Essen-Bochold. Im Stadtteil schließt ein Supermarkt samt Bäckerei und Poststelle, das trifft vor allem ältere Menschen. Wie sich in Essen-Bochold Protest regt.

Nach der Schließung des Rewe-Marktes regt sich in Bochold Protest. Seniorinnen und Senioren kritisieren die fehlende Nahversorgung in ihrem Wohnquartier. Seit der Schließung Ende August müssen sie weitere Wege zurücklegen, um Lebensmittel einzukaufen. Und auch Bäckerei und Poststelle vermissen sie.

Mit Rollstuhl oder Rollator kommen viele der Protestierenden im Haus-Berge-Quartier in Essen-Bochold zusammen. Die Supermarkt-Schließung ist für sie ein echtes Problem.
Mit Rollstuhl oder Rollator kommen viele der Protestierenden im Haus-Berge-Quartier in Essen-Bochold zusammen. Die Supermarkt-Schließung ist für sie ein echtes Problem. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Der Wegfall der Einkaufsmöglichkeit ist für viele Menschen im Haus-Berge-Quartier mit verschiedenen Senioren-Einrichtungen ein echtes Problem. Hier wohnen seit Jahren eine Vielzahl älterer Menschen, einige sind gehbehindert und zum Beispiel auf einen Rollator angewiesen. Längere Wege sind für manche nicht einfach nur ein Ärgernis, sondern bedeuten, dass sie nicht mehr eigenständig für ihren Haushalt einkaufen können.

Rewe nennt zu geringe Kundenfrequenz als Grund für die Schließung in Essen-Bochold

Auf Anfrage teilte Rewe mit, dass der Markt an der Germaniastraße wegen zu geringer Kundenfrequenz geschlossen wurde. Der Standort sei nicht wirtschaftlich gewesen. Die Frischfleischabteilung, so die Kunden, sei schon etwa ein Jahr früher geschlossen worden. Die Anwohner vermuten allerdings einen anderen Anlass für die Schließung. Peter Lübben, Mitarbeiter der Awo Bergeborbeck: „Wir denken, dass es eine Frage der Investition war. Das Ladenlokal ist alt und man hätte einiges in das Gebäude und die Einrichtung stecken müssen, um auf modernen Standards weitermachen zu können.“

Seit dem 1. September sind lange Einkaufswege für die Anwohner angesagt. Nun heißt es für die Bürgerinnen und Bürger im Umfeld der Germaniastraße entweder mit der Tram ins Mittelzentrum Borbeck zu fahren, oder im Gewerbegebiet Wolfsbankring einzukaufen, das nur mit dem Bus, fußläufig oder mit dem Auto zu erreichen ist. Knapp zwei Kilometer hin und dann mitsamt der Einkäufe wieder zurück zu gehen, ist vielen schlicht nicht möglich. Awo-Mitarbeiter Peter Lübben bemüht sich derzeit, einen Fahrdienst einzurichten, der aber nicht den kompletten Bedarf an Fahrten abdecken könnte. Eine sehr unbefriedigende Situation für die Bewohner des Quartiers.

Nach der Rewe-Schließung fordern Politiker Antworten der Essener Stadtverwaltung

Die SPD-Fraktion in der Bezirksvertretung IV hat dies zum Anlass genommen, Fragen an die Verwaltung zu stellen. Fraktionschef Ulrich Schulte-Wischen möchte wissen, ob ein großflächiger Leerstand zu erwarten ist und ob es eventuell schon Anträge auf Nachnutzung oder Umnutzung gibt. Geklärt wissen möchte die SPD-Fraktion auch, welche Möglichkeiten das Planungsamt, die Wirtschaftsförderung und die Essen Marketing GmbH (EMG) sehen, die Nahversorgung in Bochold und Bergeborbeck künftig zu verbessern. Die Antworten stehen noch aus.

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Auf die möchten die Seniorinnen und Senioren auch nicht warten. Sie machen ihrem Ärger Luft und fordern, dass bald wieder ein Supermarkt fußläufig zu erreichen ist. „Die denken doch gar nicht an uns alte Menschen, wenn die so einfach ein Geschäft zu machen. Wir haben ja alle viel dort gekauft. Es haben auch nicht alle die Möglichkeit, auf Angehörige zurückzugreifen, die helfend einspringen“, erklärt die 86-jährige Ursula Raweloff.

Seniorinnen fehlen auch die sozialen Kontakte beim Einkauf

Die 77-jährige Maria Röder freut sich, dass sie noch mit dem Rollator gut zu Fuß ist: „Ich laufe jetzt von hier zum Wolfsbankring und bekomme meine Einkaufstüten noch gut nach Hause. Aber das schaffen ja nicht mehr alle alten Menschen. Wir brauchen wieder einen Supermarkt vor Ort.“ Irmgard Stephan (95) erzählt: „Ich fahre mit dem Bus zum Wolfsbankring und kaufe etwas weniger ein, damit die Tüte nicht so schwer ist. Aber eine Lösung ist das natürlich nicht.“

Manche der alten Menschen müssen sich auf die Hilfe der Kinder verlassen, die dann die Einkäufe mit dem Auto erledigen. Brunhilde Nieder (77) erklärt, dass es aber nicht nur um die Eigenständigkeit beim Einkauf gehe, sondern auch die sozialen Kontakte seien wichtig, der Plausch an der Kasse oder der Bäckertheke. Nach ihrer Protestaktion hoffen die Seniorinnen und Senioren auf eine Reaktion.

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