Essen. Die Studierendenvertreter der Uni Duisburg-Essen wollen das Semesterticket kündigen, obwohl sie es behalten wollen. Was steckt dahinter?
Ab Herbst 2024 könnte es das Semesterticket für Studentinnen und Studenten der Universität Duisburg-Essen nicht mehr geben. Die Studierenden-Vertretung der Hochschule, der Allgemeine Studierenden-Ausschuss (AStA), will seinen Vertrag mit dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) kündigen und die Bundespolitik damit unter Druck setzen. Denn der AStA will, dass das Semesterticket künftig bundesweit als Solidaritätsmodell finanziert wird. Auf dem Campus lässt das Thema viele Betroffene allerdings kalt – das ist zumindest der Eindruck, den man auf dem Essener Campus gewinnen kann, wenn man Betroffene fragt.
Studierendenvertretung fürchtet: Mehr Leute könnten gegen das Semesterticket klagen
Grund für die Unsicherheit ist das im Mai bundesweit eingeführte Deutschlandticket. Der AStA befürchtet, dass viele Studierende, die ihr Semesterticket kaum nutzen, das Deutschlandticket abonnieren wollen – und zwar nur dann, wenn sie es auch mal benötigen. Die befürchtete Folge: Es könnte neue Klagen geben gegen das Semesterticket, weil es derzeit Pflicht ist, das Ticket zu bezahlen, selbst, wenn man es gar nicht nutzt. Der AStA sieht sich dann entsprechenden juristischen Vorgängen ausgesetzt und fürchtet, dafür aufkommen zu müssen. Der Schaden ginge in die Millionen.
Zum 30. September muss der Vertrag mit dem VRR gekündigt werden. Was dann passiert, ist derzeit noch offen. Nach Angaben des VRR sind bereits Kündigungen der Hochschule Niederrhein, der Hochschule Ruhr-West und der FH Dortmund eingegangen.
„Gut ist es nicht, das Semesterticket zu verlieren“
Im Moment ist es so: Studierende können seit der Einführung des Deutschlandtickets ihr Semesterticket für 12 Euro im Monat aufwerten („upgraden“) und können dann – wie mit dem Deutschlandticket – nicht mehr nur quer durch NRW, sondern durch ganz Deutschland reisen. Problem: Diese derzeit getroffene Regelung gilt nur als „Übergangslösung“, denn wie ein Deutschlandticket für Studenten bundesweit finanziert werden könnte, ist derzeit noch unklar.
Das Semesterticket, so wie es im Moment in NRW und anderen Bundesländern finanziert wird, gilt als Solidaritätsmodell: Alle zahlen mit ihrem Semesterbeitrag fortlaufend das Semesterticket – egal, ob sie es nutzen, oder nicht. Der AStA will, dass auch bundesweit ein solches Finanzierungsmodell fürs Semesterticket eingeführt wird. „Doch wer sich bislang quer stellt, ist der Bundesverkehrsminister“, sagt die AStA-Vorsitzende Frauke Pohlschmidt. „Deshalb wollen wir mit der Kündigung des Semestertickets Druck ausüben.“
Der AStA befürchtet erfolgreiche Klagen von Studierenden gegen das Semesterticket
Auf dem Campus bekommen offenbar nur wenige Studierende etwas von den politischen Manövern der Studierendenvertretungen mit: „Es ist nicht so wichtig, ob das Semesterticket auf das Deutschland-Ticket aufgewertet wird“, findet Student Florian (20). „Grundsätzlich wäre es zwar nett, aber eigentlich bewegt man sich ja relativ wenig außerhalb von NRW.“
Ein 24-jähriger Student sagt, dass die Diskussion für ihn und sein Umfeld „eigentlich gar kein Thema“ sei, obwohl ein Wegfall des Semestertickets ein großer Verlust wäre. Und Florian (20) ergänzt: Würde das Semesterticket entfallen und Studierende wären auf das normale Deutschlandticket angewiesen, gäbe es ein neues Risiko: „Wenn die Bahn das Angebot in ein paar Jahren zurückzieht, müssten alle Verkehrsverbünde und Studierendenvertretungen neu verhandeln.“
Unterdessen hofft der VRR auf eine schnelle Lösung. Der Verkehrsverbund bietet nach Angaben eines Sprechers jenen Unis, die gekündigt haben, einen unkomplizierten Widerruf an, wenn in Sachen Semesterticket Lösungen gefunden werden.
Mitarbeit: Lukas Konieczky, Katharina Leoni Krause
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