Essen. Gewitterbedingt rückte die Essener Feuerwehr am Sonntag bis zum Abend zu 130 Einsätzen aus. Das ist die vorläufige Schadensbilanz am Tag danach.

Das Unwetter, das am Sonntag über Essen hinwegzog, war kurz, aber heftig. Der Deutsche Wetterdienst hatte Starkregen und Sturmböen angekündigt und sollte recht behalten. Die Feuerwehr rückte bis zum Abend zu 130 Einsätzen aus. Personen kam nicht zu Schaden, ein Glücksfall angesichts zahlreicher umgestürzter Bäume. Sachschäden waren teils aber erheblich.

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Das betrifft unter anderem die Bahnstrecke zwischen Essen Hauptbahnhof und Bottrop, auf der am Sonntagnachmittag eine S-Bahn der Linie S 9 vor einen umgestürzten Baum gefahren war, der die Oberleitung abgerissen hatte und die Gleise blockierte. Nach Angaben der Deutschen Bahn wurden auch drei Masten beschädigt.

Die Strecke bleibt vorerst gesperrt, die Reparatur der Oberleitung dauert voraussichtlich bis Mittwoch, wie der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr am Montagmorgen mitteilte. Mindestens bis Mittwochmorgen, 3 Uhr, komme es zu Einschränkungen auf den Linien RE 14 und S 9. Zwischen den Hauptbahnhöfen in Essen und Bottrop hat die Bahn einen „Notverkehr“ mit Taxis eingerichtet.

Essener Grugapark kam glimpflich davon, keine größeren Schäden

Die S-Bahn war am Sonntag gegen 17.30 Uhr in Höhe der Münstermannstraße unweit des S-Bahnhaltepunkts Gerschede mit dem umgestürzten Baum kollidiert. Der Zug musste daraufhin evakuiert werden. Neben der Feuerwehr war auch die Bundespolizei im Einsatz. Nachdem die gerissene Oberleitung geerdet worden war, konnten die 25 Fahrgäste die Bahn unverletzt verlassen. Sie wurden schließlich mit Taxis zum Essener Hauptbahnhof gebracht, berichtete ein Sprecher der Bundespolizei.

Die S-Bahnstrecke zwischen Essen und Bottrop bleibt nach dem Bahnunfall von Sonntag gesperrt. Eine S-Bahn der Linie S 9 war in Gerschede vor einen umgestürzten Baum gefahren.
Die S-Bahnstrecke zwischen Essen und Bottrop bleibt nach dem Bahnunfall von Sonntag gesperrt. Eine S-Bahn der Linie S 9 war in Gerschede vor einen umgestürzten Baum gefahren. © Justin Brosch

Zwei Bewohner eines Wohnhauses an der Bramkampstraße in Holsterhausen wurden unterdessen in einem Hotel einquartiert, nachdem sie von der Feuerwehr aus ihrem Haus gerettet worden waren. Selbstständig konnten die ältere Dame und ein älterer Herr das Haus nicht mehr verlassen. Der Sturm hatte einen mächtigen Baum entwurzelt, der auf das Gebäude stürzte. Der Stamm drückte das Dach ein, an der Fassade bildeten sich Risse, so dass ein Statiker des Technischen Hilfswerkes alarmiert wurde. Dieser erklärte das Haus für unbewohnbar.

In Holsterhausen musste die Feuerwehr Gehwege und Straßen von abgebrochenen Ästen befreien.
In Holsterhausen musste die Feuerwehr Gehwege und Straßen von abgebrochenen Ästen befreien. © Justin Brosch

Für entwurzelte Bäume und vollgelaufene Keller sorgte das Gewitter vor allem im Essener Nordwesten. Im Minutentakt gingen bei der Feuerwehr Notrufe ein. Senken und Unterführungen liefen voll, da die Kanalisation die Wassermengen nicht schnell genug aufnehmen konnte. Für Autos gab es zum Beispiel an der Nöggerathstraße kein Durchkommen mehr.

Bei der Ruhrbahn gab es für zwei Stunden auf nahezu allen Linien Einschränkungen, abgebrochene Äste blockierten Gleise und Oberleitungen. Bleibende Schäden gab es nach Auskunft einer Sprecherin aber nicht.

In den sozialen Netzwerken dokumentieren zahlreiche Fotos und Videos das Ausmaß des Unwetters. In Schönebeck regnete es zentimetergroße Hagelkörner, auf einem Parkplatz an der Wolfsbankstraße stand Personen das Wasser bis zur Hüfte.

Der Grugapark, den die Stadt vorsichtshalber geschlossen hatte, kam indes glimpflich davon. Größere Schäden seien nicht zu beklagen, berichtete ein Sprecher am Montag. Der Park konnte daher etwas verspätet wieder öffnen.

In Senken und Unterführungen wie hier auf der Borbecker Straße staute sich das Wasser. Die Kanalisation konnte es nicht schnell genug aufnehmen.
In Senken und Unterführungen wie hier auf der Borbecker Straße staute sich das Wasser. Die Kanalisation konnte es nicht schnell genug aufnehmen. © Justin Brosch

Zu den Geschädigten des Unwetters gehörte auch die Krupp-Stiftung, die ihr Open-Air-Konzert am Sonntagabend gegen 15 Uhr vorsichtshalber absagte. Besonders ärgerlich: Um 20 Uhr, als das Konzert hätte beginnen sollen, hatte sich das Unwetter längst wieder verzogen und die Sonne lachte. Hat man womöglich zu schnell die Segel gestrichen?

Krupp-Stiftung: Konzert-Absage nicht leicht gemacht

Da war noch alles in Ordnung: Stuhlreihen vor der Bühne an der Villa Hügel am Freitag, 7. Juli, als Helge Schneider zu Gast war.
Da war noch alles in Ordnung: Stuhlreihen vor der Bühne an der Villa Hügel am Freitag, 7. Juli, als Helge Schneider zu Gast war. © Krupp-Stiftung

„Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht“, sagt Stiftungssprecherin Barbara Wolf. Das Problem sei gewesen, dass man Bühnentechnik, Bestuhlung, Zelte und Foodtrucks in weiten Teilen wegen des Gewitters habe abbauen müssen, um Schäden zu vermeiden. „Wir hätten das dann nicht mehr rechtzeitig wieder aufgebaut bekommen.“ Immerhin habe man alle rund 600 Besucher von der Absage rechtzeitig in Kenntnis setzen können, niemand sei vergeblich zum Hügel gekommen.

Geplant war nach der Premiere am Freitag zuvor ein weiteres Jazz-Konzert, diesmal mit Saxofonistin Karolina Strassmayer und dem Chamber Jazz Orchestra. „Wir klären gerade, ob es möglich ist, das Konzert nachzuholen“, kündigte Wolf an. Wegen der vielen beteiligten Musiker sei das allerdings nicht ganz einfach.

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