Essen. Marina Abramović hat die erste Pina-Bausch-Professur in Essen geprägt. Zur Premiere der „54 Hours Performances“ konnte sie aber nicht kommen.
Als sich die Ehrengäste zur feierlichen Performance-Eröffnung um kurz nach 11 Uhr im Museum Folkwang versammeln, ist es in New York gerade mal 5 Uhr früh. Doch die Frau, die per Videocall auf der großen Leinwand zugeschaltet wird, wirkt taufrisch. Marina Abramović, das weiß man, ist schließlich die personifizierte Disziplin. Und trotzdem wirkt die 76-Jährige an diesem Morgen etwas angeschlagen. Die Ärzte haben ihr nach einer Knie-OP das Fliegen verboten. Abramović kann die Eröffnung der „54 Hours Performances“ im Essener Folkwang nur aus der Ferne beobachten. Dabei ist es doch gerade die menschliche Begegnung, die sie immer wieder antreibt.
Umso glücklicher sind alle im Saal über die zurückliegende Zusammenarbeit mit Marina Abramović. Ein Jahr lang hat die Performance-Pionierin an der Folkwang Universität der Künste als erste Inhaberin der Pina-Bausch-Professur unterrichtet und 24 Studierende der verschiedenen Fachbereiche in mehreren Unterrichtsblöcken zusammengebracht. Abramović sei von Anfang an die Wunschkandidatin des Kollegiums gewesen, sagt Folkwang-Rektor Andreas Jacob. „Sie verkörpert den künstlerischen Absolutheitsanspruch wie keine andere.“
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Dabei, berichtet die Künstlerin, habe sie eigentlich gar nicht mehr unterrichten wollen. Doch der Name Pina Bausch habe sie sofort umgestimmt. „Ich konnte nicht nein sagen.“ Und so wirkt es fast wie eine Fügung, dass der Start der „Long Durational Performances“ genau mit dem Todestag der legendären Choreografin und Tänzerin zusammenfällt, die am 30. Juni 2009 gestorben ist.
Für ihren Sohn Salomon Bausch stehen die Begegnungen im Zentrum der neu eingerichteten Professur, die das Land NRW zusammen mit der Kunststiftung NRW fünf Jahre lang ermöglicht. Man sei stolz darauf, etwas entwickeln zu können, „was wirklich neu ist“, sagt der Gründer der Pina Bausch Foundation. „Die Studierenden werden etwas mitnehmen, was sie für ihr Leben prägen kann.“
Nicht nur der Unterricht war für die 24 Workshop-Teilnehmer ein Ritterschlag. Dass das Museum Folkwang für die Performances nun eine Woche lang die großen Ausstellungsräume zur Verfügung stellt, nobilitiert das Projekt nicht minder. Einer Künstlerin wie Marina Abramović könne man so schnell nichts abschlagen, sagt Museumsdirektor Peter Gorschlüter. Außerdem passe die Kunstaktion in die Programmatik des Hauses. Schon für das kommende Jahr sei ein weiterer Weltstar aus dem Bereich Chorografie/Tanz zu erwarten.
Wer im kommenden Semester die Abramović-Nachfolge übernimmt, soll in Kürze bekannt werden. Die Fußstapfen seien fraglos groß, räumt Andreas Jacob ein. Auch wenn die knieverletzte Performance-Übermutter in diesen Tagen nicht allzu große Schritte machen kann.
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