Essener Süden. Das Zentrum 60plus für den Essener Süden ist vor zwei Jahren gestartet. Warum sich die ältere Generation gut aufgehoben und gar nicht alt fühlt.

Koch Wolfgang Eggert strahlt: „Als Vorspeise gibt’s Gelbe Beete, Tomaten und Feta auf einem Rucola-Bett. Das Balsamico-Dressing haben wir mit Quitte verfeinert. Dazu geröstetes Kräuterölbrot.“ Die Küchenseminare des Gastroprofis sind der Renner im am 1. Oktober 2021 eröffneten Zentrum 60plus an der Werdener Heckstraße. Als zentral gelegenes Veranstaltungs- und Kulturzentrum für Ältere aus dem Stadtbezirk 9 ist die von Stadt und DRK betriebene Einrichtung so richtig durchgestartet.

Wer kommt da so vorbei? Leiterin Evelina Muntendorf holt Zahlenmaterial hervor: „Die Leute sind zumeist zwischen 60 und 70 Jahre alt, wir haben auch über 90-Jährige. Es gibt auch unter 60-Jährige, zum Beispiel im Nähkurs. Wir werfen hier niemanden raus.“

Im zweiten Halbjahr 2022 haben 72 Veranstaltungen stattgefunden mit 434 Besuchern. Darüber hinaus habe es 1320 „Kurzkontakte“ gegeben, also kürzere Informationsgespräche. Dazu noch 120 ausführliche Beratungsgespräche. Das alles sei 2023 noch mehr geworden.

Der Vorteil: Es ist keine Mitgliedschaft notwendig

Die Sozialarbeiterin berichtet: „Wir haben hier viele junge Senioren. Was sie anzieht, sind die netten Gleichgesinnten hier, die ihre Interessen teilen. Und dass sie keine Mitgliedschaft eingehen müssen. Wir haben mittlerweile 28 verschiedene Angebote im Programm. Dazu kommen noch Ausflüge, Vorträge und Gemeinschaftsprojekte.“

Anlaufpunkt im Stadtbezirk 9: das Zentrum 60plus an der Heckstraße in Werden. Es wurde am 1. Oktober 2021 eröffnet.
Anlaufpunkt im Stadtbezirk 9: das Zentrum 60plus an der Heckstraße in Werden. Es wurde am 1. Oktober 2021 eröffnet. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Auch hat sich der Touristen-Punkt etabliert, den drei Freiwillige ehrenamtlich betreuen. Mittlerweile werden auch Stadtführungen durch Werden in Kooperation mit dem Zentrum 60plus durchgeführt. Eine neue Generation von Senioren wolle nicht nur konsumieren, sondern aktiv mitgestalten: „Wir bemühen uns, ihre Ideen umzusetzen.“

Wichtig: Den Ruhestand mit Plan angehen

Es sei nämlich eminent wichtig, den Ruhestand „mit Plan“ anzugehen: „Die erste Zeit in Rente ist schön. Doch dann?“ Es bestehe die Gefahr, dass man ohne die gewohnte Tagesstruktur „in ein Loch“ falle. Hier soll der am 10. Oktober stattfindende Workshop mit Birgit F. Unger Hilfestellungen geben: „Wie finde ich befriedigende Aufgaben für meine Rentenzeit?“

Evelina Muntendorf hat Merle Mühlenbeck und seit kurzem auch die pensionierte Lehrerin Christiane Beindorf als Hauptamtliche an ihrer Seite. Dazu kommen die unersetzlichen Ehrenamtlichen: „Vor zwei Jahren sind wir mit drei gestartet. Jetzt sind es schon 25.“

Digitale Sprechstunde: Ratsuchende kommen auch aus Altenessen

Tendenz steigend, ergänzt Ekkehard Boß. Als Sprecher der Ehrenamtlichen an der Heckstraße koordiniert Boß das Zusammenspiel mit den Hauptamtlichen. Unter seiner Leitung habe die „Digitale Sprechstunde“ in kleiner Besetzung begonnen, mittlerweile sei man zu neunt, um mittwochs und samstags Senioren den Zugang zu modernen Medien zu vermitteln: „Wir arbeiten in 1-zu-1-Betreuung. Es hat sich rumgesprochen, dass wir auch fit sind in Sachen Apple. Da kommen sogar Ratsuchende aus Altenessen.“

Ein Phänomen, das Evelina Muntendorf fasziniert, aber durchaus erklärbar ist: „Natürlich kommen die meisten unserer Teilnehmer aus Werden, Kettwig oder Bredeney. Auch aus Haarzopf oder Margarethenhöhe haben wir Zulauf. Das ist auch gut so. Die Zentren bieten alle verschiedene Schwerpunkte an. Wir arbeiten gut zusammen mit den anderen Standorten.“

„Golden Years Party“ findet im Oktober in Rüttenscheid statt

Ein Beispiel seien da die Kooperationen mit dem Zentrum 60plus an der Isenbergstraße. Am 27. Oktober steigt dort die „Golden Years Party“. Evelina Muntendorf: „Das ist kein Tanztee. Es wird gerockt. Die Ü60er sind eine Generation, die noch lange kein altes Eisen ist.“ Die 37-Jährige kichert: „Der Eintritt ist kostenlos, rein kommt man ab 60 Jahren. Oder in Begleitung einer Person über 60 Jahren.“

Auch werde man Demenz-Theater auf die Bühne bringen. Das Stück „Du bist meine Mutter“ mit Schauspieler Markus Kiefer wird am 30. Oktober im Saal der evangelischen Kirchengemeinde Rüttenscheid aufgeführt.

Wolfgang Eggert und seine kochenden Schützlinge sind derweil beim Hauptgang: „Heute gibt’s ein Lammcurry mit Aubergine, gelben Tomaten, Kokosmilch, Kurkuma, Zwiebeln, Knoblauch, einer Prise Zimt, Ingwer, Zwetschgen und weißem Portwein.“ Es duftet verführerisch und die Teilnehmer des Kochkurses lassen es sich munden. Kochen nach Rezept kann nur gelingen, wenn die Zutaten stimmen. Und hier im Zentrum 60plus Heckstraße stimmen die Zutaten. Wohl bekomm’s.

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