Essen-Rüttenscheid. Ein Essener Gründer hat eine Jacke erfunden, die sich mit dem Handy verbindet: Mit einer Berührung am Reißverschluss läuft der Lieblingssong.
Im vergangenen Jahr brachte der Essener Gründer Dominic Hammann Sportprodukte mit neuartiger Anti-Schweiß-Technologie auf den Markt. Dieses Jahr hat er ein neues Produkt konzipiert – und dafür einen Designpreis von der EU bekommen.
Vor einem Jahr fiel der Gründer aus Rüttenscheid mit einer Mode-Idee auf: Er erfand unter dem Markennamen „Portance“ eine Kollektion von Sportsachen mit Anti-Schweiß-Technologie – die Technologie nennt sich „Fuze“ und soll dazu führen, dass die Sportkleidung später anfängt zu riechen und dadurch seltener gewaschen werden muss als handelsübliche Sportkleidung.
Die „Fuze“-Methode stammt aus den USA – Hammann beschreibt die Technologie so, dass nicht-ionische Silber- und Goldpartikel vor dem Nähen auf die Fasern gesprüht werden. Dadurch entstehe kein Schweißgeruch, da die Partikel geruchsbildende Bakterien zerstören. Außerdem ist die Technologie laut Hammann „total unschädlich für Mensch und Umwelt“.
Essener bekommt EU-Förderpreis für innovative Jacke aus Merinowolle
In diesem Jahr hat der Gründer aus Rüttenscheid ein neues Produkt kreiert: eine Outdoor-Jacke aus Merinowolle, die die Anti-Schweiß-Technologie von „Fuze“ mit einem „smarten“ Reißverschluss verbindet. Das bedeutet: Im Reißverschlussschieber ist ein sogenannter NFC-Chip eingebaut. NFC steht für „Near Field Communication“, was kontaktlose Datenübertragung bedeutet.
Wer sein Handy an den Reißverschlussschieber der Jacke hält, bei dem öffnet sich also automatisch im Browser des Smartphones ein Menü. User haben die Wahl zwischen einem digitalen Produktpass, einem digitalen Service-Chat und der Möglichkeit, die liebste Spotify-Playlist sofort abzuspielen.
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Wie kommt man überhaupt auf die Idee, einen Chip in die Sportjacke zu integrieren? Laut Hammann geht die Zukunft der Sportmode „in Richtung digitalisierter, vernetzter Mode“. Er wolle die neuen Technologien und Möglichkeiten „zum Positiven einsetzen“. Ein integrierter Chip, der Nutzer über den Reißverschlussschieber direkt zu einem digitalen Produktpass leitet, kann seiner Meinung nach auch einen positiven Einfluss auf die Modeindustrie haben. Denn: der digitale Produktpass soll detailliert über die Lieferkette des Kleidungsstücks aufklären und dem Käufer größtmögliche Transparenz bieten.
Gründer aus Essen bekommt für Mode-Innovation 10.000 Euro von der EU
Für seine neue Idee hat Hammann dieses Jahr einen Preis von der EU bekommen. 10.000 Euro gab die Europäische Union ihm im Rahmen des EU-geförderten „Worth“-Programms für seine Produktidee. Der Preis beinhaltet außerdem ein zehnmonatiges Coachingprogramm, bei dem der Gründer von Experten aus dem Textil-, Design-, Vertriebs- und Marketing-Bereich dabei unterstützt wird, seine Produkte „erfolgreich in den Markt zu bringen“.
Hammann hat nach seinem Masterstudium zunächst in einem „großen Konzern“ gearbeitet. Nach und nach sei bei ihm der Wunsch gewachsen, ein selbstbestimmteres Leben zu führen – außerdem wollte er „etwas schaffen, das wirklich Einfluss hat und ein Problem lösen kann“. Er habe schnell gemerkt, dass besonders die Modeindustrie hier Bedarf hatte: Die Branche sei extrem intransparent, die Arbeitsbedingungen seien schlecht, es gebe Überkonsum und massenweise Textilmüll von Fast-Fashion-Herstellern. Mit seinen Sportprodukten wolle er diesen Trends entgegenwirken.
Essener Gründer finanziert Jacke aus Merinowolle über Crowdfunding
Die Outdoor-Jacke aus Merinowolle wird laut Hammann fast komplett in Europa hergestellt – nur der Reißverschlussschieber mit eingebautem Chip müsse „leider“ in Taiwan produziert werden, da es die Technologie in Europa noch nicht gebe. Die Weste wird auf dem Markt 289 Euro kosten.
Finanziert wird sie wieder über das Crowdfunding-Portal „Kickstarter“, das mit einer Art Vorfinanzierung funktioniert: Potenziellen Kunden wird das Produkt in dem Online-Portal vorgestellt und wenn ihnen die Idee gefällt, können sie das Produkt vorbestellen. Sobald das Finanzierungsziel erreicht ist, werden die bestellten Produkte in Auftrag gegeben und wenige Wochen später zu den Kunden geliefert.
Die Crowdfunding-Kampagne für die Outdoor-Jacke aus Merinowolle hat am Dienstag, 10. Oktober, begonnen. Sie dauert 35 Tage, das Finanzierungsziel liegt bei 5500 Euro. Laut Hamann ist die Kampagne bereits jetzt erfolgreich: „Wir waren schon nach 10 Stunden finanziert“, sagt er.
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