Essen. Generalmusikdirektor Tomáš Netopil präsentiert zum Abschied noch einmal Kompositionen seiner Heimat. Ein gelungener Abend mit zauberhafter Musik.

Wer ist bloß Jan Václav Hugo Voříšek? Man staunte nicht schlecht, als vor zehn Jahren der neue Generalmusikdirektor Tomáš Netopil seine erste Essener Konzertsaison ausgerechnet mit einem Stück des böhmischen Kleinmeisters eröffnete. Mit einem „tschechischen Märchen“ verabschiedete er sich jetzt an seinem letzten Abend in der Philharmonie.

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Damit schloss sich konsequent ein Bilderbogen, in dem Netopil dem Publikum die Musik seiner Heimat näherbringen wollte. Natürlich waren auch die „Moldau“ und die Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ dabei, vorwiegend aber hierzulande unbekannte Werke. Sein Abschiedskonzert mit den Essener Philharmonikern sollte da keine Ausnahme machen, wenngleich man die Komponistennamen kannte.

Musik, die man wohl nur von einem tschechischen GMD zu hören bekommt

Zwei Königskinder, die nicht zueinander finden dürfen – eine uralte Geschichte, die Josef Suk in seiner Suite „Märchen“ ganz zauberhaft in Musik setzte und die man wohl nur von einem tschechischen GMD zu hören bekommt. In die satte Ausdruckswelt der Spätromantik entführten die entsprechend groß besetzten Philharmoniker mit Glut und Hingabe, mit dramatischer Schubkraft und erzählerischem Duktus, den nicht nur Konzertmeister Daniel Bell durch seine Soli noch veredelte.

Eine Entdeckung und ein Bad im Wohlklang, dem die tragisch wuchtige Rhapsodie „Taras Bulba“ noch harmonisch zugespitzt die Handschrift von Leoš Janáček zur Seite stellte, ausgeführt freilich subtil und kristallin bis in die pathetischen Höhepunkte. Netopils Liebe zu Mahlers disparater Sinfonik (die ja mehrere CD-Einspielungen mit den Essener Philharmonikern dokumentiert) war hier spürbar und führte abschließend zurück zu Übervater Dvořák – und seinem selten gegebenen „Te Deum“.

Die Chöre verströmten Innigkeit und Harmonie

Aalto-Opernchor und Philharmonischer Chor Essen (Patrick Jaskolka) verströmten Innigkeit und Harmonie wie auch Jessica Muirheads engelhaft schöner Sopran und der kernige Bariton von Heiko Trinsinger. Das alles war so rundum überzeugendes, engagiertes Musizieren, dass Tomáš Netopil der Abschied eigentlich schwergefallen sein müsste.