Essen. Zwei Kinder (1 und 5 Jahre alt) sind am Dienstag in Essen aus Fenstern in die Tiefe gestürzt. Beide zogen sich lebensgefährliche Verletzungen zu.
Erneut sind in Essen Kleinkinder aus Fenstern gefallen: Beide erlitten lebensgefährliche Verletzungen. Zunächst stürzte am Dienstagnachmittag aus einem Flurfenster zwischen dem zweiten und dritten Obergeschoss eines Hauses an der Max-Reger-Straße im Südviertel ein einjähriger Junge auf die Straße.
Am Abend fiel dann ein vierjähriges Mädchen an der Vogelheimer Straße aus dem Fenster eines Dachgeschosses rund zwölf Meter in die Tiefe. Ein Notarzt wurde mit einem Hubschrauber zum Unglücksort gebracht. Wie Polizeisprecher René Bäumle am Mittwochmorgen erklärte, laufen die Ermittlungen, die genauen Umstände seien noch unklar. Man habe in beiden Fällen keine Hinweise auf ein aktives Fremdverschulden.
Dies sind der dritte beziehungsweise vierte schwere Fenster- oder Balkonsturz eines Kleinkinds in den vergangenen zwei Wochen in Essen: Erst am 8. Juni war ein dreijähriges Mädchen aus dem ersten Stockwerk eines Mehrfamilienhauses in Holsterhausen gestürzt. Es wurde ebenfalls in einem Schockraum behandelt.
Da das Mädchen stationär aufgenommen wurde, gilt es bei der Polizei als schwer verletzt. Die Behörde ging von einem Unfall aus. Wie deren Sprecher René Bäuml sagte, habe es keine Hinweise auf ein Fremdverschulden gegeben. Am Mittwoch gab es von Seiten der Polizei noch keinen neuen Stand zum Gesundheitszustand der beiden Kinder.
Im Frühjahr und Sommer besonders viele Unglücke
Drei Tage zuvor war ein eineinhalb Jahre altes Kleinkind aus dem zweiten Stock eines Hauses in Kray gefallen, wurde schwer verletzt, schwebte aber nicht in Lebensgefahr. Es stürzte offensichtlich aus einem geöffneten Fenster, einen Balkon gibt es dort nicht.
Dass im Frühjahr und Sommer besonders junge Menschen auf diese Weise verunglücken, ist für die Bundesarbeitsgemeinschaft „Mehr Sicherheit für Kinder e.V.“ ein bekanntes Phänomen mit manchmal leider auch tödlichen Folgen.
In der Mehrzahl der Fälle sind Kleinkinder unter vier Jahren betroffen“, weiß Andreas Kalbitz, Geschäftsführer der BAG „Mehr Sicherheit für Kinder e.V.“. Kleine Kinder seien neugierig und wollten die Welt erkunden. Daher blickten sie gerne aus dem Fenster, die bei schönem Wetter oftmals geöffnet sind, und lehnten sich unbedacht über Balkonbrüstungen.
Fenster und Balkontüren sollten gesichert sein
Für kleine Mädchen und Jungen sei das aus vielen Gründen äußerst riskant. Sie können Gefahren nicht nur schlechter abschätzen als Erwachsene, sie haben auch einen anderen Körperschwerpunkt. Denn ihr Kopf ist schwerer, sein Gewicht zieht sie leichter in die Tiefe. Hinzu kommt: Kinder lieben es, zu klettern, und wissen genau, mit welchen Tricks sie in die Höhe gelangen, so Kalbitz: „Daraus müssen Eltern Konsequenzen ziehen und sich strikt an bestimmte Regeln halten.“
Kinder sollten niemals unbeaufsichtigt bei geöffnetem Fenster im Zimmer oder auf dem Balkon spielen. Fenster und Balkontüren sollten gesichert sein, zum Beispiel durch abschließbare Griffe. Steighilfen wie Getränkekisten, Blumenkübel oder Gartenmöbel verführen die Kleinen zum Klettern und haben auf dem Balkon nichts verloren.
Auch das Kleinkind, das in Kray verunglückte, hat sich in seinem Kraxeldrang wohl am Fensterbrett hochgezogen und dann das Gleichgewicht verloren. Neben Fenstern können auch Querstreben an Balkongittern eine latente Gefahr sein. Sie sollten abgedeckt werden, damit sie nicht zu Steighilfen werden. Kalbitz appelliert an die Eltern: „Erklären Sie die Gefahren, stellen Sie Regeln auf und achten Sie auf die Einhaltung.“