Essen-Fulerum. Das Gelände einer alten Mühle in Essen wird seit Jahren überschwemmt. Mieter leiden unter Wasser im Keller. Eigentümerin kritisiert die Stadt.
- Das Gelände einer historischen Wassermühle wird bei Starkregen immer wieder überschwemmt.
- Seit Jahren fordert die Eigentümerin der dortigen Häuser die Stadt auf, Abhilfe zu schaffen.
- Die verspricht eine kurzfristige Vergabe des Auftrags, fordert aber auch Selbstschutz ein.
Seit Jahren leiden die Mieter, die die Wohnungen des denkmalgeschützten Ensembles der alten Wassermühle an der Fulerumer Straße in Essen-Fulerum bewohnen, unter Überflutungen – und das nicht nur bei Starkregen, sondern auch bei länger andauernden „normalen“ Regenfällen. Die Eigentümerin der Häuser, die Firma Geppert, wirft der Stadt Untätigkeit vor.
Immer, wenn es stark regnet, steigt der Blutdruck bei Mieter Bernhard Wilmer beim Blick nach draußen. Heftige Regenfälle ließen erst vor kurzem das Wasser zwischen den historischen Gebäuden so stark ansteigen, dass es über die Terrassentür in die Wohnung einzudringen drohte. „Bis 30 Zentimeter vor die Tür ist das Wasser gelaufen, dann hat es aufgehört“, erinnert sich der Mieter. Wie seine Nachbarn hat er jedes Mal Sorge, wenn sich der Himmel verdunkelt und stärkere Regenfälle drohen. „Ich besorge mir jetzt Sandsäcke“, ist er entschlossen.
Essener leiden bei Starkregen unter Überflutungen in den Kellern und Gärten
Eigentlich wohnen die Mieter in den Gebäuden der alten Borgsmühle von 1848 sehr idyllisch in der Sackgasse zwischen Wienenbuschbrücke, Tennisplätzen und Südwestfriedhof. Hinter den Häusern verläuft der Rad- und Gehweg Grugatrasse. Dort gibt es sechs Wohneinheiten: zwei Einfamilienhäuser und ein Mehrfamilienhaus mit vier Einheiten. Die Angst vor Überflutungen verhindert, dass die Mieter das besondere Ambiente des Geländes mit den historischen Bruchsteinhäusern genießen können. Bereits 2018 hatte sich Vertreter der Eigentümerin, der Firma Geppert Immobilien, an diese Redaktion gewandt, um ihre Probleme zu schildern.
„Seitdem hat sich nicht viel getan“, sagt Hausverwalter Markus Selbach beim erneuten Ortsbesuch. Die Firma Geppert kaufe Immobilien auf, saniere sie und vermiete sie anschließend. Aufgrund der Erfahrungen mit dem Objekt an der Fulerumer Straße verhalte sich das Unternehmen laut Selbach allerdings aktuell erst einmal abwartend. „Was natürlich den doppelten negativen Effekt hat, dass dringend benötigter Wohnraum nicht zur Verfügung gestellt wird und Arbeitsplätze in Gefahr sind“, so Selbach.
Dadurch, dass das Gelände immer wieder überflutet werde, nehme die historische Bausubstanz Schaden, kritisiert der Hausverwalter. Selbach sieht eine Ursache für die Überschwemmungen in der Renaturierung des Mühlenbachs. Dabei sei der Hauptablauf, durch den Regenwasser zuvor in den Bach abfließen konnte, verschlossen worden.
Pumpen sind keine Dauerlösung für das Wasserproblem
Die Pumpen, die die Stadt zwischenzeitlich installiert habe, hätten erst ganz gut funktioniert. Inzwischen nützten sie aber wenig, wenn große Wassermengen vom höher gelegenen Geschäftszentrum Neue Mitte Haarzopf die Fulerumer Straße herunter Richtung Tal flössen. Die Pumpen seien auch schon ausgefallen.
Bei Starkregen werde das Wasser aus den Gullys wieder nach oben gedrückt, die Straße und die Grünflächen zwischen den Häusern würden komplett überschwemmt. Es habe bereits Feuerwehreinsätze gegeben, um das Wasser abzupumpen, berichtet der Verwalter. „Da muss eine große Lösung her.“
Es habe bereits einen Ortstermin, unter anderem mit Vertretern von Stadt, Denkmalschutz und Stadtwerken, gegeben. Bei der Stadt ist die Problematik bekannt. Laut Maike Papenfuß vom Stadtpresseamt ist das Pumpensystem dort zwischenzeitlich weiter optimiert worden.
Es sei ein System installiert worden, das Störungen direkt an das Amt für Straßen und Verkehr weiterleite, so dass erforderliche Maßnahmen umgehend umgesetzt werden könnten. Tatsächlich handele es sich bei der Pumpenlösung um ein Provisorium. „Ziel ist es, eine dauerhafte pumpenfreie Lösung für die Straßenentwässerung zu erstellen“, so Papenfuß.
Ingenieurbüro soll Planung für das Gelände erstellen
Das Umweltamt der Stadt strebe daher eine kurzfristige Vergabe der Planung an ein Ingenieurbüro an, das auflisten soll, was dort zu tun sei, um die Häuser vor Überflutungen zu schützen. „Im Hinblick auf die zunehmenden Starkregenereignisse muss allerdings auch darauf hingewiesen werden, dass das Kanalnetz nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik bemessen wird“, heißt es in der Stellungnahme der Stadt. Bei außergewöhnlichen Starkregenereignissen könne das Kanalnetz trotzdem überlastet sein.
Im Rahmen der Planung werde daher auch das Fließverhalten des Niederschlagswassers der Fulerumer Straße im Bereich der genannten Grundstücke berücksichtigt, um diese möglichst effektiv zu schützen.
Vor dem Hintergrund der exponierten Lage des Grundstückes der alten Mühle und der zunehmenden Stärke und Häufigkeit von Starkregenereignissen aufgrund des Klimawandels, müsse aber klargestellt werden, dass es einen absoluten Schutz vor Überflutung nicht geben könne. Maßnahmen des Selbstschutzes, wie zum Beispiel die Sicherung von Türen oder Kellerfenstern oder die gezielte Leitung von Wasser in bestimmte Grundstücksbereiche, seien daher weiterhin notwendig, heißt es seitens der Stadt.
Genau in diesem Punkt stoße man an Grenzen, heißt es seitens der Firma Geppert Immobilien. Die Maßnahmen, die in den letzten Jahren mit viel Aufwand und Geld realisiert worden seien, benötigten alle einen Ablauf zum Mühlenbach – und der sei von der Stadt verschlossen worden. Jetzt werde der Fall vor Gericht verhandelt, so Markus Selbach.
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