Essen. Verschärfte Lage: Im Südostviertel und in Huttrop werden Bestandsgebäude in Unterkünfte für Flüchtlinge umgewandelt. Stadt informiert Anwohner.

Die Stadt Essen muss weitere Unterkünfte für Flüchtlinge schaffen, teilte am Montag die Stadtverwaltung mit. „Durch einen anhaltenden und sich absehbar wieder verstärkenden Flüchtlingszustrom nach Deutschland verschärft sich auch die Situation in Essen bei der Unterbringung von Flüchtlingen“, heißt es.

Neu angemietet werden soll deshalb der Gebäudekomplex Franziskanerstraße 43-47 im Essener Südostviertel. In dem ehemaligen Wohnheim für Studentinnen und Studenten aus China könnten nach Angaben der Stadt kurzfristig und ohne größere Umbauarbeiten 140 bis 160 Personen untergebracht werden. Ein weiteres Objekt soll in der Königgrätzstraße 12/Ecke Huttropstraße 8 in Huttrop angemietet werden. In dem früheren Schwesternheim und Schulungshaus würden voraussichtlich im 2. Quartal 2024 150 Plätze zur Unterbringung zur Verfügung stehen. „Der Rat der Stadt Essen wird im Oktober über eine Anmietung beider Objekte entscheiden“, heißt es in der Mitteilung.

Bestehende Unterkünfte wie das Marienhospital fallen weg

Das Gebäude an der Königgrätzstraße 12 in Huttrop ist ebenfalls für die Unterbringung von Flüchtlingen vorgesehen.
Das Gebäude an der Königgrätzstraße 12 in Huttrop ist ebenfalls für die Unterbringung von Flüchtlingen vorgesehen. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Die Stadt sieht sich auch deshalb zum Handeln gezwungen, weil bestehende Unterkünfte wegfallen, etwa die kurzfristig geschaffenen Behelfseinrichtungen im ehemaligen Marienhospital in Altenessen oder dem ehemaligen St. Vincenz-Krankenhaus in Stoppenberg. Die Stadt Essen steht deshalb vor der Herausforderung, mehr Plätze zu schaffen sowie wegfallende Unterbringungsmöglichkeiten zu kompensieren.

Seit März 2022 wurden in Essen 9430 Flüchtlinge aus der Ukraine erfasst (Stand 1. September). Davon wurden 2921 zwischenzeitlich in städtischen Einrichtungen und 193 in angemieteten Hotelzimmern untergebracht. Die verbliebende Mehrzahl der Kriegsgeflüchteten ist privat untergekommen. Zusätzlich wurden der Stadt Essen von Januar 2022 bis August 2023 1209 Menschen aus anderen Herkunftsländern zugewiesen. Den Aufnahmen zugewiesener Personen in städtischen Unterbringungseinrichtungen standen bisher nahezu gleich hohe Auszüge in Wohnungen, Wechsel in andere Kommunen oder die Rückkehr in das Heimatland entgegen, so die Stadt.

Die Wohnungsvermittlung an Geflüchtete falle aufgrund der angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt aber zunehmend schwerer, weswegen von längeren Verweildauern in Unterbringungseinrichtungen zulasten der Gesamtkapazität auszugehen sei, betont die Stadt.

Zahl der Aufnahmeverpflichtungen wächst im Jahr 2024 weiter

Das Gebäude an der Königgrätzstraße 12 zieht sich auch entlang der Huttropstraße. Es war früher ein Schwesternwohnheim und steht nun leer.
Das Gebäude an der Königgrätzstraße 12 zieht sich auch entlang der Huttropstraße. Es war früher ein Schwesternwohnheim und steht nun leer. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Die voraussichtliche Aufnahmeverpflichtung für 2023 beläuft sich für die Stadt auf rund 1800 Menschen, im Jahr 2024 sind es dann wohl sogar rund 2100 Flüchtlinge. Die Zahl der aus der Ukraine geflüchteten und in Essen unterzubringenden Menschen ist darin nicht enthalten. Demgegenüber gibt es aktuell 2556 Plätze in den Unterkünften, die die Stadt Essen zur Verfügung stellt. Durch notwendige Abmietungen stünden im kommenden Jahr nur noch rund 2450 Plätze zur Verfügung.

Vor der Einrichtung beider Unterkünfte werde es Informationsveranstaltungen für Anwohner geben sowie Netzwerkveranstaltungen zur Gründung von „Runden Tischen“. Aufgrund der zeitnahen Verfügbarkeit der Franziskanerstraße ist noch im November 2023 eine Informationsveranstaltung anberaumt. Für die Königgrätzstraße ist eine Informationsveranstaltung im 1. Quartal 2024, ebenfalls vor der Belegung der Einrichtung, geplant.