Essen. Die Ruhrbahn beendet fünf Jahre Bauzeit an drei U-Bahnhöfen im Süden. Seit Montag fahren U11, 107 und 108 wieder normal. Was ist jetzt anders?

Neun Wochen lang fuhren die U11, 107 und 108 nicht in den Essener Süden. Stattdessen mussten Ruhrbahn-Kunden in Ersatzbusse steigen. Seit Montag (7. August) fahren die Bahnen wieder normal auf der so genannten „Südstrecke“ (Hauptbahnhof bis Messe (U11) beziehungsweise Bredeney (107/108)).

Insgesamt sind jetzt fünf Jahre Bauzeit vorbei, in denen die Ruhrbahn die drei U-Bahnhöfe Philharmonie, Rüttenscheider Stern und Martinstraße umgebaut hat. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema.

Was ist passiert?

Von 2018 bis jetzt hat die Ruhrbahn die drei U-Bahnhöfe Philharmonie, Rüttenscheider Stern und Martinstraße umgebaut. Auf den Bahnsteigen gibt es jetzt zwei unterschiedliche Einstiegshöhen. Man sieht es daran, dass die Bahnsteige jetzt einmal unterbrochen sind durch Treppenstufen.

Im U-Bahnhof Philharmonie begannen die Umbauarbeiten. Jetzt sind fünf Jahre vergangen, drei U-Bahnhöfe haben jetzt Bahnsteige mit unterschiedlichen Einstiegshöhen.
Im U-Bahnhof Philharmonie begannen die Umbauarbeiten. Jetzt sind fünf Jahre vergangen, drei U-Bahnhöfe haben jetzt Bahnsteige mit unterschiedlichen Einstiegshöhen. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Wozu sind die Treppenstufen da?

Sie teilen die etwa 90 Meter langen Bahnsteige in zwei unterschiedliche Stücke: Auf dem niedrigen Stück (Höhe 24 Zentimeter, gemessen ab Schienenoberkante bis Bahnsteig) halten künftig die neuen Straßenbahnen (Trams), die so genannten „Niederflurbahnen“. Sie haben – anders als die alten Straßenbahnen mit Klapptrittstufen – einen ebenerdigen Eingang. Die Bahnsteige mussten abgesenkt werden, damit die Fahrgäste gefahrlos in die neuen „Niederflurbahnen“ einsteigen können.

Das sind die alten Straßenbahnen mit Klapptrittstufen: Hier eine Bahn der Linie 108, die von Altenessen nach Bredeney fährt. Künftig werden die rund 30 Jahre alten Trams ersetzt durch Niederflurbahnen, die stufenlosen Einstieg ermöglichen. Dazu mussten die U-Bahnhöfe der Südstrecke umgebaut werden.
Das sind die alten Straßenbahnen mit Klapptrittstufen: Hier eine Bahn der Linie 108, die von Altenessen nach Bredeney fährt. Künftig werden die rund 30 Jahre alten Trams ersetzt durch Niederflurbahnen, die stufenlosen Einstieg ermöglichen. Dazu mussten die U-Bahnhöfe der Südstrecke umgebaut werden. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Und wozu braucht man zwei unterschiedliche Einstiegshöhen?

Die Südstrecke hat die Besonderheit, dass dort Straßenbahnen (Trams, 107 und 108) sowie die Stadtbahn (U11) fahren. Das sind zwei unterschiedliche Systeme. Die Wagen der U11 haben einen höheren Einstieg. Sie benötigen die alte Bahnsteighöhe von 92 Zentimetern (gemessen ab Schienenoberkante).

Die Bauarbeiten waren also erforderlich, um die gesamte Südstrecke „barrierefrei“ zu machen. Das heißt, Fahrgäste können in Straßenbahn und U-Bahn steigen, ohne Treppenstufen oder sehr hohe Kanten überwinden zu müssen.

Aber die Ruhrbahn fährt doch schon länger mit so genannten „Niederflurbahnen“ . . .

Die ersten Niederflurbahnen, also Straßenbahnen mit ebenerdigem Einstieg, fahren seit rund 20 Jahren durchs Essener Stadtgebiet. Doch die Südstrecke war der letzte Abschnitt, auf dem diese modernen Trams nicht fahren konnten – wegen der zu hohen Bahnsteigkanten der U11.

Das sind die modernen Niederflurbahnen der Ruhrbahn: Sie ermöglichen einen stufenlosen Einstieg. Sie konnten bislang noch nicht auf der Südstrecke in Richtung Bredeney fahren.
Das sind die modernen Niederflurbahnen der Ruhrbahn: Sie ermöglichen einen stufenlosen Einstieg. Sie konnten bislang noch nicht auf der Südstrecke in Richtung Bredeney fahren. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Was sagen die Fahrgäste?

Haltestelle Rüttenscheider Stern, Bahnsteig Fahrtrichtung Süden, Montag um 7.30 Uhr: Die meisten Fahrgäste haben das neue Prinzip wohl noch nicht verstanden. Die 108 hält am Abschnitt, an dem der Bahnsteig niedrig ist – und die meisten Fahrgäste bemerken, dass sie falsch stehen – und eilen im Laufschritt über die neuen Treppenstufen hinab zum abgesenkten Bahnsteig. Zwar sind an den Wänden extra Schilder angebracht worden, die darauf aufmerksam machen, wo die Tram hält und wo die U-Bahn. Aber die werden wohl noch nicht registriert. „Ich bin froh, dass die U11 wieder fährt“, sagt Fahrgast Pablo Lavin – und drückt damit sicher aus, was viele Ruhrbahn-Kunden denken. Über neun Wochen Busse als Ersatz durch den Essener Süden zu schicken, lief nicht frei von Komplikationen ab. Wiederholt berichteten Fahrgäste über unpünktliche, verstopfte Fahrzeuge.

Sind die Bauarbeiten auf der Südstrecke jetzt komplett abgeschlossen?

Wer durch den U-Bahnhof „Rüttenscheider Stern“ geht, sieht: Nein, die Bauarbeiten sind noch nicht fertig. „Abgeschlossen sind nur die Umbauten an den Bahnsteigen für die Barrierefreiheit. Die Brandschutzarbeiten in den Bahnhöfen dauern noch an“, sagt Ruhrbahn-Sprecherin Sylvia Neumann. Lieferschwierigkeiten hätten die Arbeiten massiv verzögert: „Zuletzt hatten wir noch nicht mal mehr Fliesenkleber.“ Ende des Jahres soll die Sanierung des U-Bahnhofs Rüttenscheider Stern endgültig abgeschlossen sein. Anschließend folgt der Abschluss der Arbeiten am Bahnhof Martinstraße.

Wie teuer ist die Barrierefreiheit?

Die Absenkung eines Teils der Bahnsteige hat etwa 21 Millionen Euro gekostet.

Werden jetzt endgültig die letzten, alten Straßenbahnen mit Klapptrittstufen verschrottet?

So weit ist die Ruhrbahn noch nicht. Lieferschwierigkeiten gibt es derzeit auch bei der jüngsten Generation von Niederflur-Trams, die eigentlich seit Anfang 2023 schon durch Essen rollen sollten. Die über 30 Jahre alten Straßenbahnen, die jetzt noch fahren, werden auch künftig bei Stoßzeiten eingesetzt als Verstärkung.

Ist der Umbau der Südstrecke hin zu einer barrierefreien Strecke damit vollendet?

Nein. An den oberirdischen Haltestellen in Bredeney müssen Fahrgäste eine Hürde von rund 30 Zentimetern überwinden, die zwischen Bordstein und dem Einstieg der Niederflurbahnen besteht. Die Bahnsteige der Haltestellen Alfredusbad, Kruppallee, Frankenstraße und Bredeney müssten mit viel Aufwand angehoben werden. Es gibt Haltestellen – siehe Cäcilienstraße, Rüttenscheid –, da ist das schon erfolgt. Konkret sind diese Maßnahmen für Bredeney aber derzeit nicht geplant.

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