Essen. Sie wollen eine bessere Welt für Frauen und Mädchen schaffen, gleich vor der Haustür. Wo die Essener Zonta Clubs bis heute Handlungsbedarf sehen.
Ihr Leitspruch strahlt einen internationalen Anspruch aus, ihr Handeln hilft ganz konkret vor Ort: „Build a better world for women and girls“, sagen die Zonta Clubs weltweit. Lasst uns eine bessere Welt, für Frauen und Mädchen schaffen, hier in Essen – so könnte man das für die Zonta Clubs Essen I und II übersetzen. Die feiern am Samstag, 28. Oktober, im Chorforum an der Fischerstraße ihr 90. Jubiläum.
Das ist ein augenzwinkernder Etikettenschwindel, denn tatsächlich wurde der erste der beiden hiesigen Zonta Clubs 1963 gegründet, der zweite 1993: 60 plus 30 Jahre Clubgeschichte haben die Zonta-Frauen addiert, feiern nun also die 90.
Zum internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen setzen sie auch in Essen ein Zeichen
Nebenbei signalisiert die gemeinsame Jubiläumsfeier, dass die beiden Clubs sich nicht als Konkurrenz verstehen, sondern als Partner. Habe ein Club 40, 50 Mitglieder erreicht, bilde sich ein zweiter, erklärt Barbara Mikus-Boddenberg, Präsidentin des Zonta Clubs Essen II. Bei der Größe könnten die Mitglieder gut persönlich Kontakt halten und vieles gemeinsam angehen. „Damit die Idee von Zonta wirkungsvoll weitergetragen werden kann, sollten die einzelnen Clubs nicht viel größer und dadurch womöglich schwerfälliger sein.“
Orange Bänke mit Botschaft sollen das Stadtbild prägen
Gemeinsam kämpfen die Essener Zontas für die Bildung von Frauen und Mädchen sowie gegen Gewalt an Frauen. Jahr für Jahr setzen sie gemeinsam mit anderen Frauenclubs und Einrichtungen am 25. November ein Zeichen: Das ist der Tag, der weltweit unter dem Motto „Keine Gewalt gegen Frauen“ steht und lange gut sichtbar wurde, wenn bekannte Gebäude in oranges Licht getaucht wurden.
Weltweites Netzwerk berufstätiger Frauen
Zonta International (ZI) ist ein Zusammenschluss berufstätiger Frauen in verantwortungsvollen Positionen. In 63 Ländern gibt es 1100 Clubs (136 davon in Deutschland) mit insgesamt 28.000 Mitgliedern. Ihr Ziel: die Lebenssituation von Frauen im rechtlichen, politischen, wirtschaftlichen und beruflichen Bereich zu verbessern. Zonta wurde 1919 in den USA gegründet und ist überparteilich, überkonfessionell und weltanschaulich neutral.
In Essen gibt es zwei Zonta Clubs, die lokale Projekte unterstützen und regelmäßig zusammenarbeiten: Der Zonta-Club Essen I wurde 1963 gegründet und ist Partner des Frauenhauses. Der Zonta-Club Essen II folgte 1993 und unterstützt Café Schließfach, Mädchentreff Perle, Theresienhaus und DomiZiel. Beide Clubs fördern mit dem „Deutschlandstipendium“ begabte Studentinnen der Folkwang Universität der Künste.
Die plakative Aktion wurde im Zuge der Energiekrise gestrichen, nun werden stattdessen orangefarbene Bänke in Essen aufgestellt, etwa im Grugapark, auf Zollverein oder auf dem Gelände der Uniklinik. Nach und nach werden es mehr, „so dass sie das Stadtbild prägen“, hofft Barbara Mikus Boddenberg. Außerdem finden sich auf jeder Bank, ein QR-Code mit Hilfs- und Notfallnummern.
Zonta Clubs stellen Weichen für Mädchen in Krisensituationen
Club I ist seit langem Partner des Frauenhauses, Club II unterstützt verschiedene Projekte der Caritas-SkF-Essen gGmbH (CSE) etwa das Café Schließfach für drogenabhängige, sich prostituierende und wohnungslose Mädchen und Frauen oder das DomiZiel, das junge Mädchen aufnimmt, die besonderen Schutz benötigen.
Mit Spenden für solche Einrichtungen tragen die Zontians dazu bei, Essenerinnen in Krisensituationen zu helfen oder die Weichen für junge Frauen zu stellen, deren Lebensweg bis dahin nicht unbedingt gerade verlaufen ist. Gleichzeitig geben sie auch Starthilfe für anspruchsvollere Karrierewege. So unterstützen beide Clubs gemeinsam mit den Deutschland-Stipendien begabte Studentinnen der Folkwang Universität der Künste, die ein Jahr lang monatlich 300 Euro erhalten. Der „Jane M. Klausmann Award“ geht an BWL-Studentinnen, die sich neben guten Leistungen auch durch ehrenamtliches Engagement auszeichnen. Auch bei der Auszeichnung „Young Women in Public Affairs“, die an Schülerinnen vergeben wird, kommt es aufs Ehrenamt an.
Auch junge Frauen engagieren sich bei Zonta
Oft schaffen die Preisverleihungen auch einen ersten Kontakt zu Zonta. Und so finden immer wieder Stipendiatinnen später als Mitglieder den Weg in die Clubs, sagt Barbara Mikus-Boddenberg. „Wir haben einen guten Zulauf jüngerer Mitglieder.“ Damit ziehe auch mal ein neuer Ton, eine lässigere Sprache in die Clubs ein; wichtig sei es, beide Tonlagen zusammenzubringen. Bei Zonta spiegele sich auch das internationale Gesicht der Stadt wider, so werde man wohl noch in diesem Jahr eine Ukrainerin und eine Iranerin aufnehmen.
Am Samstag werden Barbara Mikus-Boddenberg und die Präsidentin von Zonta I, Michaela Blendowski, für zwei Jubiläumsprojekte werben, die mit Spenden und dem Erlös des Kartenverkaufs gefördert werden: Die eine Hälfte geht an die CSE-Beratungsstelle Nachtfalter, die Opfern von Menschenhandel und Zwangsprostitution hilft. Die andere Hälfte fließt in ein Unicef-Programm, das darauf abzielt, Kinderehen in afrikanischen und asiatischen Ländern abzuschaffen. Auch da gilt wieder: global denken, lokal handeln.
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