Essen. Die Ruhrbahn kündigt wegen Personalmangel Ausfälle von Fahrten an – gewollt sind stetig bessere Angebote. Essens FDP sieht darin Traumtänzerei.
Die aktuellen Probleme der Ruhrbahn sind für die Essener FDP Anlass, die Machbarkeit der Verkehrswende in Essen infrage zu stellen: „Wir brauchen über eine Verkehrswende und eine Veränderung des sogenannten, Modal-Split überhaupt nicht weiter nachdenken, wenn die Ruhrbahn schon aktuell nicht in der Lage ist, aufgrund von Personalmangel den heutigen Fahrplan zuverlässig einzuhalten“, kritisiert FDP-Fraktionschef Hans-Peter Schöneweiß.
Modal Split bedeutet: Bis zum Jahr 2035 soll nach dem Willen von Grünen, SPD und CDU der Anteil von Bus und Bahn an allen Verkehrswegen in Essen auf 25 Prozent steigen. Seit längerem verharrt der Anteil zwischen 18 und 19 Prozent. Zusammen mit dem Zufußgehen und dem Radverkehr, wo ebenfalls starke Steigerungen auf 25 Prozent vorgesehen sind, soll es gelingen, den Anteil des Autoverkehrs auf 25 Prozent zu drücken. Derzeit werden rund 55 Prozent aller Wege in Essen mit dem Pkw zurückgelegt.
ÖPNV als zentraler Baustein der Verkehrswende
Immer klarer wird aus Sicht der FDP, dass das im September 2019 gegen ihr Votum beschlossene Konzept zum Scheitern verurteilt ist. Ein funktionierender und wachsender ÖPNV sei ein zentraler Baustein für Veränderungen im Verkehrsverhalten. Und genau hier zeigten sich nun die Grenzen.
„Bevor wir uns hier über ideologische Prestigeprojekte, wie Lastenräderverleih, Fahrradhochtrasse oder Umsetzung des Radentscheides unterhalten, fordern wir CDU und Grüne dringlichst auf, erst einmal die politischen Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass der ÖPNV in unserer Stadt nicht nur zu 100 Prozent zuverlässig ist, sondern die Fahrpläne auch noch massiv ausgeweitet werden können“, so Schöneweiß.
FDP: Auto wird immer wichtigstes Verkehrsmittel bleiben
Die FDP glaubt nicht, dass es dafür eine realistische Chance gibt: Der Modal-Split, so wie er angedacht und beschlossen wurde, werde selbst bei maximalem Aufwand niemals komplett umsetzbar sein.
Um eine realistische Verkehrswende in Essen möglich zu machen, bedarf es nach Ansicht der FDP eines ausgewogenen Mobilitätskonzepts, das schnelle Wechsel zwischen Verkehrsmitteln ermögliche und Mobilität insgesamt attraktiver mache. Falsch sei es, Verkehrsträger gegeneinander auszuspielen, wie es der Modal-Split vorsehe. „Wir sind nicht gegen Fahrradwege oder weitere E-Ladesäulen, aber bitte nur da, wo es auch wirklich Sinn macht und nicht weiter zulasten des Autoverkehrs“, so Schöneweiß. Das Auto werde im Ruhrgebiet und somit auch in Essen wichtigstes Verkehrsmittel bleiben.