Essen. Das Zechenfest lockte am Samstag (23. 9.) Tausende Besucherinnen und Besucher zur Essener Zeche Zollverein. So lief Tag zwei des Events.
Überall brummt und wuselt es. Doch plötzlich verstummen Musik und angeregte Gespräche beim 32. Zechenfest auf Zollverein. Die Menschen, viele in Bergmannstracht, zieht es hin zu den fünf auf dem Zechengelände verteilten Bühnen. Dann ertönt sie aus rekordverdächtig vielen Kehlen, die Hymne des Ruhrgebietes. Unzählige Smartphones sollen den Moment einfangen. Wem der Text vom „finstren Schacht bei der Nacht“ ernsthaft fremd sein sollte, der nutze den Feier-Flyer. Das gemeinsame Absingen der 500 Jahre alten Verse des Steigerliedes stifte Identität und Heimat, so die UNESCO. Und wirklich kann sich niemand der Magie des feierlichen Augenblicks entziehen.
Die „schönste Zeche der Welt“ zieht Touristen aus der ganzen Welt an. Heute strömt der Ruhrpott herbei. Zu erkennen an der Blechlawine, die sich in den Essener Norden ergießt. Ermahnungen, doch bitte das Auto stehen zu lassen und den ÖPNV zu nutzen, wurden tausendfach ignoriert. Da ist der Ruhri bockig. Lieber kurvt er durch die Seitenstraßen, um teils abstruse Formen eines „Stellplatzes“ zu kreieren.
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Zechenfest im Essener Norden: Institutionen, Unternehmen und Vereine stellen sich vor
Doch die Partylaune lässt sich keiner nehmen. Immerhin lockt hier auf Zollverein ein Volksfest größter Dimension. Mit Kirmescharakter, Musik allerorten, Pommes Currywurst, Zuckerwatte und Essener Bier. Hier stellen sich Pflegedienste, Bundeswehr, Industriegewerkschaft, Hospize und Vereine vor. Heimelige Bergbauromantik wird mannigfach beschworen. Nach dem x-ten Stand mit „Ruhrpott Blach“-Shirts und „Knifte“-Frühstücksbrettchen tut Originales richtig gut. Wer möchte, kann nämlich einen Metallkorb mit Bergmannshaken erstehen, der einst in der Kaue von Zeche Prosper Haniel hing. Eine Patina aus Zechenstaub und Rost bestätigen die Authentizität.
Die Musik des DJ-Teams „Tanzbar“ ist genau das, Olaf Henning lässt es auf der Schlagerbühne krachen, auf der Kinderbühne tanzt Clown Lenny vor und die Kleinen eifern ihm nach. Die Nachbarstadt Gelsenkirchen stellt sich vor und auch ihren Fußballverein. Irgendwas mit 04 im Namen. In einem Seitengang stutzt der Besucher. Ist er etwa südlich des Weißwurstäquators gerutscht? Bayerischer Wahlkampf im Pott, Flugblätter inklusive? Offensiv wirbt die Partei „Freie Wähler“ mit ihrem Hubert Aiwanger. Die Leute kämen an den Stand, um über die etablierte Politik zu meckern, berichtet der Neumitgliederbeauftragte Alexander Kocks. Man erlebe aktuell einen Boom.
Fest auf der Essener Zeche Zollverein: Um 21 Uhr wird das Feuerwerk gezündet
Bei all‘ dem Gewusel gibt es auch einige wenige stille Ecken. Am Stand des Imkervereins „Katernberg und Umgebung“ steht Peter Dethier-Kinkel. Er hat ein Bienenvolk mitgebracht und erläutert, wie seine Tiere überwintern. Erstaunlich, wie sie dabei Kerntemperaturen bis zu 35 Grad erreichen. Zu kaufen gibt es den ersten Honig vom neuen „Bienengarten“ am renaturierten Katernberger Bach. Ganzer Stolz der Imker und ein weiterer Hingucker im Essener Norden.
Die Stimmung ist bestens, die Menschen drängeln durch die Hallen und Gassen, entdecken neue Trampelpfade, nehmen die imposante Industriekulisse mit allen Sinnen auf. Diejenigen, die bis 21 Uhr durchgehalten haben, werden mit einem formidablen Höhenfeuerwerk belohnt.
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