Essen. Der Baldeneysee hat 90. Geburtstag gefeiert, viele Essener pilgerten zum See – und fragen sich: Warum gab es keine Shuttle-Busse?
Essen pilgert zum See. Zwar wurde schon tagsüber an den Ufer und auf dem Wasser 90. Jahre Baldeneysee gefeiert, da waren aber längst nicht so viele Menschen auf den Beinen wie am Abend. Lag es am durchwachsenen Wetter am Nachmittag? Oder schlichtweg daran, dass die meisten Essenerinnen und Essener vor allem dem angekündigten Feuerwerk um 21.45 Uhr entgegenfieberten? Zuträglich war sicherlich, dass die Wolkendecke aufriss, bei angenehmen Temperaturen. Es war ein lauer Sommerabend, nicht selbstverständlich, wenn man an den Starkregen der vergangenen Wochen zurückdenkt.
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Wie dem auch sei, Fakt ist, dass die Menschen ab 18 Uhr nur so gen See strömten – inklusive des obligatorischen Verkehrschaos auf den Straßen, rappelvollen Bussen und Bahnen, übervollen Fahrradständern. Insgesamt, so die Veranstalter, sollen am Samstag 75.000 Menschen das Seefest besucht haben, der Großteil zu späterer Stunde. Die Polizei mag sich nicht beklagen, meldet auf Anfrage zwei Unfälle und keine weiteren Auffälligkeiten – wenn so viele Menschen auf einem Fleck zusammenkommen, ist das nicht selbstverständlich. Seemanager Boris Orlowski dazu: „Es ist schön zu sehen, wie diszipliniert die Leute waren, es gab keine Schlägerei.“
Baldeneysee: Seefest sollte kein „Jahrmarkt“ sein
Am Sonntagmittag sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion: „Ich bin hochzufrieden, ich habe noch immer eine Gänsehaut.“ Das Konzept des ganzen Seefests sei aufgegangen: „Es war das, was ich wollte – keine Kirmes, sondern ein Fest von den Anrainern für die Essener.“ An 44 Stationen rund um den See hatten sich Vereine und Gastronomen beteiligt. „Es war kein Jahrmarkt.“
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So positiv äußern sich aber nicht alle. Nach dem Feuerwerk ist an den Ufern von einigen zu hören und in den Kommentarspalten zu lesen: zu klein, zu kurz, und schon gar nicht von überall aus zu sehen. Da haben sich viele Menschen mehr versprochen. Viele zeigen sich aber auch zufrieden. „Vom Seaside Beach war es gut zu sehen“, heißt es auf unserer Facebookseite von einer Stimme. „Die Rückfahrt war allerdings eine Katastrophe! Da wird erst aufgerufen, mit dem ÖPNV zu fahren, und dann wird kein einziger zusätzlicher Bus eingesetzt.“ Tatsächlich dauerte es, bis die Zehntausenden Besucher wegkamen, vor allem an der Lerchenstraße gab es in der Dunkelheit ein Abreise-Chaos.
Seefest in Essen: Warum gab es keine Shuttle-Busse?
Beispiel S-Bahnhof Hügel, kurz nach Feuerwerkende: Menschenmassen wollten mit der Bahn Richtung Hauptbahnhof fahren. Der Takt: eine halbe Stunde. An den Treppen gibt es kein Vor und kein Zurück. Orlowski erklärt, dass im Vorfeld beschlossen wurde, die Bahngleise immer nur für diejenigen zu öffnen, die auch tatsächlich in die nächste Bahn passen. Viele machen sich dann zu Fuß auf, schieben sich auf der Straße förmlich an Autos und anderen Menschen vorbei.
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Warum gab es keine Shuttle-Busse? „Wir sind nicht frei von Fehlern“, gibt der Seemanager zu. Bei der Erstellung des Verkehrskonzepts habe man sich überlegt, dass es wohl vor allem Essener sein werden, die zu Seefest kommen. Wenn am Seaside Beach Großkonzerte stattfinden – wie bald mit Apache 207 oder Peter Fox –, dann können die Menschen an der Gruga parken und dort in Busse steigen. Nach Konzertende das gleiche andersherum. Der Großteil der Konzertbesucher würde aber nicht aus Essen, sondern aus anderen Städten anreisen. Essener würden wohl nicht auf einen zentralen Park-and-Ride-Parkplatz zurückgreifen, fürchtet Orlowski. Bei einem künftigen Seefest sollte es deswegen „Shuttles in Richtung Hauptbahnhof“ geben.
Apropos künftiges Seefest. Wann gibt es das nächste? Kann in zehn Jahren doch das ganz große Jubiläum gefeiert werden... „Das 100-Jährige ist unser großes Ziel“, sagt Orlowski. „Zehn Jahre werden die Bürger aber nicht warten müssen“, kündigt er schon mal frei raus an. Ein Anlass für die nächste Sause könnte die Einweihung der neuen Regattatribüne 2027 sein. Im August in vier Jahren soll diese fertig sein, so Orlowski.
Aber erst einmal schaut er noch zurück auf Samstag und findet: „Das war für Essen ein schöner Schluck aus der Pulle.“
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