Essen-Altenessen. Immer höhere Einkaufspreise bedeuten für einen Einzelhändler aus Altenessen jetzt das Aus. Warum er weiterkämpft und an zweiter Filiale festhält.
Lange hat Thomas Rose, der Betreiber der beiden „Blumenlädchen Rose“ an der Altenessener Straße, um die Existenz gekämpft – jetzt muss er zumindest an einem Standort aufgeben: Die Filiale gleich neben dem Allee-Center wird am Abend des 13. Juli endgültig schließen. Der Laden an der Altenessener Straße 303 soll weiterhin bestehen bleiben. Das hat Rose jetzt in den sozialen Medien bekannt gegeben und gegenüber dieser Zeitung bestätigt. Derzeit sind alle Pflanzen deutlich reduziert, und auch das Inventar – Regale und Weinkisten – werden verkauft.
„Den Rest gegeben“, hätten ihm die immer weiter gestiegenen Einkaufspreise, klagt Rose. „Wir haben jetzt drei Jahre Corona hinter uns“, blickt er zurück. „Die ersten beiden Jahre haben wir noch gut verkraftet, dann sind die Preise immer weiter gestiegen.“ Ob es an Corona lag oder am Ukraine-Krieg und der damit verbundenen Inflation, kann er schlecht sagen. Fest steht vor allem eines: „Die Einkaufspreise sind mittlerweile bis zu dreimal höher als früher. Blumen, die vor ein, zwei Jahren noch einen Euro gekostet haben, liegen jetzt schon zwischen zwei und drei Euro, andere sind noch teurer. Das kann man an die Kunden nicht weitergeben. Manche Blumen kosten schon zehn Euro das Stück, das kauft doch niemand.“ Infolgedessen seien seine Bestände zurückgegangen. „Statt 20 Eimer Rosen habe ich in letzter Zeit nur noch zehn gekauft. Das habe ich bisher auf zwei Geschäfte verteilt.“
Entscheidung ist nicht leicht gefallen
Die Entscheidung, welcher der beiden Läden geschlossen werden muss, sei ihm nicht leichtgefallen. Am Ende ist es die Filiale an der Altenessener Straße 425, das ältere der beiden Geschäfte. „Dort gibt es zwar deutlich bessere Parkmöglichkeiten, aber die Umsätze sind dort schlechter.“ Nichtsdestotrotz läuft dort der Mietvertrag noch bis zum Ende dieses Jahres, so lange ist also auch Miete fällig.
Rose hat in seinem Leben schon einiges hinter sich gebracht. Aus der Arbeitslosigkeit heraus eröffnete er 2009 einen Sonderposten-Markt in Vogelheim. „Da musste ich irgendwann wieder raus.“ Der Mietvertrag wurde nicht verlängert. Dann hörte er von einem freiwerdenden Kiosk, den er gemeinsam mit seiner damaligen Frau betrieb – bis zur Scheidung. Zwischendurch arbeitete er im Europapark Rust, betrieb später einen kleinen Laden an einem Supermarkt, heiratete erneut, wurde Vater. „Irgendwann habe ich mitbekommen, dass der Blumenladen neben dem Allee-Center frei wird. Das hörte sich gut an.“
Erstes „Blumenlädchen Rose“ vor zehn Jahren eröffnet
Vor etwa zehn Jahren eröffnete er also sein erstes „Blumenlädchen Rose“. Und: Der Durchbruch kam sofort. „Das lief vom ersten Tag an. Als wir angefangen haben, hat jede Blume, egal welche, einen Euro gekostet. Und wir haben den Umsatz an jedem Tag gesteigert.“ Einfach war es dennoch nicht. Mehrmals wurde Roses Laden Opfer von Diebstählen, später kam auch noch ein Einbruch hinzu, bei dem die Schaufensterscheibe zu Bruch ging.
Dennoch folgt am 1. März 2021 die Eröffnung des zweiten Ladens – mit einer ungewöhnlichen Mischung aus Blumen und Obst, mit Lotto-Annahmestelle und DHL-Shop. Dass die Parksituation an dieser Stelle schwierig war, störte ihn nicht. „Kunden können eine halbe Stunde in der Haltebucht vor dem Hotel nebenan parken. Und man muss ja auch nicht immer mit dem Auto kommen.“
Nebenjob beim Landwirt soll Geld bringen
Ab Freitag bleibt Rose nur noch dieses eine Geschäft. Mittlerweile hat er sogar einen Nebenjob angenommen. „Am 1. April habe ich angefangen, für einen Landwirt Obst und Gemüse auszuliefern.“ Das heißt: Aufstehen um vier Uhr, um fünf Uhr anfangen zu arbeiten, um zehn Uhr den Blumenladen öffnen. Wenn die Ferien vorbei und die Kinder wieder in der Schule sind, könne seine Frau auch schon um neun Uhr öffnen.
Seit 14 Jahren sei er nun selbstständig, sagt Rose. Den Laden an der Altenessener Straße 303 will er unbedingt halten. Zunächst einmal. Garantien aber gibt es nicht. „Wenn das mit den Preisen so weitergeht, dann kann es gut sein, dass wir Ende nächsten Jahres gar nicht mehr hier sind. Aber wir kämpfen weiter. Jeden Tag.“