Essen-Rüttenscheid. Den Buckingham Palace erreicht in Kürze eine Biersendung aus Essen: Zwei junge Männer verschicken ihr selbstgebrautes Pale Ale. Wie es dazu kam.
- Julian Hehl und Moritz Ladewig haben sich als Nachbarn in Rüttenscheid kennengelernt. Dort haben sie auch ihr gemeinsames Hobby begonnen: das Bierbrauen.
- Zuletzt haben die jungen Männer ein Pale Ale nach britischem Vorbild gebraut. Dieses Bier haben sie nach König Charles benannt.
- Nun soll der König eine Kostprobe „seines“ Bieres aus Essen bekommen. Hehl und Ladewig schicken ihm ein paar Flaschen – und eine Nachricht.
Wie so viele haben Julian Hehl (36) und Moritz Ladewig (31) ihr neues, gemeinsames Hobby während der Corona-Pandemie entdeckt. Die beiden jungen Männer – im „echten Leben“ Unternehmensberater und Maschinenbauingenieur – brauen ihr eigenes Bier. Ihre neueste Kreation ist nach König Charles benannt und soll das Staatsoberhaupt des Vereinigten Königreiches höchstselbst demnächst per Post erreichen.
Hehl und Ladewig waren bis vor kurzem Nachbarn in einem Haus in der Rüttenscheider Rosastraße, so haben sie sich kennengelernt. Der Keller eben jenes Hauses wurde zu ihrer ersten Brauwerkstatt. „Wir haben erst ein virtuelles Tasting mitgemacht, wo wir verschiedene Biere nach Hause geschickt bekommen haben“, erinnert sich Hehl. So hätten sie Lust bekommen, auch einmal selbst zu brauen.
Bierbrau in Essen: 20 Liter werden in 60 Flaschen abgefüllt
Also wurde ein Brauset inklusive Gäreimer und Topf gekauft. Dazu kommen ein Sieb, ein paar kleinere Utensilien – und natürlich die Zutaten: Hopfen, Malz, Hefe und Wasser. Etwa acht bis zehn Stunden dauert eine Brausession, während des Prozesses wird das Bier in verschiedenen Temperaturstufen erhitzt, wobei die Würze erhalten bleiben muss. Anleitungen haben sich die Männer selbst aus dem Internet herausgesucht, unter anderem von einer Biersommelière.
Im Dezember 2021 starteten sie mit einem Pils, es folgte ein helles Bier als Sommervariante im Jahr 2022 und dann ein dunkles „Winterbräu“. 20 Liter fasst ihr Eimer, die füllen sie dann je in circa 60 Flaschen um, verschenken sie an Freunde und Familie oder trinken sie selbst. Ob es schmeckt, wissen sie erst zwei Monate nach dem Brauprozess. Bis dahin muss das Bier nämlich gären. Inzwischen brauen Hehl und Ladewig nicht mehr an der Rosastraße, sondern in Mülheim, wo Ladewig vor kurzem hingezogen ist.
Eine Flasche Bier für König Charles und eine für den Vorkoster
Ihr neuestes Projekt ist ein Pale Ale. Für das traditionelle britische Bier werden in der Regel hellere Malzarten verwendet. Die Sorte haben die beiden quasi zufällig ausgewählt, weil sie mal wieder etwas anderes ausprobieren wollten. „Wir haben am Krönungstag von Charles mit dem Brauen angefangen“, erzählt Moritz Ladewig. Ihnen sei dann die Idee gekommen, dass Bier nach dem britischen König zu benennen. „Und wenn wir das schon machen, können wir es ihm ja auch schicken.“
Drei fertig gebraute, in mit selbst gestalteten Etiketten versehenen Flaschen abgefüllte Biere warten nun darauf, nach Großbritannien überführt zu werden. Adresse? Der Buckingham Palace. „Wir haben eine Flasche für König Charles, eine für seinen Vorkoster – und eine, falls er sie an sonst noch jemanden verschenken will“, sagt Julian Hehl schmunzelnd.
Essener: „Es dauert lange, bis man Gefühl fürs Brauen bekommt“
Außerdem haben die beiden Männer einen Brief beigelegt. „Darin ist auch eine kleine politische Botschaft. Wir schreiben vor dem Hintergrund des Brexits, dass uns die anglodeutsche Freundschaft wichtig ist“, erklärt Hehl – und ergänzt lachend: „Wenn Großbritannien zurück in die EU will, würden wir auch ein Welcome-Back-Bier brauen.“ Erst einmal hoffen sie aber auf eine Antwort des Monarchen.
Gewerbsmäßig wollen Hehl und Ladewig übrigens nicht in die Bierbrauerei einsteigen, beide machen ihre Jobs gerne. „Uns macht es einfach Spaß, übers Brauen zu philosophieren. Wovon sollen wir ein bisschen mehr zugeben, wovon ein bisschen weniger?“, schildert Ladewig. Hehl ergänzt: „Es dauert lange, bis man ein Gefühl dafür bekommt, was welchen Einfluss hat.“ Mit jedem Brauprozess werde man ein bisschen besser. Auch deshalb sei ihre neueste Kreation, das König-Charles-Bier, ihr liebstes.
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