Essen. Aus der „Heldenbar“ wird die „Ada“: Das Schauspiel Essen bekommt eine moderne Studiobühne. Das kleine Theater ist auch ein echtes Technikwunder.
Klassische Bühnenhelden hatten ihren Auftritt in den vergangenen Jahren immer eine Etage tiefer. Und auch als Bar hat man den Raum unterm Dach des Grillo-Theaters nie so richtig wahrgenommen. Gleichwohl steht der Name „Heldenbar“ seit Jahren für einen bislang eher ungenutzten Spielraum des Essener Schauspielhauses. In der neuen Spielzeit ändert sich nun vieles – Name und Nutzung. Aus der Heldenbar wird die „Ada“ – benannt nach Ada Lovelace, der 1815 geborenen Pionierin der modernen Informatik. So haben die neuen Intendantinnen des Schauspielhauses, Selen Kara und Christina Zintl, die Studiobühne getauft.
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Hinter dem Umbau zur hochmodernen Studiobühne steht allerdings ein Mann, dessen eigene Geschichte eng mit der Geschichte des Grillo-Theaters verbunden ist. Georg Ruhnau, dessen Vater Werner Ruhnau das sanierungsbedürftige Grillo-Theater Ende der 1980er Jahre umgebaut und die Bühne damals zum variablen Raumtheater umgerüstet hat, zeichnet für die Neugestaltung verantwortlich. Zusammen mit der Gemeinnützigen Theater-Baugesellschaft Essen (TBE) hat Ruhnau in den vergangenen zwei Jahren nicht nur etwas von den großen Raumtheater-Ideen ins Kleine übersetzt, sondern einen „Wohlfühlraum für die gesamte Stadt“ geschaffen, findet der Essener Architekt.
Theaterbesucher können das neue, 110 Quadratmeter große Raumwunder Anfang November erstmals erleben, wenn Regisseur Caner Akdeniz seine Intermediale Annäherung an Büchners „Woyzeck“ präsentiert. Bis dahin gibt es noch einiges zu tun. Die Stühle werden derzeit in warmen Aubergine- und Beerentönen bezogen. Sie sollen mit dem anthrazit gebeizten Bühnenboden und der von winzigen Löchlein perforierten Wandverkleidung harmonieren, die in Zukunft für eine bessere Akustik sorgt. Und die im Boden versenkten, einzeln ausfahrbaren Podeste sollen ermöglichen, was im großen Zuschauerraum des Grillo-Theaters bislang äußerst selten umgesetzt wurde: variables Raumtheater.
Der Architekt findet: „Das ist der schönste Theaterraum der Welt“
Bis zur Schlüsselübergabe im September dauert es noch eine Weile, doch für Georg Ruhnau steht schon fest: „Das ist der schönste Theaterraum der Welt.“
Auch Ada Lovelace, die Frau, die in den 40er-Jahren des 19. Jahrhunderts das erste Computerprogramm der Welt schrieb, hätte vermutlich ihre Freude an dem neuen Theaterraum, der nicht nur voller variabler Nutzungsmöglichkeiten, sondern auch voller moderner Haustechnik steckt. An Kabel-Kilometern habe man jedenfalls nicht gespart, sagt Thorsten Steinmann von der Gemeinnützigen Theater-Baugesellschaft Essen (TBE). Und einmal bei der Arbeit, wurden gleich mehrere notwendige Modernisierungsmaßnahmen in einem Rutsch erledigt. So wurde ein neuer Schnürboden eingezogen, die Lüftungs- und Klimatechnik modernisiert und auch die auf Knopfdruck zu verdunkelnden Fenster erneuert. Schließlich, so Ruhnau, muss die neue „Ada“ bei Tages- und Kunstlicht funktionieren. „Hier kann Kindertheater gezeigt werden, aber es können auch Kongresse stattfinden.“
„Ada“ sorgt für Ausgleich, wenn zwei andere Bühnen demnächst wegfallen
Wie beim Bauen im Bestand üblich, ist man während der zweijährigen Umbauzeit dabei auf manche Überraschung gestoßen. Doch Zeit- und Finanzpuffer waren am Ende ausreichend kalkuliert. Alle Maßnahmen seien in der Größenordnung geblieben, „die wir uns vorgenommen haben“, sagt Steinmann, die Bauerhaltungsmittel der Theater und Philharmonie entsprechend ausgeschöpft. Der Raum sei nun für das Sprechtheater optimiert. Eine konkrete Summe wird nicht genannt
Mit der „Ada“ hat das Schauspiel Essen zumindest einen wichtigen Ersatz für zwei Bühnen gewonnen, die über kurz oder lang nicht mehr zur Verfügung stehen werden. Mitte 2024 werden Box und Casa in der benachbarten Theaterpassage voraussichtlich als Spielorte wegfallen. Als sich die Veränderung abzeichnete, habe man deshalb frühzeitig beschlossen, den bislang weitgehend ungenutzten Raum im Obergeschoss des historischen Grillo-Theaters zu ertüchtigen – als Ersatz für die sogenannte „Box“, den derzeit kleinsten Spielort des Schauspielhauses, erklärt Steinmann. Mit Platz für neue Bühnen-Heldinnen und Helden.
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