Essen. „Bussi“ kam nur langsam in Fahrt. Nun will die Ruhrbahn das Angebot ausbauen. Was der Verkehrsbetrieb mit den Sammeltaxis vor hat.

Die Ruhrbahn will ihr „On-Demand-Angebot“ mit dem Sammeltaxi „Bussi“ trotz Startschwierigkeiten weiter ausbauen. Die Fahrzeugflotte soll verdoppelt werden von heute fünf auf zehn Sammeltaxis. Ab Herbst kommenden Jahres sollen Fahrgäste dann im gesamten Stadtgebiet zusteigen können. Der Rat der Stadt soll in seiner Sitzung am 27. September seine Zustimmung geben.

„Bussi“ ist seit März 2021 in Essen unterwegs. Fahrgäste können das Sammeltaxi über eine App buchen. „Bussi“ kam zunächst langsam in Fahrt, die Nachfrage war zurückhaltend, was die Ruhrbahn mit der Corona-Pandemie und damit verbundenen Einschränkungen für den Nahverkehr und für das öffentliche Leben insgesamt erklärt. Inzwischen sei die Resonanz erfreulich. 27.000 Fahrgäste wurden bis Juli dieses Jahres insgesamt gezählt.

Seit Februar dieses Jahres betreibt die Ruhrbahn „Bussi“ auf eigene Kosten, nachdem der Bund die Einführung des Sammeltaxis als Pilotprojekt über zwei Jahre mit 1,2 Millionen Euro gefördert hatte. Nach Angaben des Verkehrsunternehmens entsprach dies der Hälfte der Kosten. CDU und Grüne hatten sich gemeinsam dafür ausgesprochen, das Projekt fortzuführen. „Für das Gelingen der Verkehrswende ist die Vielfalt der Mobilitätsangebote entscheidend“, erklärte seinerzeit Stefan Neumann, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen.

Vor allem Fahrgäste im Alter von 25 bis 44 Jahren nutzen das Ruhrbahn-Sammeltaxi

Die Ruhrbahn versteht „Bussi“ als Ergänzung zum Angebot von Bussen und Bahnen am Abend und in den Nachtstunden. „Bussi“ ist donnerstags in der Zeit von 19 bis 24 Uhr unterwegs und freitags bis sonntags von 19 bis 3 Uhr morgens. Vor allem Nachtschwärmer dürften sich angesprochen fühlen.

Mit dem Angebot zielt die Ruhrbahn auf ein Publikum, das den öffentlichen Personennahverkehr selten oder gar nicht nutzt. Laut einer Online-Befragung des Instituts für Mobilität und Verkehr der Universität Duisburg-Essen, die das Pilotprojekt wissenschaftlich begleitet hat, steigen bei „Bussi“ vor allem Fahrgäste im Alter von 25 bis 44 Jahren zu. 54 Prozent sind demnach bereits im Besitz eines Ruhrbahn-Abonnements. Für Fahrten mit dem Sammeltaxi räumt ihnen die Ruhrbahn deshalb 25 Prozent Rabatt ein.

„Bussi“ fährt von Essen-Borbeck bis Steele und von Zollverein bis Stadtwald

„Bussi“ war zu Beginn zunächst in Rüttenscheid und den benachbarten Stadtteilen südlich der A 40 unterwegs. Mittlerweile hat die Ruhrbahn das Bedienungsgebiet erweitert, die Sammeltaxen fahren zwischen Borbeck und Steele und zwischen Zollverein und Stadtwald. Ab Herbst kommenden Jahres sollen die goldgelben Autos im Londontaxi-Style im gesamten Stadtgebiet fahren.

Die Ruhrbahn verspricht sich davon zusätzliche Kunden. „Mit einer Fortführung des Projektes reagieren wir zudem auf die vielen positiven Rückmeldungen unserer rund 13.000 registrierten Kundinnen und Kunden und kommen gleichzeitig dem Wunsch nach einer stadtweiten Ausweitung des Bussi-Angebotes nach“, heißt es dazu aus der Unternehmenszentrale.

Ein externer Anbieter, den das Verkehrsunternehmen mit einer Simulation beauftragt hat, hält 41.000 Bussi-Fahrten pro Jahr für realistisch. Die Kosten für ein größeres Angebot würden sich nach Berechnung der Ruhrbahn auf 900.000 Euro belaufen zuzüglich der Leasingkosten.

Aus Sicht des Verkehrsbetriebes soll es damit nicht getan sein. Ab 2026/27 soll die Bussi-Flotte abermals wachsen, dann auf insgesamt 15 Fahrzeuge. Die Zahl der Fahrten könnte auf 61.000 pro Jahr steigen. Die Kosten würden dadurch auf 1,2 Millionen Euro pro Jahr steigen. Der Rat der Stadt wäre ein weiteres Mal gefragt und müsste dafür grünes Licht geben.