Essen. Immobilienversteigerungen belegen: Verkäufer sind unter Druck, ein Fall in Gerschede zeigt das drastisch. Das gilt aber nicht überall in Essen.

Das „liebevoll gepflegte Einfamilienhaus mit großem Garten“ in Essen-Gerschede stand schon im Dezember 2022 zur Versteigerung. Damals fand sich allerdings kein Interessent, der für das Haus mindestens 450.000 Euro bieten wollte. Im neuen Katalog des Auktionshauses Grundstücksbörse Rhein-Ruhr taucht es nun wieder auf. Dieses Mal jedoch liegt das Mindestgebot mehr als 100.000 Euro darunter. Ein Zeichen dafür, dass auch bei Immobilienversteigerungen die goldenen Zeiten vorbei sind, Eigentümer ihre Preisvorstellungen deutlich nach unten korrigieren müssen.

Am Donnerstag, 28. September, wird das Einfamilienhaus, Baujahr 1928, zusammen mit elf weiteren Immobilien in der Philharmonie unter den Hammer gebracht. Es ist die mittlerweile sechste Versteigerung der Grundstücksbörse Rhein-Ruhr seit 2020. Beginn ist um 11 Uhr und es wird sich zeigen, wie umkämpft die dort angebotenen Eigentumswohnungen, Häuser oder Grundstücke sind. Im Dezember hatte sich allerdings deutlich abgezeichnet, dass mit den gestiegenen Bauzinsen der über lange Jahre anhaltende Hype vorbei ist und die Käufer zurückhaltender geworden sind.

Zwölf Immobilien werden demnächst versteigert, fünf davon aus Essen

Die Verkäuferseite allerdings scheint mit den Entwicklungen noch zu hadern. Mit zwölf Immobilien kommen dieses Mal weniger als die Hälfte zur Versteigerung als zuletzt. Damals, im Dezember 2022, suchten die Auktionatoren noch für 28 Immobilien neue Eigentümer, obwohl am Ende nur sieben erfolgreich versteigert werden konnten. Die anderen, wie das Einfamilienhaus in Gerschede, blieben Ladenhüter – ein paar Jahre zuvor wäre dies noch nahezu undenkbar gewesen.

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Makler Gordon Brandt, Mitgründer des Auktionshauses, bestätigt, dass Verkäufer ihre Preisvorstellungen nach unten schrauben müssen, wenn sie ihre Immobilie erfolgreich veräußern wollen. „Wir merken, dass es immer dann eine gute Nachfrage gibt, wenn die Preise nicht zu hoch angesetzt sind und die Immobilien damit noch finanzierbar bleiben.“ Das sei zum Beispiel in der aktuellen Versteigerung bei einem Zechenhäuschen in Altenessen-Süd der Fall. „Da haben wir schon jetzt viele Interessenten“, meint er.

Das trifft auch auf eine Eigentumswohnung in Rüttenscheid zu, die allerdings mit fast 300.000 Euro Mindestgebot deutlich teurer ist. Gute Lagen, wie Rüttenscheid, gehen auch in der Krise gut. An vielen anderen Stellen müssen Verkäufer allerdings teils kräftige Preisabschläge von bis zu 20 Prozent gegenüber Anfang 2022 hinnehmen, so der Makler.

Auktionshaus lehnte auch unrealistische Angebote ab

Dass diesmal deutlich weniger Immobilien unter den Hammer kommen als beim letzten Mal, erkläre sich vor allem damit, dass das Auktionshaus mehrere Angebote abgelehnt habe, weil die Eigentümer noch nicht bereit gewesen seien, „adäquate Verkaufspreise“ aufzurufen. Vorsichtige Käufer hier, wenig nachgiebige Verkäufer da - „das ändert sich allerdings und bewegt sich mittlerweile aufeinander zu“, betont Brandt. Der Markt normalisiere sich.

Was beim Blick in den aktuellen Auktionskatalog ebenfalls auffällig ist: Es werden dieses Mal keine Wohn- und Geschäftshäuser angeboten. Die bis vor Monaten noch klassische Kapitalanlage tue sich in der Tat im Moment schwer, bestätigt Brandt. Das hänge mit der Unsicherheit bei Energie- und Heizungsthemen zusammen. „Früher sind solche Objekte meist ohne Prüfung verkauft worden. Jetzt aber schauen die Käufer genau hin, welche Investitionen noch auf sie zukommen könnten“, sagt Brandt.

Generell erwarte das Auktionshaus bei dieser Versteigerung wieder mehr Nachfrage und damit auch wieder mehr Bieter als im Dezember 2022. Das Interesse sei jetzt schon größer als vor neun Monaten.

Diese Immobilien aus Essen kommen am 28. September zur Versteigerung:

  • Rüttenscheid: Vermietete Maisonette-Eigentumswohnung mit Garage, Brigittastraße, Baujahr 2001, 164 Quadratmeter, Mindestangebot: 295.000 Euro
  • Borbeck: Eigentumswohnung mit Garage, Fleuenbruch, Baujahr 1926, 80,71 Quadratmeter, Mindestgebot: 130.000 Euro
  • Altenessen-Süd: Doppelhaushälfte, Am Kreuz, Baujahr 1910/1984, 132 Quadratmeter Wohnfläche, Grundstück 382 Quadratmeter, Mindestgebot: 178.000 Euro
  • Bochold: Vermietete Eigentumswohnung mit ebenfalls vermietetem Gewerbeteil (Kiosk) und Garage, Kesselstraße, Baujahr 1965, Wohnung 82,5 Quadratmeter, Mindestgebot 120.000 Euro
  • Gerschede: Einfamilienhaus, Reuenberg, Baujahr 1905, Wohnfläche circa 200 Quadratmeter, Grundstück 817 Quadratmeter, Mindestgebot: 349.000 Euro

Weitere Immobilien in der Versteigerung

  • Moers: Doppelhaus und Bungalow, Mindestgebot: 398.000 Euro
  • Dinslaken: Eigentumswohnung, 165.000 Euro
  • Mülheim: denkmalgeschützte Bruchsteinscheune 98.000 Euro
  • Bergisch Gladbach: Waldstück, 5500 Euro
  • Kalkar: Wiesen und Landwirtschaftsfläche, 184.800 Euro
  • Kleve: denkmalgeschützte Mühle, 430.000 Euro
  • Sonnenstein/Thüringen: historisches Einfamilienhaus mit Stall, 23.500 Euro

Den Auktionskatalog sowie weitere Informationen zum Ablauf der Versteigerung finden Interessierte unter dieser Internetadresse: https://www.agb-rr.de/