Essen-Werden. Workshops und Ausflüge stehen auf dem Programm beim Internationalen Jugendtreffen der Partnerstädte. Das erleben die jungen Menschen in Essen.
Elya aus Grenoble sprüht hochkonzentriert ihren Namen in riesigen bunten Lettern an die Mauer unterhalb der Werdener Ruhrbrücke. Die 17-Jährige lüftet ihre Maske und strahlt: „Das mit den Graffitis hatte ich mir schwerer vorgestellt. Es macht unheimlich Spaß, hier mit Jugendlichen aus anderen Ländern zusammenzuarbeiten.“
Am „Internationalen Jugendtreffen der Essener Partnerstädte“ nehmen Gruppen im Alter von 15 bis 19 Jahren aus Sunderland, Tampere, Grenoble, Changzhou, Zabrze und Essen teil. Leider fehlen die „Twin Cities“ Tel Aviv und Nischni Nowgorod. Die Israelis haben keine Gruppe zusammenbekommen und die Städtepartnerschaft mit den Russen ruht zurzeit.
Da ist Bewegung drin: Parkour, Streetart, Tanz, Upcycling
Beim Jugendamt ist Monika Hurschmann zuständig für Internationale Jugendbegegnungen: „2024 feiern wir 75 Jahre Städtepartnerschaft mit Sunderland. Da hat es schon recht früh Jugendaustausche gegeben. Daraus hat sich alles entwickelt.“ Die Qualität habe enorm zugenommen: „Als Betreuer kommen inzwischen Menschen vom Fach mit, etwa Sozialarbeiter. Auch die Jugendlichen sind anders. Viel offener. Sie legen ihre erste Scheu schnell ab und der Austausch wird intensiver.“
Hier geht es um nicht weniger als um „Völkerverständigung“. Englisch hilft als Verständigungssprache. Monika Watermann vom Jugend- und Bürgerzentrum Werden erklärt: „Das Interesse am Thema Streetart ist die Klammer, die zusammenschweißt. Im letzten Jahr war es medienlastig, in diesem Jahr kommt so richtig Bewegung rein.“
Auf dem Programm stehen neben Workshops auch gemeinsame Ausflüge. Zum Beispiel eine Sightseeingtour durch Essen, Empfang im Rathaus, Besuch der Ausstellung „Das zerbrechliche Paradies“ im Gasometer Oberhausen, ein Tagestrip nach Köln und ein Besuch im Seaside Beach. Die Workshops sind verstreut übers Stadtgebiet. Parkour wird auf der Anlage Zollverein angeboten, in einem Altenessener Tonstudio ein Song entwickelt und aufgenommen.
Im JuBB finden Tanz und Holz-Upcycling statt, am Werdener Treidelplatz Graffitis mit dem Kunstpädagogen Martin Domagala: „Ich führe seit gut zehn Jahren Workshops mit jungen Menschen durch. Das ist mein erstes internationales Treffen. Eigentlich nichts anderes. Höchstens, dass hier alles auf Englisch läuft. Ansonsten sind die Jugendlichen genauso drauf wie gleichaltrige Essener. Alle sind motiviert, fleißig und haben Bock auf richtig gute Ergebnisse.“
Die Französin Elya berichtet, dass es in Grenoble ein internationales Graffiti-Festival gebe, mit großflächig besprühten Häuserwänden, für legales Sprayen freigegeben. An der Woche habe sie besonders genossen, auf interessante Menschen aus anderen Ländern und Kulturen zu treffen: „Sich ganz locker mit allen unterhalten zu können, ist echt toll.“
Wichtig ist den Jugendlichen das Teamwork
Was die 16-jährige Cleary nur unterstreichen kann. Die Chinesin nimmt am Tanz-Workshop teil und strahlt: „Wir helfen uns gegenseitig. Das ist Teamwork.“ Ihr erster Europatrip überhaupt führte sie in den Essener Süden: „In Werden ist es sehr friedlich und ruhig. Ich liebe die Berge hier. Und die schöne Architektur. Sie ist so ganz anders als bei uns in Changzou.“
Zum Schluss noch ein Geständnis: „Ich hatte noch nie mit Tanz zu tun. Nun bin ich ganz verliebt. Tanzen ist so toll.“ Workshop-Leiter Nico Wijnbergen nimmt’s schmunzelnd zur Kenntnis: „Es läuft überraschend gut. Es ist mir wichtig, Tanzen mit Freude zu verbinden.“
Aus Europaletten entsteht eine Theke fürs Jugendzentrum
Ebony aus Sunderland war schon im Vorjahr in Essen. Die 16-Jährige hat mächtig Spaß am Werken mit Holz: „Ich mag es, dass wir diesmal mit unseren Händen arbeiten. Wir haben eine gute Zeit miteinander. Ich habe hier Freunde gefunden.“
Die Kreishandwerkerschaft war kurzfristig eingesprungen für den „Woodwork“-Workshop. Unter Anleitung von Tischlermeister Lothar Bolte wird aus alten Euro-Paletten eine rollbare Theke gezimmert, die später im JuBB zum Einsatz kommen wird: „Mit dem Englischen habe ich es nicht so. Aber die Verständigung klappt, mit Händen und Füßen. So läuft das halt im Handwerk.“ Auch Azubi Florian Tegeler sagt: „Ich bin erstaunt, wie gut sie zusammenarbeiten.“ Sein Chef freut sich: „Die Jugendlichen fordern keine Pausen. Sie sind ganz eifrig bei der Sache. Das macht dann auch uns ein Riesenspaß.“
>>> Interessierte sind zum Abschlussfest willkommen
Nach einer kreativen und produktiven Woche findet am Samstag, 22. Juli, von 18 bis 20 Uhr im Jugend- und Bürgerzentrum Werden (JuBB) am Wesselswerth 10 die Abschlussveranstaltung statt. Dort präsentieren die Jugendlichen die Ergebnisse der Woche. Interessierte sind herzlich eingeladen.
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