Essen-Südostviertel. Schon zum zweiten Mal hat eine Ente Eier in einen Blumentopf auf einem Balkon gelegt. Was aus dem Nachwuchs im Südostviertel geworden ist.

  • Ein tierischer Gast hat sich auf einem Balkon in Essen eingenistet.
  • Bereits zum zweiten Mal hat eine Ente Eier in einen Blumentopf gelegt.
  • Der luftige Nistplatz birgt allerdings Gefahren.

Einen gefiederten Gast hat Lina Westerteicher (22) nun schon zum zweiten Mal auf dem Balkon ihrer Wohnung im Essener Südostviertel beherbergt. Eine Ente hat einen Blumentopf offenbar als geeigneten Nistplatz auserkoren und dort ihre Eier abgelegt. Doch so ganz optimal ist die luftige Kinderstube dann doch nicht. Sie birgt auch große Gefahren für den Nachwuchs – und zudem eine Geschichte mit glücklichem Ausgang.

„Unsere Familie hat schon viele wilde Tierkinder aufgezogen, gepäppelt oder an Pflegestellen weitergegeben“, berichtet Stefanie Westerteicher, Mutter der 22-Jährigen und langjährige Kantorin der evangelischen Auferstehungskirche.

Essener Familie hat schon viele Jungtiere aufgepäppelt

Nach verschiedenen Vogelkindern, Igeln, Eichhörnchen und sogar einer Fledermaus hatte sich letztes Jahr dann eine Ente auf dem kleinen Balkon von Kinderkrankenschwester Lina Westerteicher eingenistet, mitten in der Stadt, fernab von See oder Fluss. In einem mit Erde gefüllten und dann von der Ente mit Federn und anderem Nistmaterial bequem hergerichteten Blumentopf lagen vier Eier, aus denen tatsächlich nach vier Wochen vier Küken schlüpften – sehr zur Freude von Familie Westerteicher, die das Ganze mit Spannung und Freude beobachtete.

Im vergangenen Jahr lagen vier Enteneier im Nest auf dem Balkon. Familie Westerteicher fing die Entenmutter ein und brachte sie mit den vier Küken zum Baldeneysee.
Im vergangenen Jahr lagen vier Enteneier im Nest auf dem Balkon. Familie Westerteicher fing die Entenmutter ein und brachte sie mit den vier Küken zum Baldeneysee. © Westerteicher

„Aber irgendwann gab es ein Problem: Die Entenküken konnten ja noch nicht fliegen, wurden aber von der Mutter aufgefordert, zu springen. Auf weichem Waldboden geht das, aber auf hartem Beton wäre der Fall aus dem zweiten Stock der sichere Tod gewesen“, so Stefanie Westerteicher. Im Familienkreis fand man damals eine Lösung: In einer filmreifen Tierrettungsaktion fingen sie die Entenmutter mit einem Netz ein und brachten sie mit ihren Küken wohlbehalten zum Baldeneysee.

Die Ente hat sich erneut denselben Balkon zum Nisten ausgesucht

„Der Blumentopf inklusive Shuttleservice muss der Ente wohl gefallen haben. Prompt ist sie in diesem Jahr wiedergekommen und hat den denselben, immer noch unbepflanzten Blumentopf besetzt“, berichtet die Kantorin von dem tierischen Schauspiel, das sich in unmittelbarer Nähe der Auferstehungskirche abgespielt hat.

Dieses Mal ging leider nicht alles gut: Die Ente sei offenbar gestört worden. Nachdem sie am zweiten Tag ihr zweites Ei gelegt hatte, war dieses plötzlich verschwunden und die Ente kam nicht wieder. Drei Wochen lang habe das Ei dort gelegen. „Wir haben es nicht übers Herz gebracht, es zu entsorgen“, so Stefanie Westerteicher.

Luise Dillenberg (l). und Lilly Kottmann kümmern sich liebevoll um die Tiere.
Luise Dillenberg (l). und Lilly Kottmann kümmern sich liebevoll um die Tiere. © Westerteicher

Als die Kantorin diese Geschichte ihrem jungen Chormitglied Luise Dillenberg und ihrer Freundin Lilly Kottmann erzählte, waren die elfjährigen Mädchen sofort begeistert. Luise hat ein Hühnergehege im Garten und wollte ihrer kleinen Lieblingshenne Cäcilie schon immer mal ein Ei zum Brüten unterschieben.

Diese Chance wollte Familie Westerteicher nicht ungenutzt lassen, übergab Luise das Ei – und vergaß die Sache. Bis Luise ihrer Chorleiterin ein Foto mitbrachte – mit der frisch geschlüpften Mini-Ente, nach der Balkon-Besitzerin Lina getauft. Henne Cäcilie hat das Entenküken nicht nur ausgebrütet, sondern übernimmt auch die Mutterpflichten in der Geflügel-Patchwork-Familie.

Das Entenküken darf erst nach drei Wochen ins Wasser

Familie Dillenberg fühle sich jetzt verantwortlich für Klein-Lina, habe sich informiert und herausgefunden. dass das Entenküken noch nicht schwimmen gehen darf. Entenmütter fetten ihre Jungen nämlich mit einem öligen Sekret als Schutz gegen Nässe aus der Bürzeldrüse an der Oberseite der Schwanzwurzel ein, solange die Drüse des Nachwuchses noch nicht ausgebildet ist. Das kann die Hühnermama natürlich nicht erledigen. „Damit Klein-Lina also nicht nass wird und auskühlt, darf sie erst nach etwa drei Wochen das erste Mal baden gehen“, berichtet Stefanie Westerteicher auf dem Leben des Entennachwuchses.