Essen. Essen: Die neuen Diskussionen um Sperren und Abbiege-Zwänge für Autofahrer auf der Rüttenscheider Straße verunsichern nicht nur die Gastronomen.
Die Industrie- und Handelskammer Essen, der Einzelhandelsverband NRW und der Gastronomieverband Dehoga haben in einer gemeinsamen Erklärung davor gewarnt, die Verkehrsführung auf der Rüttenscheider Straße zu verändern, ohne zuvor die Expertise der Gewerbetreibenden einzuholen. Dies sei die klare Erwartung an die Kommunalpolitik.
„In der hitzigen Debatte geht oft unter, dass die Rüttenscheider Straße in erster Linie auch ein etablierter und beliebter Gastro- und Einkaufsort ist“, sagt Kerstin Groß, Hauptgeschäftsführerin der IHK. „Damit das so bleibt, sollten wir hören, was die Unternehmerinnen und Unternehmer aus Rüttenscheid zu sagen haben.“
Die IHK plant deshalb ein Dialogforum für Rüttenscheider Unternehmen mit der Essener Politik. Auf Basis einer Unternehmensbefragung aus dem Jahr 2022 hat sie sich schon in der Vergangenheit mehrfach mit Vorschlägen zur Zukunft der RÜ zu Wort gemeldet.
Die Expertise des Einzelhandels zu ignorieren, setze Existenzen aufs Spiel
„Der Wunsch nach hochwertigem Einzelhandel ist fester Bestandteil jeder Standortdiskussion, dieser kann aber nur funktionieren, wenn auch kaufkräftige Kunden ihn bequem erreichen können“, stellt Marc Heistermann, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands NRW Ruhr, mit Blick auf die vielen Kaufleute aus Rüttenscheid fest.
Dass nicht jeder in der Lage sei, auf das Rad umzusteigen, gehe in der Diskussion häufig unter. „Die Kaufleute vor Ort kennen ihre Kunden am besten und können deshalb am besten abschätzen, welche Folgen Eingriffe für ihren Standort haben werden“, so Heistermann. Diese Expertise zu ignorieren, setze nicht nur Existenzen aufs Spiel, sondern gefährde vieles, was in Rüttenscheid über Jahrzehnte erfolgreich aufgebaut wurde.
Mit weniger Gästen verliere Rüttenscheid an Attraktivität
Die rund 60 Gastronomen auf der Rüttenscheider Straße hatten sich bereits aus eigenem Antrieb mit einer kritischen Resolution zu Wort gemeldet. Thomas Kolaric, Geschäftsführer des Dehoga Nordrhein, tritt ihnen jetzt zur Seite: „Die Unternehmer, die auf der Rüttenscheider Straße Gastronomien betreiben, sind mehr als verunsichert über die zukünftige Umgestaltung der jetzt sehr belebten Straße.“ Sie befürchten, dass Gäste fernbleiben könnten, weil für die Gastronomie wichtige Aspekte nicht oder nicht ausreichend in die Planungen und Überlegungen einbezogen wurden.
Aber es gehe durchaus noch um mehr: „Mit der vielleicht zurückgehenden Lebendigkeit durch eine geringere Gäste- und Kundenfrequenz verliert Rüttenscheid an Attraktivität, Kultur und ein Stück des sozialen Lebens, das wir an anderer Stelle versuchen aufzubauen.“