Essen. Tracy aus Essen machte bei Germany’s next Topmodel mit, stieg aus und bat Heidi Klum dann um eine zweite Chance. Das sagt sie über die Show.
Eine Essenerin sorgte in der diesjährigen Staffel von „Germany’s next Topmodel“ (GNTM) für Schlagzeilen. Nachdem Tracy Baumgarten (25) aus Frillendorf in der ProSieben-Show erst durch konstant starke Leistungen auf sich aufmerksam gemacht hatte, stieg sie überraschend aus. Im Finale bat sie Heidi Klum dann um die Chance, noch einmal mitmachen zu dürfen – und bekam ein Ja als Antwort. Nun bereitet sich die gelernte medizinische Fachangestellte auf die nächste Staffel vor.
Für Tracy war das Modeln ein langgehegter Traum. „Ich stand schon als kleines Kind vor dem Spiegel und habe Posen geübt, mit drei Jahren habe ich die High Heels meiner Mutter anprobiert“, erinnert sie sich lachend. Ihr größtes Vorbild sei Naomi Campbell. Schon vor der TV-Show sammelte sie Erfahrungen in der Modebranche, lief beispielsweise auf der Berliner Fashion Week und arbeitete als Model auf Messen. „Freunde und Familie haben mich dazu motiviert, mich bei Germany’s next Topmodel anzumelden“, erzählt sie.
Essener GNTM-Kandidatin über Mitstreiterinnen: „Der Zusammenhalt war groß“
Die Dreharbeiten für die 2023 ausgestrahlte Staffel, in deren Vorfeld es auch Kritik an der Sendung gegeben hatte, starteten im November 2022. Für Tracy und die anderen Teilnehmerinnen ging es sofort in die Modelvilla in Los Angeles. „Man hatte gleich ein Gespür dafür, mit wem man sich versteht. Wir haben uns dann so auf die Zimmer aufgeteilt, dass die Vorstellungen von Ordnung und Hygiene übereinstimmten“, berichtet die 25-Jährige. Konkurrenz hätten die Frauen untereinander kaum gespürt, vielmehr seien sie zu einer großen Familie zusammengewachsen.
„Der Zusammenhalt war groß. Wir haben uns gegenseitig unterstützt und gemeinsam geübt, wenn eine von uns Kritik bekommen hat“, sagt Tracy. Was ihr allerdings zu schaffen machte, waren die Kameras, die die Nachwuchsmodels bei den Dreharbeiten den ganzen Tag begleiteten: „Ich habe mir große Sorgen gemacht, dass ich nicht so dargestellt werde, wie ich bin.“
Bitte an Heidi Klum im GNTM-Finale: Essener Kandidatin Tracy darf noch mal teilnehmen
Deshalb sei sie permanent angespannt gewesen, habe stets überlegt, was sie am besten sagen solle und ob sie sich zu bestimmten Fragen des Produktionsteams überhaupt äußern wolle. Unbegründeterweise, wie sie bei der Ausstrahlung feststellte. „Ich habe gemerkt, dass ich mich da zu sehr reingesteigert habe. In der Sendung wurde ich genauso dargestellt, wie ich bin, und die anderen Teilnehmerinnen auch.“ Deshalb bat sie Heidi Klum im Live-Finale darum, in der nächsten Staffel erneut dabei sein zu dürfen – und die sagte zu.
Die Modelaufgaben, Fotoshootings und Catwalks haben Tracy in der Show viel Spaß gemacht. „In diesen Momenten habe ich gar nicht mehr an die Kameras gedacht“, sagt sie rückblickend. Besonders geärgert habe sie sich, dass sie nach ihrem Ausstieg die Chance auf den Catwalk mit Mode des Designers Philipp Plein verpasst habe: „Das ist genau die Art des Laufens, die mir liegt. Ich weiß, dass ich das gerockt hätte.“
Eine große Herausforderung war für sie dagegen der Catwalk mit der Kleidung des Schweizer Designers Yannik Zamboni. Dabei sollten die Models besonders „männlich“ laufen. „Das war schwierig für mich, weil ich beim Laufen meistens stark meine Hüfte bewege“, so Tracy.
GNTM-Teilnehmerin Tracy war auch mit Hasskommentaren konfrontiert
Bewerbungsphase läuft
Für die nächste Staffel von Germany’s next Topmodel läuft gerade die Bewerbungsphase. Mitmachen dürfen inzwischen Frauen mit jeder Größe und in jedem Alter.
Erstmalig können 2024 auch Männer an der Show teilnehmen. „Ich finde das ziemlich cool und kann mir vorstellen, dass ich mich mit den Männern gut verstehen werde“, sagt Tracy Baumgarten. Für sie sei die Öffnung der Sendung für Männer ein weiterer Schritt in Richtung mehr Diversität.
Wenn sie im kommenden Jahr erneut auf dem Fernsehbildschirm zu sehen sein wird, will Tracy eine Botschaft in die Welt hinaustragen: „Ich will zeigen, dass man mit jeder Figur ein Model sein kann.“ In den sozialen Medien habe sie oft lesen müssen, dass sie wegen ihrer breiten Hüfte nicht die passende Körperform für das Modelgeschäft habe. Das sieht Tracy aber anders. „Viele Frauen wünschen sich die typische Sanduhr-Figur, lassen sich deswegen Hyaluron injizieren oder sogar operieren. Ich bin von Natur aus mit so einer Figur gesegnet“, betont sie.
Der richtige Weg könne also nicht sein, sich einen anderen Körper herbeizuwünschen. Sie hoffe vielmehr, dass auch große Modehäuser Frauen mit verschiedenen Körperformen ihre Kleidung präsentieren lassen. Das sei echte Diversität.
Mit verletzenden Kommentaren im Internet umzugehen, ist Tracy anfangs nicht leichtgefallen: „Ich kannte das ja vorher nicht.“ Mittlerweile blende sie Negatives aber einfach aus. „Wer Hass verbreitet, ist mit sich selbst unzufrieden“, ist sie überzeugt. „Ich suche nicht nach Bestätigung, denn nur ich muss mich in meiner Haut wohlfühlen.“
Essenerin bereitet sich auf die nächste GNTM-Staffel vor
Auf ihren Auftritt in der nächsten GNTM-Staffel bereitet sich Tracy jetzt schon vor. Sie lernt verschiedene Laufstile, schaut sich alte Videos von Naomi Campbell oder Claudia Schiffer an, übt Posen vor dem Spiegel und hat sich verschiedene Stressreduzierungsmethoden wie Meditation und Yoga angeeignet. Parallel studiert sie Gesundheitsmanagement an der FOM und macht weiterhin Modeljobs, so warb sie zum Beispiel kürzlich für Zalando.
Dass Heidi Klum sie in die Sendung zurückkehren lässt, ist für die Essenerin „keine Selbstverständlichkeit“. Jetzt möchte sie dem Topmodel und sich selbst beweisen, dass sich die zweite Chance lohnt. Aussteigen werde sie auf keinen Fall ein zweites Mal. „Ich hoffe, Woche für Woche von Heidi zu hören, dass sie ein Foto für mich hat“, sagt sie. „Ich bin bereit.“
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