Essen. Villa Hügel feiert 150-Jähriges, und die Krupp-Stiftung bietet Neues: Im September gehört Kinofans die Obere Halle. Den Anfang machte „Shining“.
Ein cineastischer Horrortrip im einstigen „Wohnzimmer“ der Familie Krupp – das hat bislang noch kein Besucher der Villa Hügel erlebt. Zur Premiere der Filmreihe anlässlich des 150-jährigen Jubiläums des Hügels kamen 250 Gäste in die Obere Halle, und das nicht nur aus dem Ruhrgebiet, wie die Autokennzeichen verrieten. „Ausverkauftes Haus“, freut sich Volker Troche, Vorstand der Krupp-Stiftung, die verantwortlich für die Jubiläumsveranstaltungen in diesem Jahr zeichnet. So auch für die Idee, gemeinsam mit der Essener Lichtburg Filmklassiker zu zeigen, die thematisch zur Villa Hügel passen.
Denn der Hügel beherbergt laut Troche mindestens genauso viele Rätsel und Mythen, wie das einsame Hotel in den Bergen des US-Bundesstaats Colorado, durch das Hauptdarsteller Jack Nicholson mit beängstigend verzerrter Grimasse irrlichtert und allmählich seinen Verstand verliert. „Auch hier gibt es, wie im Film, jede Menge leere, dunkle Zimmer und lange Flure“, stimmt Troche zu Beginn die Besucher ein.
Nur ausnahmsweise dürfte sich hier das Familienleben abgespielt haben
Unter ihnen ist das Essener Paar Novina und Piete, das durch Zufall und Glück am Abend noch Restkarten in der Lichtburg ergattert hat und nun den düsteren Kuppelsaal bestaunt. „Es ist einfach klasse, Kino in diesem Ambiente zu erleben. Und ein Horrorfilm passt gut hierhin“, sagt Piete und wundert sich, dass hier tatsächlich das Wohnzimmer der Familie Krupp war, denn „gemütlich ist es so gar nicht“. An den Wänden gibt es viel dunkles Holz und riesige Wandteppiche, lediglich durch das gläserne Kuppeldach fällt etwas Licht in den hohen Raum.
Dass die Familie Krupp hier ihren Alltag gelebt hat, wie es die Bezeichnung Wohnzimmer suggeriert, dürfte tatsächlich nur ausnahmsweise der Fall gewesen sein. Die großen Säle in der Villa Hügel dienten schon immer vor allem repräsentativen Zwecken im Sinne des Unternehmens, weniger dem Familienleben, das sich meist in bescheideneren Räumen abspielte.
Die obere Halle war in den letzten Jahrzehnten oft Schauplatz von Konzerten, Festakten und offiziellen Veranstaltungen von Thyssenkrupp, bis in die 1960er Jahre fanden hier auch die jährlichen Jubilarehrungen der Firma Krupp statt. Eine ist historisch geworden, nämlich jene im Jahr 1967, bei der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach hier der Öffentlichkeit den Erbverzicht seines Sohnes Arndt und die Gründung der Stiftung mitteilte.
Popcorn, Gummibärchen oder Eis – das ginge dann doch zu weit
Entsprechend gesetzt verläuft auch der erste Filmabend mit dem Kultfilm des Regisseurs Stanley Kubrick. Wer Popcorn, Nachos, Gummibärchen oder Eis erwartet, wird enttäuscht. Das passt dann doch nicht so ganz. Und statt plärrender greller Werbung wird eine kurze filmische Einleitung in die 150-jährige Geschichte der Villa Hügel gezeigt.
Auch die Stühle sind längst nicht so bequem wie in der Lichtburg oder anderen Kinos. „Das ist egal, denn wann kann man schon mal diesen wahnsinnigen Film in Essens größtem Einfamilienhaus sehen“, sagt die Essenerin Gaby Maler. Die Kinokarten habe sie sofort bei Freigabe online gebucht, „da habe ich quasi am PC gelauert“. „Shining“ sei einer ihrer Lieblings-Horrorfilme, der wie die Faust aufs Auge in die Villa Hügel passe: „Denn wenn man sich mit ihrer Geschichte befasst und länger darüber nachdenkt, dann wird sie ja auch von vielen Geistern bewohnt.“
Demnächst folgen weitere Filmklassiker in der Villa Hügel: „Bang Boom Bang“ (8. 9.), „The Dark Knight“ (9. 9.), „Psycho“ (15. 9.), „James Bond: Goldfinger“ (16. 9.), „Downton Abbey“ (22. 9.), „Fight Club“ (23. 9.), „Knives out“, (29. 9.) und „House of Gucci“ (30. 9.). Alle Filme sind allerdings ausverkauft, mit viel Glück gibt es noch Restkarten an der Kinokasse der Lichtburg Essen.