Essen. Bei längerem Stromausfall besetzt die Stadt 17 Notfall-Infopunkte. Von dort können über ein Funknetz Polizei und Feuerwehr alarmiert werden.
Ein „Blackout“ ist für Essens Ordnungsdezernent Christian Kromberg so etwas wie die Mutter aller Katastrophen: Ein flächendeckender Zusammenbruch der Kommunikation durch einen womöglich tagelangen Stromausfall trifft dann absehbar auf ein besonders hohes Informationsbedürfnis in der Bevölkerung.
Doch die Telefone sind tot, bei einem leeren Handyakku reicht der Blick nicht mehr weiter als bis zum Horizont, der mit einem Mal die Grenze des Wissens ist. Die Leitungen sind wasserlos, die Lichter genauso aus wie die Heizungen. Was tun, wenn in einer solchen Situation Menschen zusätzlich in Gefahr oder gesundheitliche Not geraten, ein Feuer ausbricht oder eine technische Hilfe dringend ist?
Antworten auf solche Fragen und Hilfe finden die Essener in 17 Notfall-Infopunkten, die eingerichtet werden, wenn der Strom für längere Zeit ausfällt. Übers Stadtgebiet verteilt sind die sogenannten NIP in einem Radius von drei Kilometern zu erreichen. Vier weitere Standorte werden derzeit als zusätzliche Option geprüft, sagt Jörg Wackerhahn, stellvertretender Leiter der Feuerwehr Essen.
Wichtige Infos und Hilfe rund um die Uhr
Es handelt sich um notstromversorgte Gebäude wie Feuer- und Polizeiwachen, aber auch Altenheime, ein Bildungszentrum und eine Bank sind darunter.
In den Anlaufstellen mit jeweils vier geschulten Helfern werden rund um die Uhr wichtige Infos bereitgehalten: Was ist eigentlich passiert, wie geht es weiter, welcher Arzt ist ansprechbar, welche Apotheke hat geöffnet, wo ist der nächst gelegene Versorgungspunkt für Trinkwasser und Auskünfte auf eine Reihe anderer Fragen mehr.
Jeder Punkt verfügt mit einer besonderen digitalen Funktechnik über die Möglichkeit, trotz flächendeckenden Stromausfalls Notrufe an die Feuerwehr, den Rettungsdienst oder die Polizei abzusetzen. Um die Meldungen möglichst schnell abzuwickeln, wurden standardisierte Bögen entwickelt, auf denen viele denkbare Ereignisse eine Nummer bekommen, was ein zeitsparendes Übermitteln der Nachricht ermöglicht.
Die Notfall-Infopunkte sind keine Ladestationen
Der Ordnungsdezernent betont, dass in den Notfall-Infopunkten keine Lebensmittel und auch kein Material, wie Notstromaggregate, Kabeltrommeln oder ähnliches zur Verfügung gestellt. Es wird auch nicht möglich sein, Geräte wie Laptops oder Smartphones aufzuladen. „Den Strom benötigen wir selber.“ Da nicht ausgeschlossen werden kann, dass der ein oder andere vor Ort „die Nerven verliert“, wenn er abgewiesen wird, wurde ein besonderes Sicherheitskonzept entwickelt, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schützen zu können.
Besser sollte sich jede Bürgerin, jeder Bürger im Vorfeld klar machen, dass er in eine Mangel-Situation geraten kann, auch wenn Kromberg betont, dass er einen „Blackout für sehr unwahrscheinlich“ hält. „Habe ich genug Lebensmittel für ein paar Tage im Haus, ist genug Wasser vorhanden“, am besten auch noch ein Radio, eine Taschenlampe mit Batterie oder Kurbel? Eine Notfallausrüstung sollte in jedem Haushalt vorhanden sein, „damit man in der Wohnung ein paar Tage lang alleine durchhalten kann“, meint der Ordnungsdezernent.
Ein Flyer in elf Sprachen zum „Blackout“
Weitergehende Anregungen und Informationen dazu finden sich in dem Flyer „Blackout in Essen“, den die Stadt ab sofort kostenlos in elf Sprachen zur Verfügung stellt. Das Heftchen liegt in allen kommunalen Einrichtungen mit Publikumsverkehr aus. Kromberg, der es in seinem Zuhause mit einem Magneten am Kühlschrank befestigt hat, empfiehlt, den Flyer sozusagen physisch griffbereit zu haben. Denn dessen Download aus dem Internet könnte eines Tages vielleicht nicht mehr funktionieren.
Wer sich auf einen womöglich tagelangen Stromausfall und andere Szenarien vorbereiten will, findet Informationen zum Bevölkerungsschutz unter www.essen.de/bevölkerungsschutz. Dort werden auch alle Vorkehrungen beschrieben, die die Essenerinnen und Essener selbst leisten können.
Dies sind die Standorte der 17 Notfall-Infopunkte:
Altenessen-Nord: Johanniskirchstraße 96, Polizei Essen
Altenessen-Süd: Fundlandstraße 25, Feuerwehr Essen
Bochold: Wüstenhöfer Straße 134, Feuerwehr Essen
Borbeck-Mitte: Schloßstraße 65, Polizei Essen
Burgaltendorf: Alte Hauptstraße 3, Geno Bank
Frohnhausen: Aachener Straße 19 - 21, Alfried-Krupp-Heim
Haarzopf: Theodor-Althoff-Straße 4, Polizei Essen
Heidhausen: Wimberstraße 1, BEW GmbH
Kettwig: Münzbergerplatz 3, St. Josefhaus
Kupferdreh: Kupferdreher Straße 82, Feuerwehr Essen
Ostviertel: Eiserne Hand 45, Feuerwehr Essen
Rellinghausen: Frankenstraße 89, Polizei Essen
Rüttenscheid: Büscherstraße 2-6, Polizei Essen
Rüttenscheid: Manfredstraße 26, Feuerwehr Essen
Schonnebeck: Drostenbusch 61, GSE Hospital zum Heiligen Geist
Stadtkern: III. Hagen 27, Polizei Essen
Steele: Ruhrbruchshof 2, Polizei Essen