Essen. Für Jugendliche, die auf der Straße leben, gibt es eine neue Adresse. Die „Basis“, Schutzraum für Betroffene, ist nicht ohne Grund umgezogen.
Obdachlose Jugendliche haben eine neue sichere Anlaufstelle, um nicht den ganzen Tag auf der Straße leben zu müssen. „Basis“ heißt die Einrichtung von „Suchthilfe direkt“ und Stadt Essen, die vor wenigen Tagen an der Niederstraße in der Nähe der Uni eröffnet hat. Die Anlaufstelle war vorher über Jahrzehnte an der Steeler Straße in der Nähe der Synagoge beheimatet gewesen.
„An diesem Umzug haben wir drei Jahre lang gearbeitet“, sagt Bärbel Marrziniak, Geschäftsführerin der „Suchthilfe direkt“. Denn der neue Standort befindet sich nicht irgendwo, sondern direkt gegenüber der Notschlafstelle für obdachlose Jugendliche, die von Caritas und CVJM betrieben wird. „Beide Einrichtungen haben dieselbe Zielgruppe und hoffen so, voneinander profitieren zu können“, sagt Bärbel Marrziniak.
Die „Basis“ bietet nicht nur akuten Schutz, sondern beugt auch der Drogensucht vor
Die „Basis“ öffnet täglich um 9 Uhr und schließt um 15 Uhr. Im Untergeschoss eines ehemaligen Gewerbegebäudes gibt es eine große Küche, Sofas, einen Kicker, Spiele und – ganz wichtig – das Büro der „Fachstelle Suchtprävention“. Denn es liegt auf der Hand, dass Jugendliche, die auf der Straße leben, besonders gefährdet sind, drogensüchtig zu werden.
„Mit dem Umzug bieten wir jetzt alle Hilfen an einer konzentrierten Stelle“, sagte Oberbürgermeister Thomas Kufen bei der Eröffnung der „Basis“. Kinder und Jugendliche von der Straße zu holen, „ist jede Anstrengung wert“.
Etwa 15 Jugendliche kommen täglich
Die Essener Tafel beliefert die Küche der „Basis“ mit Lebensmitteln. Gegenüber schließt die Notschlafstelle für Jugendliche jeden Morgen um 9 Uhr, sodass die Jugendlichen direkt das Domizil wechseln können. Die Notschlafstelle, die „Raum 58“ heißt, weil sie früher an der Kastanienallee 58 (nördliche Innenstadt) residierte, bietet Schlafplätze für sechs bis acht Personen. Im Jahr 2017 zog sie um. „Die Nachfrage ist so groß, wir könnten jederzeit weitere Räume aufmachen“, sagt Sebastian Dunkel, Sozialarbeiter im „Raum 58“.
Die „Basis“ wird täglich von etwa 15 bis 20 jungen Menschen aufgesucht. Warum leben sie auf der Straße? „Jeder von ihnen hat eine eigene Geschichte, und die sind ganz unterschiedlich“, sagt Frank Langer von der „Suchthilfe direkt“. Viele von ihnen hätten extreme Verwahrlosung erlebt, beim Elternhaus habe man nicht mehr von einem Zuhause sprechen können. Manche seien in Suchtfamilien aufgewachsen, einige hätten Gewalt erlebt; unverbrüchliches Vertrauen zu den Eltern, so Langer, habe sich oft nicht entwickeln können.
Mit einer Anlaufstelle wie der „Basis“, in der die Jugendlichen erst mal duschen können und eine Mahlzeit bekommen, könne man den Anfang machen zu einer Änderung der Lebensverhältnisse – durch langsam wachsendes Vertrauen zu den Mitarbeitenden.
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