Essen-Heidhausen. Ein Teil Historie ist zurück in Essen-Heidhausen: der restaurierte Brunnen am Rathaus. Zur Einweihung trug die Initiatorin etwas Besonderes.
Auf der Grünanlage an der Jacobsallee in Heidhausen steht ein 110 Jahre alter Jugendstilbrunnen, der auch für die Essener Stadtgeschichte große Bedeutung hat. Bei der feierlichen Wiedereinweihung nach ausführlicher Restaurierung strahlte Bezirksbürgermeisterin Gabriele Kipphardt mit der Sonne um die Wette: „Ich danke Dr. Tekolf, für mich die Mutter des Brunnens, und dem Geschichts- und Kulturverein Werden. So engagieren sich nur Menschen, die ihre Heimat sehr lieben.“
Die Heidhauserin Edith Tekolf hatte es mit langem Atem geschafft, die 1990 unter Denkmalschutz gestellte Brunnenskulptur wieder in alter Schönheit strahlen zu lassen. Für die erstaunlich gut besuchte Feierstunde hatte sie sich eigens in ein Kostüm gekleidet, das historisch genau der Zeit entspringt, als 1913 der Brunnen geschaffen wurde. Stilecht waren auch Accessoires wie der passende Federhut und die Armbanduhr der Großmutter.
Standort war einst im Ehrenhof der „Essener Gewerbeschau“
Tekolf verteilte eine Broschüre, die die Instandsetzung des Objektes dokumentiert. Die überaus an lokaler Geschichte Interessierte hatte herausgefunden, dass der Zierbrunnen ursprünglich im Ehrenhof der „Essener Gewerbeschau“ an der Norbertstraße aufgestellt war. Doch dann wollte dieser Vorgänger der Messe Essen sich vergrößern und der Brunnen stand im Weg. So kam er nach der Eingemeindung von „Werden-Land“ an die Jacobsallee.
Die Werdener Zeitung berichtete am 25. November 1930: „Die neue Grünanlage am Rathausplatz ist nun fertig. Sie ist … mit Sträuchern und einer Ligusterhecke bepflanzt worden. Auch ist bereits ein kleiner Springbrunnen aufgestellt, der das Bild der Anlage sehr belebt.“
Die Heidhauserin Christel Keppler, Jahrgang 1935, erinnert sich noch genau, das Wasser sprudeln gesehen zu haben. Das habe erst im Zweiten Weltkrieg aufgehört. Tekolf stellte fest: „Mit 17 Jahren kam der Brunnen nach Heidhausen und durfte noch Wasser speien. Erst drehte man ihm den Hahn zu, dann taten Wurzeln, Korrosion und Vandalismus ihr Werk.“ Folge waren Risse im gegossenen Kunststein, damals hochmodernes Material, und fehlende Metallteile.
Edith Tekolf sammelte Spenden und bemühte sich um Fördergelder
Diese Reparaturbedürftigkeit tat Edith Tekolf in der Seele weh. Sie beschloss, dem traurigen Zustand ein Ende zu bereiten. Eifrig wurden Spenden gesammelt, selbst etwas dazugegeben, mit Freundinnen die Backaktion „Heidhauser Plätzchen“ gemacht und sich um Fördergelder bemüht: „Auch der Geschichts- und Kulturverein Werden tat was dazu.“
Der Rotary Club Essen-Baldeney steuerte eine erkleckliche Summe bei und dessen früherer Präsident Robert Schramm frohlockte: „Was für ein interessantes Projekt. Es hat uns riesigen Spaß bereitet, hier zu unterstützen.“
Es erfolgte eine sach- und fachgerechte Restaurierung
Endlich war die Summe für eine sach- und fachgerechte Restaurierung zusammen, insgesamt 8400 Euro. Die Metallteile wurden bei „Metallgestaltung Stratmann“ im denkmalgeschützten Kupferhammer an der Nierenhofer Straße restauriert. Anhand alter Fotos vom Originalzustand konnten die fehlenden Teile ersetzt werden.
Forschung über die Abteistadt
Die Heidhauserin Dr. Edith Tekolf forscht in der lokalen Geschichte der Abteistadt Werden. So begleitete sie die Wiederaufstellung des verschwundenen Heiligenhäuschens am Pastoratsberg, in der Nähe der Jugendherberge gelegen.
Sie verfasste ein viel beachtetes Werk über die Kirchenruine St. Clemens. Außerdem widmete sie sich der Lebensgeschichte des Werdener Baumeister Engelbert Kleinhanz in einem umfangreichen Buch und schrieb über den Bauhistoriker Professor Wilhelm Effmann.
Jetzt stieg die Heidhauserin wieder in die Archive und entdeckte dort immer erstaunlichere Details über den Jugendstilbrunnen am Rathaus.
Die Auszubildende Solange Simon leistete unter kundiger Anleitung ihres Meisters Martin Dickgreber ganze Schmiede-Arbeit. Die Steinmetzfirma Berns aus Duisburg brachte den stark angeschlagenen Kunststein wieder auf Vordermann. Grün und Gruga legte noch eine Brunnenumrandung aus Kleinpflaster, um die äußere Brunnenschale zu schützen. Vom Moment des „ersten Entdeckens“ bis zur Feier waren vier Jahre vergangen.
Ein weiterer Treffpunkt für die Bürgerinnen und Bürger
Karl-Heinz Lach schaute lächelnd seinem Enkel zu. Der kleine Kerl hatte die Brunnenschalen für sich als Kletterparadies entdeckt. Lach steht dem Geschichts- und Kulturverein Werden vor: „Vor Jahren haben wir schon darüber gesprochen, dieses ganze Areal hier zu beleben, zugänglich zu machen als Bewegungsfläche und Treffpunkt für die Heidhauser.“
Das funktioniere schon gut, nicht zuletzt dank der Boulebahn gegenüber dem alten Rathaus: „Man trifft sich wieder am Büdchen. Nun haben wir einen zweiten Treffpunkt, wo auch Kinder spielen können, wie man sieht. Leider ohne Wasser.“ Was Edith Tekolf so kommentierte: „Es wird vielleicht eine folgende Generation übernehmen, das Wasser wieder in Gang zu bringen.“
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