Essen-Rüttenscheid. Aus der „Bärenbande“ werden „Rainbow Kids“: In Essen-Rüttenscheid eröffnet eine Kindertagespflege. Die Plätze sind bereits vergeben. Die Details.

Drei Essener Kitas haben erst vor kurzem geschlossen, zahlreiche Kita-Plätze fehlen in der Stadt. Kinderbetreuung ist Mangelware, gleichzeitig gehen Erzieherinnen und Erzieher auf die Straße, um für mehr Geld zu demonstrieren: Als Alleinverdienende mit Familie seien sie nahe an der Armutsgrenze, so der Vorwurf. Auch viele Tagesmütter plagen Existenzängste. Dennoch haben sich jetzt zwei Frauen entschieden, sich in Rüttenscheid mit einer Tagespflege selbstständig zu machen. Innerhalb weniger Tage sind die angebotenen neun Plätze belegt – es gibt eine Warteliste.

Alles so schön bunt hier. In den Räumen der ehemaligen Kita „Bärenbande“ an der Julienstraße 1 tut sich etwas: neuer Anstrich in frischen Farben für die Wände, neue Teppiche, Spielgeräte auf dem Boden, Sitzgelegenheiten, eine Küche, ein kleines Büro. Und mittendrin stehen Isabel Hampel und Alina Käuler und sind stolz auf das Geschaffte: Am vergangenen Freitag erst haben sie die Schlüssel für die Räume erhalten, das Wochenende mit Familien und Freunden durchgeschuftet und am Montag die neue Groß-Tagespflege „Rainbow Kids“ eröffnet. Ein Name, der auch die vielen Farben erklärt.

Ein großes Fenster gewährt auch einen Blick nach innen: Transparenz ist den beiden Tagesmüttern sehr wichtig.
Ein großes Fenster gewährt auch einen Blick nach innen: Transparenz ist den beiden Tagesmüttern sehr wichtig. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Herzenswunsch erfüllt sich in Essen-Rüttenscheid

„Wir haben uns schon vor ein paar Jahren entschieden, so etwas zu machen“, erzählt Käuler. Die beiden 38-jährigen Freundinnen kennen sich seit Kindheitstagen, hatten sich zwischendurch mal aus den Augen verloren, dann wiedergefunden. Beide haben zuvor als Integrationshelferinnen für Kinder mit Beeinträchtigungen an Schulen gearbeitet, haben zudem jeweils eine Qualifikation als Tagespflegepersonen gemacht. „Wir haben dann mal miteinander gesprochen und festgestellt, dass wir den gleichen Herzenswunsch haben. Als uns dann diese Immobilie angeboten wurde, da haben wir uns das hier angeguckt und haben uns sofort in die Räume verliebt.“

Einige Einrichtungsgegenstände wie etwa die Küchenzeile stammen noch von den Vormietern, was in puncto Selbstständigkeit eine große Hilfe gewesen sei. Immerhin war der Aufwand vor dem Start groß: Das Jugendamt verlangte ein Konzept, in dem Käuler und Hampel genau erklärten, was sie wo planen und wie sie sich die Tagespflege und die Betreuung dere Kinder vorstellen. Große Unterstützung gab es dabei von Anfang an vor allem vom Essener Diakoniewerk. „Die Fachberaterin hat uns vom ersten bis zum letzten Schritt begleitet und uns unglaublich geholfen“, sagt Hampel. Zuvor wurden sie allerdings genau geprüft, mussten Eignungstests machen. Die Diakonie besuchte die beiden sogar zu Hause, „um zu sehen, ob das Menschliche stimmt“. Als alles für gut befunden war, stellte die Beraterin schließlich den Kontakt her, damit Käuler und Hampel die Räume mieten konnten. Es sei ein gutes Gefühl, sagen sie, dass es da Leute gebe, „die uns das zutrauen“.

Vertrauen der Eltern ist wichtig für die Kindertagespflege

An der Julienstraße 1 haben Alina Käuler und Isabel Hampel (v.l.) die Kindertagespflege „Rainbow Kids“ eröffnet. Hier hat vor kurzem die die Kita Bärenbande geschlossen.
An der Julienstraße 1 haben Alina Käuler und Isabel Hampel (v.l.) die Kindertagespflege „Rainbow Kids“ eröffnet. Hier hat vor kurzem die die Kita Bärenbande geschlossen. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Das gelte natürlich auch für die Eltern, fügt Käuler hinzu. „Das eigene Kind in fremde Hände zu geben, ist ein schwieriger Schritt.“ Zudem sei es immer ein Zusammenspiel von Eltern und Kind: „Wenn die Eltern skeptisch sind, dann wird das auch mit dem Kind schwierig. Kinder können die Gefühle ihrer Eltern sehr gut einschätzen. Doch die Eltern schenken uns ihr Vertrauen, und das gibt uns unheimlich viel.“ Wie begehrt Plätze in einer Kindertagespflege sind, zeigt sich schon daran, dass nicht nur Kinder aus dem Stadtteil an die Julienstraße kommen. „Wir haben eine Mutter, die wohnt in Heiligenhaus, bringt das Kind morgens hierher und fährt dann weiter zur Arbeit nach Velbert.“

Am vergangenen Montag gingen die „Rainbow Kids“ dann also an den Start, auch wenn noch nicht alles fertig ist in der Tagespflege. Innen ist alles bereit, den Außenbereich aber konnten sie in der Kürze der Zeit nicht angehen. Rutsche und Sandkasten sind zwar vorhanden, doch im Frühjahr wird ein Landschaftsbauer kommen und den Außenbereich richtig herrichten. Käuler: „Doch jetzt kommt ja ohnehin erstmal der Winter. Wenn es im nächsten Jahr wärmer wird, dann ist alles bereit, damit wir mit den Kindern auch rausgehen können.“

Angesichts der Tatsache, dass an dieser Stelle gerade eine Kita schließen musste, könnte man Angst vor der Selbstständigkeit haben. Das ist bei Käuler und Hampel aber nicht der Fall. Im Gegenteil: Für die zwei Essenerinnen hat sich ein Traum erfüllt. Käuler: „Für uns ist das wie ein Sechser im Lotto.“ Und der erste Erfolg hat sich bereits eingestellt: Neun Plätze für Kinder ab einem Jahr können sie anbieten – alle neun sind bereits belegt. „Trotzdem kann man uns immer eine E-Mail schreiben. Wir melden uns dann, sobald etwas frei wird.“

Informationen gibt es telefonisch unter 0176 24818931 und 0152 02896590 oder per E-Mail unter

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