Essen-Werden. Die Steinskulptur „3 Blöcke Muschelkalk“ steht vorm Werdener Stadtbad. Eine Essenerin kämpft für ihre Restaurierung und Versetzung. Die Gründe.
Die Werdenerin Barbara Schröder kämpft für Kunst im öffentlichen Raum. Sie sorgte bereits für die Ausstellung mehrerer Skulpturen. Nun möchte sie das Werk „3 Blöcke Muschelkalk“ von Künstler Rolf Jörres versetzen lassen, denn der bisherige Standort vorm Werdener Stadtbad sei denkbar ungeeignet.
Der Zustand der Steinskulptur aus dem Jahr 1970 sei beklagenswert und an dieser Stelle werde sie regelmäßig von dort abgestellten Fahrrädern, Rollern und Motorrädern umringt, argumentiert Schröder. Als Alternative hatte die 79-Jährige eine Wiese an der Heckstraße in der Nähe der Luciuskirche ins Auge gefasst. Dort unter einem Baum würde die Arbeit des renommierten Künstlers viel besser zur Geltung kommen, sagt sie.
Essener Bezirksvertretung entscheidet über Standort des Kunstwerks
Nun entscheiden aber die Bezirksvertretungen über Kunst im öffentlichen Raum, auch über den Standort. Zwar wurde mitgeteilt, dass die Instandsetzung der Aufstellfläche vom Amt für Straßen und Verkehr übernommen würde. Doch der Vorschlag einer dauerhaften Versetzung wurde mit den Stimmen von CDU, FDP und AfD abgeschmettert.
Hauptargumente waren die Kosten und der „etablierte“ Standort. Zustimmung gab es von SPD und Grünen. So stellte Heinz Schnetger klar, dass der derzeitige Standort für die Skulptur nicht gut sei und hier Kunst geradezu „missachtet“ werde. Seine SPD-Fraktion stehe einem Standortwechsel positiv gegenüber. Für die Grünen bekräftigte Hildegard Demmer, dass der vorgeschlagene neue Standort durchaus geeignet sei.
Bildhauer Jörres ist mit etlichen Werken in Essen präsent
Bärbel Schröder nahm dies mit, sammelte neue Argumente und entdeckte weitere Details: Jörres arbeitete ab 1961 als Steinbildhauer und wurde 1977 Dozent für Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf. Er ist mit etlichen Werken in Essen präsent, unter anderem mit dem „Steinzeichen“ im Grugapark und am Borbecker Germaniaplatz. Jörres reduzierte seinen künstlerischen Eingriff auf das Minimum. Die relativ roh belassenen Steinblöcke zeigen keine offenkundige Funktion.
Was Künstler und Werk bedeuten, ist beim weltberühmten Nagel- und Objektkünstler Günther Uecker nachzulesen, der sich mit dem plastischen Werk von Rolf Jörres befasste. Aus jeder Zeile ist tiefgehender Respekt fürs Schaffen des Kollegen herauszulesen. Für Uecker entwickeln die Steine von Rolf Jörres Faszination: „Weil sie uns überdauern.“ Uecker verwies auch auf die kultischen Bezüge bei Steinen. Das decke sich mit ihrem absoluten Aha-Erlebnis bei einem Besuch einer Jörres-Skulptur, ebenfalls aus dem Jahr 1970, die vor der ehemaligen Karstadt-Hauptverwaltung in Bredeney steht, sagt Bärbel Schröder.
Essenerin beklagt: Standort zeigt „keinerlei Wertschätzung für Kunst“
Geld für Restaurierung steht zur Verfügung
Man müsse ermitteln, wie hoch die von der BV-Mehrheit vermuteten hohen Transportkosten wirklich liegen, sagt Bärbel Schröder: „Das können doch städtische Arbeiter erledigen.“
Die für die Restaurierung kalkulierten 10.000 Euro stehen jedenfalls zur Verfügung und Sabine Peretzke hat die Restaurierung der Muschelkalkblöcke noch für dieses Jahr avisiert.
Allerdings sei es nicht zwingend notwendig, sie für die Restaurierung abzutransportieren. Es gebe übrigens keinen Vertrag, der einen Verbleib am Standort Körholzstraße erzwinge.
In einem Wäldchen wirkten die gewaltigen Blöcke wie eine uralte Kultstätte. Die teils bemoosten Muschelkalkblöcke entwickelten hier eine geradezu mythische Atmosphäre, findet Bärbel Schröder: „Genauso habe ich es mir vorgestellt. In solch einer Umgebung können Kunstwerke doch ganz anders wirken auf uns. Am Aufstellplatz vorm Stadtbad Werden dagegen ist keinerlei Wertschätzung für Kunst zu spüren.“
Mittlerweile wurde bekannt, dass der zuletzt in der Eifel lebende Künstler Rolf Jörres hochbetagt gestorben ist. Die im Kulturamt für Kunst im öffentlichen Raum zuständige Sabine Peretzke nahm Kontakt auf mit seiner Ehefrau und schickte ihr Fotos des momentanen Zustandes. Die Witwe habe geantwortet, unter diesen unschönen Umständen sei eine Versetzung des Werkes durchaus im Sinne ihres verstorbenen Mannes.
Eine Sanierung der so lange vernachlässigten Aufstellfläche mit ihren Stolperfallen müsse Priorität haben, findet Bärbel Schröder: „Wenn die Skulptur versetzt wird, kann hier eine geordnete Situation entstehen, mit ebenem Boden, Fahrradstellplätzen und einer Sitzbank.“ Sie hoffe nun auf einen Umdenkprozess bei den Bezirksvertretern: „Nichts ist in Stein gemeißelt.“
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