Essen. Das Elisabeth-Krankenhaus Essen hat das Kinderzimmer abgeschafft: Gesunde Babys schlafen im Zimmer der Mutter. Welche Neuerungen es noch gibt.

In der größten Geburtsklinik der Stadt sind Hebammen, Pflegekräfte, Kinderärzte und Frauenärztinnen neuerdings zusammengerückt: „Wir haben nun alles auf einer Ebene“, freut sich Daniela Reitz, Chefärztin der Frauenklinik im Essener Elisabeth-Krankenhaus. Dort kamen im Rekordjahr 2021 mehr als 3000 Babys zur Welt, im vergangenen Jahr waren es immerhin rund 2900. „Der Großteil dieser Geburten verläuft unkompliziert, aber wenn wir Kinderärzte brauchen, sind die sehr schnell bei uns.“

Teamarbeit (v.l.): Dr. Daniela Reitz, Chefärztin der Frauenklinik; Nicole Hindenburg, Leiterin der Station Maria; die Leitende Hebamme Mareike Doerper und Dr. Dariusz Michna, Chefarzt der Klinik für Früh- und Neugeborene, arbeiten im Elisabeth-Krankenhaus eng zusammen.
Teamarbeit (v.l.): Dr. Daniela Reitz, Chefärztin der Frauenklinik; Nicole Hindenburg, Leiterin der Station Maria; die Leitende Hebamme Mareike Doerper und Dr. Dariusz Michna, Chefarzt der Klinik für Früh- und Neugeborene, arbeiten im Elisabeth-Krankenhaus eng zusammen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Frühgeborenen-Station ist in warmes Gelb getaucht

Auch für mögliche Krisen habe man die nötigen Kapazitäten, betont die Medizinerin mit Schwerpunkt Geburtshilfe und Perinatalmedizin. Ausdrücklich soll der millionenschwere Umbau Patientinnen wie Personal zugutekommen, das Wohlbefinden verbessern, die Arbeit erleichtern. Dazu gehört ein Farbkonzept, das etwa die Neu- und Frühgeborenen-Station in warmes Gelb taucht. Hier liegen die Frühchen, die die Intensivstation verlassen durften, weil sie bereits selbstständig atmen.

Die Frühgeborenen-Station ist in warmes Gelb getaucht. Chefarzt Dr. Dariusz Michna, hält Xeyyam (eine Woche alt) in den Armen.
Die Frühgeborenen-Station ist in warmes Gelb getaucht. Chefarzt Dr. Dariusz Michna, hält Xeyyam (eine Woche alt) in den Armen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Trotzdem könne es zu Atemaussetzern kommen, erklärt Dr. Dariusz Michna, Chefarzt der Klinik für Neu- und Frühgeborene. Die Babys werden also weiter überwacht, „und von uns gepäppelt“. Und von ihren Müttern und Vätern, die praktisch jederzeit kommen können. „Wir haben keine Besucher, das sind Eltern“, betont Michna. Auch wenn die manchmal in ihre Aufgabe hineinwachsen müssen. Etwas salopp formuliert er: „Wenn ein Baby nur 800 Gramm wiegt, hat man Angst, dass es kaputtgeht, wenn man es nur anschaut.“ Eine Scheu, die vergeht: Angeleitet von den erfahrenen Pflegekräften cremen die Eltern die Kinder bald ein, wechseln Windeln.

Dass die Neu- und Frühgeborenen-Station hier entstehen konnte, sei der Frauenklinik zu verdanken, sagt Dariusz Michna: „Sie hat uns dafür ihr Kinderzimmer geschenkt.“ Denn das wird nicht länger gebraucht: Die Neugeborenen werden nicht mehr von den Müttern getrennt im Kinderzimmer untergebracht, sondern an ihrer Seite im Patientinnenzimmer. Rund um die Uhr.

An der Seite der Mutter kommen die Babys schneller zur Ruhe

„Wir machen noch im Kreißsaal die erste Untersuchung der Kinder“, erklärt Mareike Doerper, eine von zwei Leitenden Hebammen. „Wenn alles in Ordnung ist, kommt das Baby gleich mit der Mutter aufs Zimmer.“ Bis zur Entlassung, zwei, drei Tage später, bleibt es immer bei ihr. Das stärke die Bindung, beruhige die Babys: „Sie kommen bei der Mutter schneller zur Ruhe als früher im Kinderzimmer“, erklärt Nicole Hindenburg, die die Station Maria leitet.

Die Mütter lernen während des Aufenthaltes Basisfertigkeiten, bekommen eine Stillanleitung. Sie sind nicht länger abgekoppelt von der Pflege und Betreuung ihrer Kinder, sondern erleben jeden Schritt mit: Wiegen, Wickeln, Temperatur messen, Sauerstoffsättigung prüfen. So verstünden sie auch besser, wenn ihr Kind etwa eine Phototherapie benötige, weil es eine Neugeborenen-Gelbsucht entwickelt habe, sagt Nicole Hindenburg. Neu ist, dass es für diese Therapie nicht verlegt werden muss, sondern bei der Mutter bleibt.

Geburtsstation wurde rundum saniert

43 Betten gibt es in der rundum sanierten Station, sagt Chefärztin Daniela Reitz. Für mehr Nähe sorgten dabei auch die neuen Beistellbettchen, die sich ans Bett der Mutter schmiegen. So dass diese – auch wenn sie von einem Kaiserschnitt geschwächt ist – das Baby leicht zum Stillen zu sich nehmen kann.

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