Essen-Kettwig. Durch G9 verlängert sich die Schulzeit: Am Theodor-Heuss-Gymnasium in Essen-Kettwig herrscht schon akute Raumnot. So könnte eine Lösung aussehen.

Bald beginnen die Ferien und auf den Schulkorridoren herrscht fröhliche Stimmung. Dort tummeln sich die Älteren, um ihre nicht mehr benötigten Schulbücher abzugeben – damit sie für die nachfolgende Schülergeneration zur Verfügung stehen. 93 Fünftklässler werden im August im Theodor-Heuss-Gymnasium die Schulbank drücken, ein weiterer Jahrgang G9. In drei Jahren, so rechnet Schulleiter Christian Koehn, wird es nur noch G9-Absolventen geben – und das Kettwiger Gymnasium ein gewaltiges Platzproblem bekommen.

Absagen will das Gymnasium künftig vermeiden

„Wir haben auch dieses Jahr wieder Schülerinnen und Schüler ablehnen müssen, weil es schon jetzt nicht mehr geht“, sagt Koehn. Jede Absage sei schlimm, nicht nur für die betroffenen Kinder und ihre Eltern, auch ihm und seinem Team gehe das nahe. „Nicht selten haben wir hier weinende Kinder sitzen. Wir möchten sie am THG aufnehmen, aber können es nicht.“

Mit der Wiedereinführung von G9 habe sich die Situation an den Schulen generell verschärft, weiß Koehn ebenfalls von Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Stadtteilen. Es besteht ein Mehrbedarf an gymnasialen Schulplätzen, das ist auch in der Politik angekommen, weshalb das Thema im Schulausschuss am 14. Juni auf der Agenda stand. In der Sitzung ging es u.a. um den Sachstand zur Realisierung von Schulneubaustandorten und -erweiterungen in den Stadtbezirken 1 und 6.

Gespräche mit der Essener Immobilienverwaltung

Aber auch im Essener Süden soll es voran gehen. Seit mehreren Monaten liefen bereits Gespräche mit der Immobilienverwaltung, berichtet CDU-Ratsherr Guntmar Kipphardt, der seine ehemalige Schule (1976 Abitur) dabei unterstützt.

Eine Option könnte sein, das Gebäude der Jakob-Muth-Schule als Dependance zu nutzen. Die Förderschule müsste an einen anderen Standort in der Stadt wechseln.
Eine Option könnte sein, das Gebäude der Jakob-Muth-Schule als Dependance zu nutzen. Die Förderschule müsste an einen anderen Standort in der Stadt wechseln. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Geprüft worden seien bauliche Veränderungen im Bestand, „doch die sind im laufenden Betrieb kaum zu stemmen“, sagt Schulleiter Koehn, bedeuten Bauarbeiten doch vor allem Lärm und ein Sicherheitsrisiko. Eine Auslagerung des Schulbetriebs sei in Erwägung gezogen worden – aber geeignete Standorte, die nicht wiederum langwieriger Genehmigungen (weil auf der grünen Wiese) und/oder ebenfalls Umbauten bedürfen, taten sich in Kettwig nicht auf. Kipphardt: „Ein Umzug ins Kardinal-Hengsbach-Haus war angedacht, aber das wäre verkehrstechnisch schlecht gewesen.“

Das Altgebäude der Realschule Kettwig wäre eine andere Möglichkeit für eine THG-Dependance. Dies würde aber vermutlich abgerissen und neu gebaut werden müssen.
Das Altgebäude der Realschule Kettwig wäre eine andere Möglichkeit für eine THG-Dependance. Dies würde aber vermutlich abgerissen und neu gebaut werden müssen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Suche nach einer geeigneten Dependance für das THG

Also stehe nun die Suche nach einer Dependance auf dem Programm, die künftig einen Teil der THG-Schüler aufnehmen soll. Zwei Optionen seien im Gespräch, so Kipphardt: zum einen das Zweitgebäude der Realschule Kettwig an der Ecke Cornelius-/Brederbachstraße (die Realschule bekäme als Ersatz Mobilbauten auf ihrem Gelände), zum anderen die Jakob-Muth-Schule am Bögelsknappen, für die ein ganz neuer Standort in der Stadt gefunden werden müsste.

Wobei die Förderschule den Vorteil habe, so Koehn, dass sie über eine Einfach-Turnhalle und einen großen Schulhof verfüge. Dort könnten entweder die Unterstufenschüler unterrichtet werden oder die Räume würden fit gemacht für die Oberstufenkurse.

Lösung soll innerhalb von drei Jahren realisiert werden

Koehn: „Abgesehen davon, dass die Räume für die Bedürfnisse des THG ausgestattet sein sollten, mit einer Dependance müssen wir uns auch organisatorisch komplett neu aufstellen.“ Welche Lösung auch immer gefunden werde: In den nächsten drei Jahren, so der dringende Wunsch des Schulleiters, müsse diese auch umgesetzt werden. „Es muss nicht komplett alles fertig sein, aber die 90 bis 120 Schüler mehr im System müssen dann irgendwo untergebracht sein.“

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