Essen-Frintrop. Für zwei Tage war die Frintroper Gleisschleife Essens ungewöhnlichstes Festivalgelände. Wie die Stimmung war und wie das Publikum reagierte.

Matthias Kloss und Volkan Bozkaya mussten erst einmal durchschnaufen. Die Festival-Veranstalter zogen höchst zufrieden Bilanz: „Wir hatten am Freitag 800 und samstags über 1200 Leute da. Für das erste Mal ein Bombenzuspruch.“ Essens wohl ungewöhnlichstes Konzertgelände hatte sich schon am Freitagnachmittag zusehend gefüllt. An langen Tischen hockten die Frintroper zusammen und ließen es sich bei kühlen Getränken gutgehen.

Das Wetter spielte mit, Sonne flutete das Gelände der Gleisschleife. Das musikalische Programm von „Mitten im Pott“ konnte sich ebenso sehen lassen wie die gastronomischen Angebote: Festivalburger, Currywurst, Pommes, aber auch vegetarische Samosas auf Bulgursalat und Garnelen im Knuspermantel. Und das zu bezahlbaren Preisen.

Veranstalter Volkan Bozkaya (l.) und Matthias Kloss freuen sich über den Erfolg des Festivals „Mitten im Pott“.
Veranstalter Volkan Bozkaya (l.) und Matthias Kloss freuen sich über den Erfolg des Festivals „Mitten im Pott“. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Unbezahlbar dagegen waren „Logenplätze“ der besonderen Art: Ein Nachbarpaar hörte sichtbar gut gelaunt vom Wohnzimmerfenster aus zu. Die Zustimmung der direkten Anwohner war Veranstalter Kloss wichtig: „Wir haben fast nur positive Rückmeldungen bekommen. Die Ruhrbahn und die Eigentümer des privaten Grundstückes hier haben uns toll unterstützt.“

Essen-Frintroper und Mülheimer machen gemeinsame Sache

Vor gut eineinhalb Jahren schlossen der Ur-Frintroper und der Mülheimer mit ihrem Gastrobetrieb „Die Schleife“ eine Versorgungslücke, längst ist ihr Foodtruck festes kulinarisches Angebot. Seit diesem Jahr könne man im chilligen Biergarten sein Feierabendbier genießen oder beim üppigen Frühstücksbüffet zuschlagen, so Bozkaya: „Wir wollten den Stadtteil lebendiger machen.“

Nun hatten die beiden ein komplettes Open-Air-Festival aus dem Boden gestampft. Kloss gab zu: „Eigentlich ist das Ganze aus einer Bierlaune entstanden. Wir wollten den Stadtteil nach vorne bringen und natürlich auch Werbung machen für unsere Gastronomie.“ Auch die Familie half mit. So hatte Kloss-Neffe Alexander Ressing die Handballer der DJK Altendorf 09 mitgebracht, um einen Bierstand zu bespielen: „Wir helfen gerne, können so auch auf unseren Verein aufmerksam machen. Und wird dürfen als Dankeschön unsere Saison-Abschlussfeier auf dem Bauernhof Ressing / Kloss ausrichten.“

„Voice of Germany“-Teilnehmer auf der Bühne in Essen-Frintrop

Während auf der Bühne Martin Stoemmer zum Mikrofon griff, war Kloss-Sohn Mathis keinerlei Nervosität anzumerken: „Ich freue mich auf meinen Auftritt. Ein bisschen Aufregung gehört dazu.“ In wenigen Tagen endet für den 18-Jährigen die Schulzeit am Gymnasium Borbeck. Der Frintroper Lokalmatador: „Das Singen hat mir immer schon im Blut gelegen. Aber da war immer auch die Schule. Ab sofort steht die Musik an erster Stelle.“

Mathis Kloss begeisterte auf dem Festival „Mitten im Pott“ mit seinen Balladen.
Mathis Kloss begeisterte auf dem Festival „Mitten im Pott“ mit seinen Balladen. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Am Freitag ließ es Mathis Kloss ruhig angehen mit Balladen wie „Feeling good“ von Michael Bublé oder „Wenn du gehst“ von Johannes Oerding. Eigenes Material habe er noch nicht vorzuweisen: „Aber wir arbeiten dran.“ Der „The Voice of Germany“-Teilnehmer wird Anfang 2024 mit der Essener Band „Kuult“ auf Tournee gehen.

Die Stimmung war bestens, immer mehr Fans kamen vorne zur Bühne oder lagerten auf der Wiese. Am Samstag stand Mathis Kloss mit dem Essener Duo Benny & Joyce auf der Bühne, danach rockten das Kölner Rap-Duo „Yago“ und X-Factor-Gewinner David Pfeffer den Abend.

Politik entscheidet über Zukunft als Veranstaltungsfläche

Matthias Kloss freute sich über viel Zuspruch von Festival-Besuchern: „Das spornt an.“ Security und Polizei seien sehr zufrieden gewesen mit dem gesitteten Publikum. Auch die anwesenden Ortspolitiker hätten ein positives Feedback mitgenommen und eine Wiederholung der Sause erbeten: „Aber nun muss die Politik entscheiden, ob das eine Blumenwiese ist oder auch Veranstaltungsfläche.“ Die in Gründung befindliche „Interessengemeinschaft Frintrop“ plane am 9. Dezember wieder ein weihnachtliches Konzert in der Gnadenkirche, ein Weihnachtsdorf an der Schleife und auch weitere Veranstaltungen für Frintrop.

Der nahe gelegene Bauernhof seiner Familie mit ausgedehnten landwirtschaftlichen Flächen könnte durchaus zukünftigen Festivals eine Heimat bieten, findet Matthias Kloss: „Zumindest perspektivisch denken wir in alle Richtungen. Auf den abgeernteten Feldern könnten mehre Themenbühnen angesiedelt werden, zum Beispiel Popmusik und Schlager.“