Essen. Sperren, zugeparkte Straßen und Müll: Anwohner fürchten, mit Ausbau des Stadions an der Hafenstraße könnten sich die Zustände noch verschlimmern.

Angesichts der vorliegenden Pläne zum Ausbau des Stadions an der Hafenstraße fürchten Anwohner negative Folgen für ihr Wohnumfeld, sollte die Fußballarena tatsächlich erweitert werden und noch mehr Zuschauern Platz bieten. Der Unmut unter Anwohnern sei heute schon groß, berichtet Klaus Barkhofen, Vorsitzender der Bürgerinitiative BIGWAM, der selbst in der Nähe des Stadions wohnt.

Dieses könnte nach den Plänen der Grundstücksverwaltung Essen (GVE) von knapp 20.000 Plätzen auf 26.500 Plätze ausgebaut werden. Die vier Ecken des Stadions sollen dafür geschlossen werden. 2026 könnte es laut GVE so weit sein. Ob es so kommt, bleibt abzuwarten. Bislang hat der Rat keine Planungsmittel für das Projekt freigegeben.

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Anwohner fürchten bei Heimspielen von Rot-Weiss Essen noch stärker beeinträchtigt zu werden, als es bereits der Fall sei. Heute schon gehe im Umfeld des Stadions beim Parken häufig nichts mehr. Wer etwa in der Hafenstraße und der Krablerstraße wohnt, könne sein Haus nur auf Umwegen erreichen, wenn überhaupt.

Rot-Weiss Essen: Hafenstraße wird bei Spielen von RWE zwei Stunden vor Anpfiff gesperrt

Das „Hafenstübchen“ ist vor und nach dem Spiel ein beliebter Treffpunkt der Fans.
Das „Hafenstübchen“ ist vor und nach dem Spiel ein beliebter Treffpunkt der Fans. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Zwei Stunden vor Anpfiff wird die Hafenstraße an der Bottroper Straße für Fahrzeuge gesperrt. Die Polizei will so sicherstellen, dass Fans zu Fuß sicher zum Stadion gelangen. Auf dem Weg dorthin ist für viele das vor dem Bahnübergang gelegene „Hafenstübchen“ eine Anlaufstation. Hunderte RWE-Fans legen dort auf ein Bier oder auch für mehrere Biere einen Zwischenstopp ein und blockieren zuweilen die Fahrbahn.

Auch Anwohner dürfen die Absperrung an Spieltagen nicht passieren. Der Garagenhof eines Mehrfamilienhauses mit 24 Parteien sei dann gar nicht mehr mit dem Auto zu erreichen, so Barkhofen. Auch Anwohner der nahe gelegenen Siedlung hätten Schwierigkeiten, zu ihren Häusern zu gelangen.

Der Sicherheitsdienst an der Absperrung sei angewiesen, nur Polizeifahrzeuge durchzulassen. „Das treibt mitunter Blüten“, berichtet der Vorsitzende der Bürgerinitiative. So sei jüngst sogar Mitarbeitern des Ordnungsamtes der Stadt Essen die Durchfahrt untersagt worden.

Durch den Ausbau würde das Stadion 26.500 Zuschauern Platz bieten

Entwürfe für den Ausbau der Stadionecken wurden schon zum Bau des Stadions erstellt.
Entwürfe für den Ausbau der Stadionecken wurden schon zum Bau des Stadions erstellt. © GVE

Klaus Barkhofen ist überzeugt, das sich das Problem mit einfachen Mitteln lösen ließe. So könnte die Stadt Essen Anwohnern eine schriftliche Erlaubnis ausstellen, so dass sie die Sperren passieren dürften. Barkhofen verweist als Beispiel auf publikumsstarke Messen in der Messe Essen. Anwohnerstraßen im Umfeld der Norbertstraße sind dann für auswärtige Besucher, die mit dem Auto anreisen, zumindest theoretisch gesperrt, Anwohner dürfen aber sehr wohl hineinfahren.

Unverständnis zeigt Barkhofen auch dafür, dass die Sperren nicht während des Spiels geöffnet werden, wenn kaum jemand auf der Hafenstraße zu Fuß unterwegs ist. Die Hindernisse werden in der Regel erst weit nach Spielende abgebaut, wenn das Gros der Fans sich auf den Heimweg gemacht hat und die Hafenstraße wieder frei ist.

Ein Sprecher der Stadt Essen verweist auf das Verkehrskonzept, wonach Unfälle vermieden werden sollen. Fußgänger und Autos sollen sich auf der Hafenstraße gar nicht erst begegnen. Passierscheine würden deshalb nicht ausgegeben. Mit Ausnahme der Hafenstraße seien die umliegenden Straßen zu erreichen, wenn auch nicht auf dem kürzesten Weg.

Bürgerinitiative drängt auf ein überzeugendes Verkehrskonzept

Ein Ärgernis ist aus Sicht der Bürgerinitiative, dass Bürgersteige und Fahrbahn häufig übersät seien mit Scherben zerbrochener Flaschen, wie Klaus Barkhofen berichtet. Vor allem für Fahrradfahrer sei dieser Zustand untragbar. „Leider bekommt es die EBE nur selten hin, die Scherben und den Müll schnell genug zu beseitigen“, bedauert Barkhofen.

Das alles könnte noch schlimmer werden, sollte die Kapazität des Stadions tatsächlich erweitert werden und noch mehr Zuschauer zu den Heimspielen von RWE pilgern, fürchtet die Bürgerinitiative, die ursprünglich aus dem Protest gegen den „wilden Automarkt“ hervorgegangen ist und die im kommenden Jahr seit zehn Jahren besteht. Ein Umstand, den Barkhofen mit „leider“ kommentiert. „Noch werden wir gebraucht.“

Mit Blick auf die Pläne für das Stadion stellt der BI-Vorsitzende klar. „Niemand ist gegen den Ausbau.“ Die Verantwortlichen bei der Stadt Essen und bei der GVE fordert er aber auf, bei den Planungen „groß zu denken“. Ein überzeugendes Verkehrskonzept sei unverzichtbar. Dazu gehörten aus Sicht der Bürgerinitiative ein Ausbau des öffentlichen Personen-Nahverkehrs, Parkplätze im weiteren Umfeld des Stadions und Shuttlebusse, die Fans zum Stadion bringen.

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