Essen-Stadtwald. Im Sommer haben Wespen, Mücken und andere Insekten Konjunktur – und werden manchmal zur Plage, wenn man sie falsch behandelt. So geht es richtig.
Insekten haben eine wichtige Aufgabe in unserem Ökosystem. Das sagen Hobbyimker Ulf Brinkmann (45) und Claudia Bautsch (43) vom Naturschutzbund Deutschland. Beide führten im Auftrag des Nabu durch die vielfältige Welt der Insekten und gaben so manchen guten Rat im Umgang mit diesen.
In gemütlicher Runde – zehn Gäste fanden sich ein – tauschte man sich bei Kaffee und Kuchen aus, denn wohl jeder hat schon so seine Erfahrungen gemacht mit Wespen, Hornissen, Mücken und Co. Und so konnte sogar Bienenexperte Brinkmann noch hinzulernen. „Ich kenne zum Beispiel nicht alle Namen von den Insekten, aber ich weiß mir zu helfen“, sagt der 45-Jährige.
Für nicht wenige sind Insekten eine Plage, wenngleich die Gäste der Infoveranstaltung eher neugierig waren. Mehr über Insekten zu erfahren, sollte für Claudia Bautsch deshalb zu einer „Win-Win-Situation“ führen. So könne das neue Wissen und das daraus resultierende richtige Verhalten den Insekten gegenüber durchaus die nächste Grillparty retten. Es gehe, so erklärt Bautsch, vor allem um ein friedvolles gemeinsames Leben und nicht darum, sich gegenseitig zu schaden.
Die erste Regel im Umgang mit Insekten: Ruhe bewahren!
Seit wenigen Jahren hat der 65-jährige Siegbert Luke einen eigenen Garten in Essen. Er verstehe oft die Reaktionen seiner Mitmenschen nicht, sobald diese auf Insekten treffen. „Meine Mitarbeiterin bekommt beispielsweise immer hysterische Anfälle, sobald sie Wespen sieht“, sagt der Hobbygärtner mit einem Schmunzeln. Doch genau dieses Verhalten sei verkehrt, erklärt Imker Brinkmann. „Durch wildes Herumfuchteln oder Wegpusten macht man das Tier eher aggressiver, da es sich angegriffen fühlt.“ Dabei sei die Angst vor einem schmerzhaften Wespenstich nahezu unbegründet. „Solange man sich ruhig verhält, passiert einem auch nichts. Sollte sich eine Wespe einmal im Gesicht verirren, sollte man die sachte beiseite schieben.“ Außerdem: „Nur die wenigsten Insektenarten können wirklich unter die Haut stechen.“
Nach einem Wespenstich versagte bei einer Essenerin der Kreislauf
Doch ganz so harmlos sind Wespen dennoch nicht, weiß Stefanie Beleke aus eigener leidvoller Erfahrung. Nachdem eine Wespe unter ihre Kleidung geflogen sei, wurde das Insekt aggressiv und habe auch zugestochen. „Nach dem Stich hat mein Kreislauf versagt“, erinnert sich die 63-jährige. Seitdem sei Beleke viel vorsichtiger bei der Kleiderauswahl im Sommer. Expertin Bautsch gibt zu, dass jeder Mensch anders auf Insektenstiche reagiere. Besonders wichtig sei eine sofortige ärztliche Behandlung, sobald Bienen oder Wespen im Mund oder Hals zustechen.
Damit es gar nicht erst dazu kommt, gibt es eine Reihe einfacher, aber wirkungsvoller Tricks. „Wenn draußen gegessen und getrunken wird, sollten die Getränke immer abgedeckt werden“, rät sie. Um die ungebetenen Gäste vorab zu vertreiben, eignen sich mit Nelken bestückte Zitronen oder feiner Wassernebel. „Das mögen Wespen nicht.“ Absehen sollte man jedoch von sogenannten UV-Fallen oder Nestattrappen. Besonders letztere schrecken Wespen nicht ab, da sich diese, laut Brinkmann, durch ein fremdes Nest nicht bedroht fühlen.
Apropos Bedrohung: Brinkmann warnt entschieden davor, einem Wespennest zu nah zu kommen, da sich die Tiere bedroht fühlen könnten und sich und das Nest verteidigen wollen. Sollten sich Insekten an einer Hauswand daheim angesiedelt haben, gelte es, immer Ruhe zu bewahren und sich beispielsweise beim Nabu zum weiteren Vorgehen informieren lassen.
Eine spezielle App hilft, die verschiedenen Insektenarten zu unterscheiden
Für den richtigen Umgang mit den Tieren ist es besonders wichtig zu wissen, um welches Insekt es sich eigentlich handelt. Anhand von Bildbeispielen klärten die Insektenexperten auf und erstaunten die Gäste, dass die Familie der Wespen und Bienen viel größer ist als gedacht. „Sogar Ameisen sind mit den Bienen und Wespen verwandt, da die Königinnen zur Paarungszeit Flügel bekommen“, sagt Brinkmann.
Auch in Deutschland gibt es eine große Fülle an verschiedenen Bienen, Wespen oder Hummelarten. Im Alltag sei deshalb eine Identifizierung oft schwierig, weshalb selbst der Imker eine spezielle Insektenapp benutzt. „Durch die App ,Obsidentify’ kann ich ganz einfach bestimmen, um welche Insekten es sich handelt“, sagt der 45-Jährige. Diese App verfügt über einen großen Datensatz zur Artenvielfalt, die sie beispielsweise mit Scans oder Fotografien abgleicht. Sollte ein Insekt nicht erkannt werden, pflegt die App die neue Art in den Datenpool ein. Die App lernt also ständig dazu.
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