Essen. Patricia Kopatchinskajas Portraitreihe in der Essener Philharmonie ist gestartet. So lief die Auftaktveranstaltung mit der bekannten Geigerin.

Zu Hause sein bei Patricia Kopatchinskaja durfte das Publikum zum Auftakt der Portraitreihe, die die Essener Philharmonie in dieser Saison der moldauisch-österreichisch-schweizerischen Stargeigerin widmet. Doch wo ist ihr Zuhause? Ausschweifend erzählt die sympathisch-lockere, temperamentvolle Künstlerin zwischen Sofa, Spiegel und Jugendstillampe, beim Urgroßvater beginnend, über ihre Familie, in die sich russische, rumänische, griechische und jüdische Wurzeln mischen. Und dass ihr Zuhause – wen wundert’s – die Musik, die Bühne, die Phantasie sei.

Davon kündete eindrucksvoll ein kammermusikalisches Programm mit unbekannteren Stücken des 20. Jahrhunderts: „Tschaikowsky und Brahms kennen Sie ja schon!“. Wenn dazu ihre beiden (exzellenten) Partner inszeniert verspätet direkt vor ihrem Auftritt mit Rollkoffer in den vollbesetzten RWE-Pavillon stürzten, lieferte man damit noch so eine Chiffre für Migration und Flucht und brach verkrustete Konventionen erfrischend auf.

Konzert in der Essener Philharmonie: Im Anschluss gab’s Speisen aus Moldawien

Witzig, übermütig und aphoristisch kurz gab sich die Geigerin als Komponistin PatKop im Dialog mit Klarinettist Reto Bieri zu erkennen, durchaus im Geiste von Poulenc und Milhaud, den beiden geistreichen und brillant komischen Vertretern der Groupe des Six. Kontrastreich: Die wehmütig-aufgewühlte Musik ihres Landsmannes George Enescu, die Kopatchinskaja spürbar im Blut hatte, mal in zartsilbrigen Melodielinien, mal in vulkanischem Virtuosentum.

Zu überschäumendem Musikantentum steigerten sich beide gemeinsam mit Pianistin Polina Leschenko in Bartóks „Kontraste“, wo Benny Goodman ebenso Pate stand wie die jüdische Klezmer-Kultur in einem Trio von Paul Schoenfield. Am Ende verriet Patricia Kopatchinskaja: „In Moldawien geht die Liebe durch den Magen“. Und so erwartete die Besucher nach dem Konzert eine lange Speisetafel in der Wandelhalle mit kulinarischen Kostproben aus ihrer Heimat: geschmortes Schweinefleisch, Filoteig-Strudel mit Schafskäse und Baba Neagra als süßes Dessert.

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