Essen. Mann der Zahlen, gebürtiger Ostfriese und früher auch mal Puppenspieler: Fritz Frömming wird Geschäftsführer von Essens Theater und Philharmonie.
Wie man im Theater die Fäden zieht, hat Fritz Frömming schon mal ganz am Anfang seiner Karriere ausprobiert. Damals war er ein Puppenspieler im Musical „Der kleine Horrorladen“. Dass dieser Titel für die Essener Theater und Philharmonie GmbH (TuP) alles andere als zutreffend ist, dafür will der gebürtige Ostfriese in den kommenden fünf Jahren sorgen. Am 1. September wird Frömming offiziell neuer Geschäftsführer der städtischen Theater-Tochter.
„Es hat viele Kämpfe gegeben, das muss aufhören“
Der 52-Jährige übernimmt den Posten in einer bewegten Zeit. Und daran ist nicht nur die aktuelle Weltlage Schuld. Vor allem der Konflikt um Vorvorgänger Berger Bergmann hat den Betriebsfrieden der TuP in den vergangenen Jahren schwer belastet. Bevor die nun in den Ruhestand wechselnde Geschäftsführerin Karin Müller den Fünf-Sparten-Betrieb wieder in ruhigeres Fahrwasser führen konnte, hatten massive Belegschaftsproteste gegen den damaligen Geschäftsführer für Schlagzeilen gesorgt. Am Ende der monatelangen Auseinandersetzungen nahm Bergmann 2020 vorzeitig seinen Hut. Sein schärfster Kontrahent, der machtbewusste Betriebsratsvorsitzende Adil Laraki blieb. „Es hat viele Kämpfe gegeben, das muss aufhören“, wünscht sich Frömming.
Die Causa Bergmann ist nicht die einzige Hypothek. Die Folgen der Corona-Pandemie haben der TuP wie allen Theatern in den vergangenen drei Jahren große Publikums-Einbußen beschert, hinzu kommen nun Inflation, steigende Materialkosten und ein hoher Tarifabschluss im Öffentlichen Dienst: „Die Tarifabschlüsse werden dazu führen, dass es eine Diskussion um den Zuschuss gibt“, glaubt Frömming. Dass es angesichts allgemein knapper Kassen und höherer finanzieller Belastung der Kommunen keine ganz einfachen Verhandlungen werden, ahnt der neue Geschäftsführer. Am Ende müsse statt der Gelddebatte vielleicht eine Strukturdebatte stehen, um gemeinschaftlich zu beschließen: „Was wollen wir für den Kulturstandort Essen und für die TuP als eine der größten und angesehensten Kultureinrichtungen des Landes NRW?“
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Theater sei nun mal ein Live-Betrieb, der viel Personal benötige. Hinter jedem Darsteller, so Frömming, stünden noch Dutzende Mitarbeiter, damit die Künstler geschminkt und angekleidet werden, die Bühnentechnik funktioniert und die Kulissen allabendlich stehen. Ohne städtische Subventionen unmöglich. „Die Zuschauer sehen nur das Ergebnis, aber man darf nicht übersehen, was alles dahinter steht.“
„Ein subventioniertes Theater muss sich auch legitimieren“
Gleichwohl dürfe bei aller Fürsprache für die Kunst nicht vergessen werden, was Frömming den „Realitätsabgleich“ nennt. Ein subventioniertes Theater müsse sich auch legitimieren. „Das heißt nicht, nur noch Operette und Musical zu spielen“, sagt Frömming. „Mit rein merkantiler Denke hätte es Künstlerinnen wie Pina Bausch nicht geben.“ Und doch müsse sich die TuP als hundertprozentige Stadttochter auch im Kontext sehen. „Das Aalto ist keine Insel.“ Seine Aufgabe sei es in den kommenden Jahren, die Abläufe und Notwendigkeiten nach außen so zu transparent zu machen, „dass gute und fundierte Entscheidungen getroffen werden können“, so Frömming.
Der 52-Jährige kennt schließlich beide Seiten des Betriebes. Er hat eine kaufmännische Ausbildung und Betriebswirtschaft studiert, er hat aber auch schon als Statist, Regieassistent und Puppenspieler gearbeitet. Ein Kaufmann mit Künstlerseele, der zwar eine klare Meinung zu dem habe, „was ich auf der Bühne sehe“. Für die künstlerischen Entscheidungen aber seien die neu gewählten Intendantinnen und Intendanten zuständig. „Meinen Beitrag sehe ich aber ganz klar auf der organisatorischen und administrativen Seite.“
Vom Landestheater im Oberfränkischen zum Fünf-Sparten-Betrieb im Ruhrgebiet
Frömming hat zuvor an den Theatern in Chemnitz und Bonn als Marketingdirektor und Referent des Generalintendanten gearbeitet. 2015 wurde er Kaufmännischer Direktor am Landestheater Coburg. Vom mittelgroßen Dreispartentheater im Oberfränkischen geht es nun an eines der größten Fünf-Sparten-Häuser in NRW mit rund 700 Mitarbeitern und einem Etat, der im Vergleich zu Coburg in etwa „ein Lichtjahr“ entfernt sei, sagt Frömming.
„Respekt und Demut“ bringe er für das neue Amt mit, aber auch den festen Willen, schwierige Themen offen und frontal anzusprechen. Auch im Umgang mit dem Betriebsrat, der nun mal „als Wächter der geltenden Bestimmungen“ auftrete. „So lange er das tut, ist er ein wichtiger Partner für jede Geschäftsführung“, sagt Frömming. Über die Gesetze und Rechte hinaus gebe es am Theater aber auch einen Gestaltungsspielraum und der obliege der Theaterleitung, zügelt Frömming allzu fordernde Mitbestimmungs-Perspektiven. „Ich bin zuversichtlich, dass wir gute Lösungen finden.“
„Viele Leute gehen hier jeden Tag gerne zur Arbeit. Das muss so bleiben“
Auch die Schaffung von möglichen neuen Spielstätten dürfte den neuen Geschäftsführer in den kommenden Jahren beschäftigen. So sucht die Theaterspielstätte „Casa“ derzeit noch nach einem Alternativstandort. Über die Sanierung des maroden Kulissenhauses am Grillo, den schlechten Zustand der Theaterwerkstätten in Vogelheim und das Dilemma fehlender Probenräume wird schon lange debattiert.
Frömming will in den kommenden fünf Jahren Weichen für die Weiterentwicklung der Theaterbetriebes stellen. Denn eines steht für den neuen TuP-Geschäftsführer fest: „Hier gibt es viele Leute, die jeden Tag gerne zur Arbeit gehen, und das muss so bleiben.“
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