Essen-Frohnhausen. Spezialitätenkaffee aus Mittel- und Südamerika röstet Engin Arcan bei „Arcangelo“ in Essen. Von Trends und schicker Fassade hält er nichts.

Aus Liebe zum Kaffee betreibt Engin Arcan in Frohnhausen eine Rösterei, in die vor allem Eingeweihte kommen. Zufällig stolpern eher selten Menschen ins Café „Arcangelo“, das an einer Seitenstraße liegt und weder ein Schild über dem Eingang noch Werbung an den Fensterfronten hat. Nach außen viel Aufhebens zu machen um das, was er tut, ist nicht Arcans Ding. Der 59-Jährige war eine Zeit lang Weltenbummler, hat dann in der Pflege gearbeitet und sich irgendwann entschlossen, auch beruflich seiner Kaffee-Leidenschaft nachzugehen.

Das Café „Arcangelo“ in Essen-Frohnhausen überrascht viele, die es zufällig passieren, denn Werbung macht Betreiber Engin Arcan nicht.
Das Café „Arcangelo“ in Essen-Frohnhausen überrascht viele, die es zufällig passieren, denn Werbung macht Betreiber Engin Arcan nicht. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Seit ungefähr acht Jahren gibt es das Café „Arcangelo“ an der Pollerbergstraße 2 bereits. Wer einen Cappuccino bestellt, bekommt ein Herz auf dem Milchschaum serviert, trendige „Latte Art“ steht hier aber nicht im Mittelpunkt. „Mir ist wichtiger, dass der Kaffee geschmacklich gut ist“, sagt Arcan. Mehr als zwölf verschiedene Röstungen haben die Gäste zur Auswahl, die Kaffeebohnen kommen aus Ecuador, Peru, Honduras, Guatemala und Kolumbien. Der Dienstag ist meistens Röst-Tag im Café. Dann baut Arcan eine große Waage auf und wirft eine historische Röst-Maschine an, die er für seine Zwecke umgebaut hat – der Trichter, durch den er die rohen Kaffeebohnen hinein füllt, stammt von einem Grammophon.

Im Café „Arcangelo“ in Frohnhausen wird dienstags geröstet

Wenn im Sommer die Fenster des Cafés offen stehen, strömt der Duft raus auf die Pollerbergstraße. An den Tagen mit Café-Betrieb sind die Fensterplätze mit Sitzkissen aus ausgedienten Kaffeesäcken bei vielen Stammgästen beliebt. „Viele suchen einfach einen netten, gemütlichen Ort und entdecken dann hier, dass es Unterschiede beim Kaffee gibt“, sagt Arcan, manchmal käme auch gezielt Kundschaft, die Wert auf Spezialitätenkaffee lege. Er selbst trinkt vier bis fünf Tassen Kaffee am Tag, gerne auch die eher speziellen Geschmacksrichtungen, die er im Café anbietet.

Verkauf und Café-Betrieb seien in etwa zu gleichen Teilen seine Standbeine, erklärt Arcan. Einen Versand hat er nicht eingerichtet, Privatleute können ganze oder gemahlene Kaffeebohnen vor Ort kaufen, außerdem beziehen das vegane Restaurant „Hummelbude“ in Frohnhausen und das Fachgeschäft für Stadtwandel in Holsterhausen „seinen“ Kaffee. Wobei Arcan einschränkt: „Den Kaffee mache ich ja nicht, den machen die Kaffeebauern und sie haben bei Weitem die meiste Arbeit.“ Lage, Witterung und Art der Weiterverarbeitung seien sehr entscheidend für den Geschmack, die Röstung komme noch obendrauf.

Kaffeebohnen stammen aus biologischem Anbau

Arcan wehrt sich mit seiner Rösterei auch gegen das, was er „Kommerz-Kaffee“ nennt: Er beziehe nur Bio-Kaffee aus fairem Handel. Aus Überzeugung und auch, weil man es herausschmecke. „Ich glaube, wenn man etwas gut machen will, muss man es mit Liebe machen“, sagt Arcan. Dazu brauche es als Basis gute Arbeitsbedingungen und faire Bezahlung. Weil er vor Jahren keinen Bio-Kaffee finden konnte, der ihm wirklich schmeckte, habe er selbst mit dem Rösten begonnen. Herausgekommen ist das eigene Café.

Geöffnet ist das Café „Arcangelo“ an der Pollerbergstraße 2 in Frohnhausen donnerstags bis samstags von 10 bis 15 Uhr.

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