrastrukturelle Gebäudeausstattung komplett erneuert. „Neben der Erneuerung der Elektro-, Daten-, Lüftungs-, Heizungs-, Frisch- und Abwasserleitungen im Gebäude beinhaltet die Sanierung die Instandsetzung des Ziegelmauerwerks der Fassade und des Dachs“, zählen die Verantwortlichen auf.
Die Kosten für die Maßnahme wurden anfangs mit 1,77 Millionen Euro beziffert. Recht rasch stand fest, dass das nicht reichen würde. Die Investition stieg erst auf rund 2,38 Millionen Euro, dann auf 4,8 und zuletzt auf 5,43 Millionen Euro.
Wiedereröffnungstermin sollte dann erst nach den Sommerferien sein, schließlich im vierten Quartal 2023. „Die Fertigstellung des Kulturforums Steele soll nach heutigem Stand im März 2024 erfolgen“, heißt es nun dazu. Die Stadt erklärt zu der Zeitverzögerung, dass die Zuständigen bei den Arbeiten ein immer massiveres Schadensbild vorgefunden hätten. Um dieses zu beheben, hätten die Sanierungsmaßnahmen erweitert und Planung sowie Baukosten angepasst werden müssen. Schließlich sollte das Kufo nach den Herbstferien wieder öffnen.
Schlechtes Wetter im Sommer verzögerte Arbeiten in Essen-Steele
„Allerdings hat das wochenlang schlechte Wetter im Sommer 2023 die Arbeiten an Fassade, Flachdach und Grundleitungen stark behindert. Und zudem wurde bei der Sanierung der Fliesenböden aus den 1980er Jahren im Erdgeschoss festgestellt, dass dieses über keine Bodenplatte beziehungsweise keinen Estrich verfügt“, begründet die Stadt. Die Zwischenräume in der Kappendecke seien mit Schotter ausgeglichen worden. Auf die Schotterfläche – im denkmalgeschützten Flur sei abweichend gestampfte Erde beziehungsweise Lehm benutzt worden – sei dann eine dünne Mörtelschicht ausgebracht worden, diese habe die Fliesenaufnahme nicht überstanden.
Die Schotter- bzw. Lehm-/Erde-Verfüllung musste daher durch eine heute zulässige Ausgleichsmasse ersetzt und eine den heutigen Bauvorschriften entsprechende Bodenplatte erstellt werden. Das habe weitere Zeit gekostet, da zusätzliche Arbeitsschritte notwendig waren.
„Probleme bei Ausschreibungen, mit ausführenden Firmen, bauseitig immer wieder auftretende neue Abstimmungserfordernisse und Anforderungen sowie Logistikprobleme führten immer wieder zu kleineren Verzögerungen, die sich nach hinten mehr und mehr potenzierten“, heißt es weiter. Einige Firmen seien nach Verzögerungen der ihnen vorhergehenden Gewerke nicht immer wieder sofort verfügbar gewesen. Kleinere Lieferverzögerungen hätten sich sukzessive summiert. „Die zum Bauende nun erreichte Weihnachtszeit kostet weitere drei Wochen, da die Firmen durchgehend Urlaub haben.“
Das Dach des Kufos in Essen-Steele hat seine ursprüngliche Form
Unterm Strich sei nun die Dacheindeckung denkmalgerecht wieder vollständig in Schiefer verkleidet. Dabei seien die drei Spitzen im linken Dachbereich wiederhergestellt worden. Das Dach hat jetzt wieder die ursprüngliche Form. Weiter heißt es zu den erfolgten Arbeiten: „Regenwasserentwässerung und der Blitzschutz sind komplett erneuert worden. Die Schmuckfassade wurde gereinigt und komplett neu verfugt. Die Giebelfront ist neu gestrichen. Die Schmucksäulen und Fenstereinfassungen im ersten Obergeschoss rechts wurden restauriert.“
Weitere bereits erfolgte Sanierungsarbeiten
Die Stadt wählt weitere Maßnahmen auf, die im Steeler Kufo bei der Sanierung erfolgt sind: „Die Hausanschlüsse für Strom, Wasser und Gas sind genauso wie die Grundleitungen im hinteren Bereich erneuert. Im vorderen Bereich werden sie noch in diesem Jahr saniert, bisher war das benötigte Baugerüst dafür im Weg.“
Die Lüftungstechnik sei auf dem Flachdach aufgestellt worden. Derzeit laufe die Verlegung der Lüftungskanäle und Montage der Ein- und Auslässe. Die neue Schmutzwasserhebeanlage sei installiert, die Leitungen von Elektrik, Sicherheits-, und Datentechnik seien abgeschlossen. Das Kulturforum verfüge nun über einen Glasfaseranschluss. Insgesamt seien 30 Kilometer Kabel neu verlegt worden. „Mit der Feininstallation wie das Anbringen von Steck- und Anschlussdosen sowie Schaltern wird aktuell in den gemalerten Bereichen begonnen“, kündigt die Stadt an.
Die Verlegung der Rohrleitungen für Wasser und Heizung sei abgeschlossen. Der Einbau der neuen Gas-Heizung ist erfolgt, die neuen Heizkörper angebracht – das System sei geprüft und betriebsbereit.
Alle Zwischendecken seien instandgesetzt und ertüchtigt worden. Die vom Hausschwamm befallenden Teile seien entfernt und noch vorhandene Kriegsschäden (Splitterschäden) fachgerecht behoben worden. Dadurch seien diese wieder dauerhaft standsicher. „Der Trockenbau für die Zwischenwände und die Abhangdecken ist überall dort abgeschlossen, wo keine Installationsarbeiten mehr anstehen. In den fertigen Bereichen erfolgen daher auch bereits erste Anstriche und das Anbringen von Tapeten“, berichtete die Stadt. Die neuen Oberböden seien eingebracht worden. Es fehlten noch die Fliesen im historischen Flur und die Aufarbeitung der Stufen, Geländer und Podeste im hölzernen Treppenhaus. Im Keller ist die neue Bodenplatte eingebracht und der Estrich verlegt.
Der Aufzug im Inneren des Kufos in Essen-Steele ist fahrbereit
Der barrierefreie Zugang sei mit dem innenliegenden Aufzug geschaffen. Dieser sei bereits fahrtüchtig. Es fehlten für eine Inbetriebnahme nur noch die Zargen und Türen, da diese ebenfalls sehr empfindlich seien, würden sie erst zum Schluss eingebaut. Das gilt auch für die Sanitärbereiche, in denen noch Fliesen und Keramik fehlen. Zum Schutz dieser erfolgt ihr Einbau auch erst möglichst spät in der letzten Phase der Sanierung. Gleiches gilt für die Theke und Kücheneinrichtung.
Umfangreiche Brandschutzmaßnahmen und eine Schadstoffsanierung seien hingegen bereits erfolgt. „Alle durchgeführten Maßnahmen sind eng mit dem Denkmalschutz abgestimmt“, sagt die Stadt, während die Nutzer und Nutzerinnen des Kufos nun hoffen, dass sich der Termin für die Wiedereröffnung nicht ein weiteres Mal verschiebt.
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