Essen. Es ist nicht der erste Versuch den Kopstadtplatz in der Innenstadt zu beleben. Eine Initiative setzt bei einem neuen Anlauf auf Nachbarschaft.
„City Oase“ steht seit einigen Tagen auf einem großen Transparent über dem Kopstadtplatz zu lesen. Oase, das ist ein großes Wort für den Platz in der Essener Innenstadt, der abseits der großen Einkaufsstraßen buchstäblich im Schatten liegt. Eine Initiative hat sich das Ziel gesetzt, den Platz wieder zu beleben. Der Anfang ist gemacht.
So stehen ein Dutzend hölzerne Blumenkübel am Rande des Platzes. In einigen sprießen Kräuter, hübsch anzusehen. Andere müssen noch bepflanzt werden. Auf dem Kopstadtplatz laden provisorische Sitzmöbel zum Verweilen ein, bestehend aus je drei aufeinander gestapelten Europaletten, verdeckt unter einem grauen Überzieher. „Weil die Ästhetik auch eine Rolle spielt“, sagt Dirk Bußler.
Bußler betreibt den Konsumreformshop im ehemaligen Kaufhaus Overbeck & Weller am Kopstadtplatz und ist einer der Initiatoren der Initiative, das als Nachbarschaftsinitiative wohl treffend beschrieben ist. Wolfgang Packmohr gehört dazu, ehemals Leiter des Verkehrsdezernates der Essener Polizei, und heute streitbarer Vorsitzender des Vereins Fuß e.V., der sich um Belange von Fußgängern kümmert.
Das Parken ist auf dem Kopstadtplatz erst einmal verboten
Packmohr wohnt in Borbeck, weil es am Kopstadtplatz aber auch um Fußgänger geht und um den Autoverkehr in der Innenstadt, ist er dabei. Denn bislang wurde der Platz in den Abendstunden und an Wochenenden als Parkplatz genutzt. Die Initiative „City Oase“ will etwas Neues ausprobieren. „Ein Platz für Menschen“ heißt es auf dem Transparent. Damit jeder weiß, worum es hier geht. Menschen mit Autos ist zumindest das Abstellen ihrer Fahrzeuge hier verboten.
5000 Euro haben sie von der Grünen Hauptstadt Agentur für ihr Projekt bekommen. Gefördert wird das vom Bundesforschungsministerium im Rahmen eines Projektes namens Be-Move in dem es darum geht, öffentliche Räume experimentell zu verändern, was irgendwie verkopft klingt.
Packmohr und Büßler sprechen von einem Prozess, an dem sich jeder beteiligen kann. Adressiert ist das in erster Linie an die Nachbarn. Einige machen mit, in dem sie sich mit 100 Euro an der Bepflanzung beteiligen. Den Allbau, dessen Zentrale wenige hundert Meter entfernt in der Rottstraße steht, haben die Initiatoren als Sponsor gewonnen und auch die Sparkasse.
Einige Nachbarn am Kopstadtplatz fürchten Probleme durch Vandalismus
Andere reagierten skeptisch und sogar ablehnend, berichtet Dirk Bußler. Weil es nicht der erste Anlauf ist, zur Belebung des Kopstadtplatzes und alle anderen dann doch irgendwo im Sande verliefen. Weil Nachbarn Vandalismus fürchten und sich sorgen, die so genannte Trinkerszene könnte es sich auf den provisorischen Möbeln bequem machen.
Lokale Bands spielen auf dem Kopstadtplatz
Auf dem Kopstadtplatz steigt im Rahmen des Projekts „City Oase“ am Samstag, 8. Juli, ein Open Air Konzert mit lokalen Bands. Los geht es um 12 Uhr. Es spielen „Dein Gouseng“, „Kat Kit“, „Joél Joao“, „Big O“, „Eat Them“, „Sarah Erdnuss“, „Championne Mondiale“, „Justice“ und „Solopati“. Das Konzert endet um 22 Uhr. Der Eintritt ist frei.
„Probleme mit Vandalismus hatten wir bis jetzt keine“, berichtet Bußler. Und wenn doch, dann dürfe man sich davon nicht abhalten lassen weiterzumachen. Und was die so genannte Trinkerszene angeht: Einige hätten beim Aufbau der Pflanzkübel mitgeholfen. Es gehe darum, auch diese Menschen zu integrieren, sagt Wolfgang Packmohr.
Eine gehörige Portion Optimismus mag da mitschwingen beim Projekt „City Oase“. Ob es als Beispiel dient, die Innenstadt zu beleben, darf man bezweifeln. Aber das ist auch nicht der Anspruch. Es geht um einen Mikrokosmos. Und darum zu beweisen, dass man etwas bewegen kann, wenn man sich engagiert und am Ball bleibt.
Am Samstag spielen lokale Bands ein erstes Konzert auf dem Kopstadtplatz
Mit ein paar provisorischen Möbeln soll es dabei nicht getan sein. Am Samstag treten von 12 bis 22 Uhr lokale Bands auf dem Kopstadtplatz auf. Demnächst soll für Konzerte und Veranstaltungen eine feste Bühne installiert werden. Am 26. Juli gibt es Programm für Kinder.
Auch die öffentliche Toilette am Kopstadtplatz soll in Kürze wieder öffnen. Seit Wochen ist das stille Örtchen dicht – weil die Beleuchtung nicht funktioniert, wie Dirk Bußler erfahren hat. Nun warten sie auf den Elektriker.
Marvin Mühlenbroich vom „Kräuterhaus Klocke“, seit 1934 ansässig am Kopstadtplatz, ist jedenfalls angetan, dass jemand aus der Nachbarschaft „das Heft in die Hand genommen hat“. Das sei allemal besser, als wenn sie am Rathaus am Schreibtisch Pläne für den Kopstadtplatz schmieden würden, meint der Einzelhändler.
Bis Ende Oktober haben die Initiatoren mit Einverständnis der Bezirksvertretung Zeit bekommen. Dirk Büßler und Wolfgang Packmohr hoffen auf eine Wiederholung im nächsten Jahr. Und wenn nicht? Die Europaletten ließen sich anderweitig verwenden.